Moto Morini X-Cape

Moto Morini X-Cape im Test (Baujahr 2022)

Wie schlägt sich günstige Adventure-Bike mit 60 PS aus Italien?

Moto Morini X-Cape 650 im TestFotos: Motorradtest.de

Die Moto Morini X-Cape 650 ist ein echter Hingucker. Für nicht einmal 8.000 Euro bekommt man ein ausgewachsenes Adventure-Bike, welches sich auch für lange Touren zu zweit eignet. Allerdings muss sich der Fahrer / die Pilotin mit etwas mageren 60 PS zufriedengeben. Wie sich die X-Cape anfühlt, haben Ole und Dietmar bei einer ausgiebigen Landstraßenrunde ausprobiert.

Mächtig und schön und schön bequem

Zunächst einmal vielen dank an Stephan aus Lübeck, der seine graue X-Cape mit Gussfelgen für diesen Test zur Verfügung gestellt hat. Sehr schick und mächtig steht sie da, die Moto Morini. Sie sieht modern aus, aber nicht zu verspielt. Insgesamt sind vier Farb- und Felgenvarianten verfügbar. Uns gefällt die rote Version mit den goldenen Speichenrädern am besten, diese schlägt allerdings auch mit 8.285 Euro zu Buche.
 
erhältliche Farben X-Cape 650
 
Motorräder von Moto Morini werden in Trivolzio südlich von Mailand entwickelt und zusammengebaut. Die Teile werden in China von der Zhongneng Vehicle Group (kurz "ZNEN") gefertigt. Diese Firma ist seit Ende 2018 Inhaber von Moto Morini und ist zuvor eher für Roller und kleinere Motorräder für den asiatischen Markt bekannt gewesen. Beim Kauf von Moto Morini hat sich die ZNEN Group verpflichtet, die Werke in Italien weiter zu betreiben.
 
Abmessungen und Sitzergonomie
Die Sitzprobe auf der X-Cape fällt überaus positiv aus. Der breite und hoch montierte Lenker fällt dem Fahrer genauso automatisch in die Hände wie die Haltegriffe dem Beifahrer. Die Sitzbank ist breit genug und angenehm straff, sodass auch bei längeren Touren das Hinterteil nicht zwickt. Man sitzt aufrecht und bequem, der Kniewinkel ist angenehm und auch die Fußrasten sind genau da, wo sie hinsollen. Perfekt.

Abmessungen und Sitzergonomie
So bequem sitzt es sich auf der X-Cape.

360 Grad Rundgang um die Moto Morini X-Cape 

CockpitBeleuchtung vorneBeleuchtung hinten

Technik der X-Cape 650

Technisch gesehen gibt es bei der X-Cape ein paar positive Überraschungen, die man aufgrund des Preise hier so nicht vermuten würde. An erster Stelle ist da das große und gut ablesbare 7 Zoll TFT-Farbdisplay zu nennen, das auch noch eine wunderbar matte Oberfläche besitzt und dadurch nicht spiegelt. Angezeigt werden neben allen möglichen Infos auch der gewählte Fahrmodus, derer es zwei gibt: "Ride" und "Offroad". Im Offroad-Modus kann man das ABS hinten abstellen, was Enduristen freuen dürfte. Es gibt in Serie außerdem einen Bordcomputer sowie eine Reifendruckkontrolle - echt nicht übel!

Auch beim Licht geht Moto Morini mit der X-Cape in die Vollen - Voll-LED ist nämlich angesagt, sowohl beim Scheinwerfer als auch bei den Blinkern und dem Tagfahrlicht. Sehr gut: Es gibt einen separaten Schalter zum Umschalten zwischen diesem Tagfahrlicht und dem Abblendlicht.

Etwas überrascht waren wir, dass die X-Cape ohne Traktionskontrolle auskommen muss. Das ist kein Beinbruch, aber dennoch ob der sonst guten Ausstattung merkwürdig. Dafür ist die Bedienung der X-Cape schön einfach, das Handbuch kann man vergessen, man kommt mehr oder weniger sofort mit der Maschine klar. Übrigens hat Moto Morini versprochen, dass die X-Cape zu einem späteren Zeit per Update mit einer im Display integrierten Navigationsfunktion via App ausgestattet wird. Koppeln kann man sein Smartphone via Bluetooth schon jetzt inkl. Funktionen zum Telefonieren und Musik hören.

Seitenansicht

So fährt sie sich

Die X-Cape klingt für unseren Geschmack ganz gut, allerdings war das Testbike auch mit einem Schalldämpfer von SC Project ausgerüstet. Den Soundcheck findet ihr wie immer rechts oben. Wie der Serienauspuff klingt, können wir nicht sagen.
 
Genug geguckt, gehört und im Cockpit herumgefummelt - jetzt gehts es endlich auf die Straße. Was auf den ersten Metern sofort auffällt: Die X-Cape liegt satt und sicher auf der Straße und geht sehr präzise ums Eck. Das hätten wir so nicht erwartet und es fühlt sich tatsächlich eher nach 21 Zoll Vorderrad an als nach 19 Zoll. Das Fahrverhalten ist gutmütig und im Zusammenspiel mit der bequemen Sitzergonomie ergibt sich ein überaus entspanntes Dahingleiten. Okay, es gibt spürbare Vibrationen fast über den gesamten Drehzahlbereich, diese haben uns aber nicht gestört - wir haben sie lediglich wahrgenommen.
 
Motor
 
Der Motor leistet 60 PS und hat ein Drehmoment von exakt 56 Newtonmetern. Das hört sich nicht nach viel an und es fühlt sich auch nicht nach viel an. Die X-Cape beschleunigt eher gemächlich und auch Überholmanöver sollte man sich je nach Beladungszustand gut überlegen. Das mag sich so anhören, als ob die Maschine kein Fahrspaß vermitteln würde, das tut sie aber durchaus - aber eben nicht durch schiere Leistung, sondern durch ihr gutmütiges Fahrverhalten. Man fühlt sich sicher auf der X-Cape und die übersichtliche Leistungsabgabe macht sie auch zu einem echten Tipp für Reise-Enduro Fahranfänger.
 
Was ist uns noch aufgefallen? Das 6-Gang Getriebe ist zumindest kalt ein wenig hakelig, warm gefahren wird es dann etwas besser. Die Marzocchi Gabel vorne ist voll einstellbar und funktioniert ganz hervorragend. Hinten gibt es ein Zentralfederbein von Kayaba, hier kann man die Federbasis und die Zugstufe einstellen. Die Bremsen kommen von Brembo und sind wenig auffällig. Vorne gibt es eine Doppelscheibe mit 298 mm Durchmesser und Zweikolben-Schwimmsätteln. Die gibt es auch an der 255er Scheibe hinten und eine Bosch 2-Kanal-ABS Anlage ist auch an Bord. Die X-Cape stellt zwar keine neuen Bremsrekorde auf, aber sie bremst gut und vorhersehbar. 
 
Vorne gibt es dann noch eine 2-fache USB-Steckdose für Handy und Co. und - aufgemerkt - die Schalter an diesem Motorrad sind hintergrundbeleuchtet! Das Windschild ist verstellbar, allerdings knarzt und knattert es ein wenig, sofern man den Verstellknebel nicht voll zudreht. Zubehör wie Koffer, Topcase, Sturzbügel, Handprotektoren etc. gibt es bei Moto Morini auch, sodass sich jeder sein Wunschbike nach seinem Gusto zusammenstellen kann.
 

Fazit - was bleibt hängen

Die Moto Morini X-Cape 650 ist ein gutes Adventure-Bike für kleines Geld. Es gibt noch Verbesserungs- und Update-Potenzial, aber so richtig schlimme Dinge sind uns nicht aufgefallen. Die Maschine fährt sich klasse und besticht mit einer sehr gut austarierten Straßenlage und einer bequemen Sitzposition. Einzig die etwas beschränkte Leistung trübt den Eindruck ein wenig - aber natürlich nur dann, wenn man diese überhaupt von einem Adventure-Bike fordert.
 
Die Testmaschine wurde uns freundlicherweise von Stephan aus Lübeck zur Verfügung gestellt. Stephan ist ein "alter Hase" was Motorräder angeht und weiß die X-Cape als Tourer zu schätzen - genau wie seine Frau, die sich nach eigenen Angaben als Sozia hier besonders wohl fühlt...

Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre

  • Preis: 7.985 €
  • Verfügbarkeit: seit 2023
  • Farben: Weiß, Rot, Grau
öffnen
schließen
waveform

Zubehör für die
X-Cape

  • Moneta
  • Polo
  • Amazon

Pro & Kontra

  • eigenständiges Design
  • komfortabler Tourer
  • auffällig stabile Straßenlage
  • Preis / Leistung
  • Windschild macht Geräusche
  • knapp bemessene Leistung
  • Getriebe etwas hakelig
Von unserem Team geprüft:

Allgemein

Typ
Adventure
UVP
7.899 €

Abmessungen

Länge
2.190 mm
Höhe
1.390 mm
Gewicht
213 kg
Sitzhöhe
820-845 mm
Radstand
1.470 mm

Fahrleistungen & Reichweite

Tankinhalt
18 l
Höchstgeschw.
175 km/h

Motor & Kraftübertragung

Motorbauart
2-Zylinder Reihe, Viertakt
Zylinderzahl
2
Kühlung
flüssig
Hubraum
649 ccm
Bohrung
83 mm
Hub
60 mm
Leistung
60 PS
Drehmoment
56 NM
Ganganzahl
6
Antrieb
Kette

Fahrwerk & Bremsen

Rahmen
Stahlbrückenrahmen
Federweg:
160 mm
Federweg:
135 mm
Aufhängung hinten
Aluminiumschwinge
Bremsen vorne
Doppelscheibe
298 mm
Reifen vorne
110/80-19
Bremsen hinten
Einzelscheibe
255
Reifen hinten
150/70-17
ABS
Bosch 2-Kanal ABS

Weitere Tests