BMW R nineT Urban G/S im Test (Baujahr 2022)
Retro, Scrambler, Naked, Tourer - was ist das für eine Maschine?
Fotos: Motorradtest.de Die Einordnung der BMW R nineT Urban G/S ist nicht ganz leicht. Ist es ein Retro-Bike, ein Scrambler, ein Naked-Bike oder gar ein Tourer? Wie das Vorbild, der R80G/S aus den 80zigern, ist wohl eine Mischung aus allem. Wie haben die Urban G/S über Ostern unter die Lupe genommen und schildern hier unsere Eindrücke.So steht sie da
Die BMW R nineT Urban G/S ist ein aus unserer Sicht ausgesprochen schönes Motorrad. Vor allem in der "Lightwight Uni" Lackierung (ohne Aufpreis!) erinnert sie sofort an die alte R80G/S. Es gibt die Maschine noch in zwei weiteren aufpreispflichtigen Farben, nämlich in Schwarz-Rot und Blau. Unser Testbike hat Gussfelgen, wir würden unbedingt die Speichenräder mit den goldenen Felgen (470€) dazu ordern. Die Maschine kostet in der Basisvariante 14.320€. Unser Testbike mit Komfortpaket (Heizgriffe, Tempomat, Fahrmodi Pro = 660€), verchromten Krümmern (100€) und hochgelegten Doppel-Schalldämpfer (510€) liegt bei knapp 16.000€.
Man sitzt auf der Urban G/S 850 mm hoch und relativ aufrecht mit einer kleinen sportlichen, leicht nach vorne geneigten Note. Dank der sehr schmalen Sitzbank fühlt sich dies aber deutlich tiefer an und die für kleinere Personen wichtige Schrittbogenlänge liegt bei lediglich 1.890mm. Der 1,77m große Markus kommt jedenfalls spielend mit den Schuhen auf den Boden, sehr schön. Der Lenker ist mittelmäßig breit und eher niedrig montiert. Der Sozius bzw. die Sozia findet weder Haltegriffe noch besonders viel Platz. Spätestens jetzt merkt man den Unterschied zu einer normalen GS.
Virtueller Rundgang um die BMW R nineT Urban G/S
Das soll sie können
In Serie kommt die Maschine mit ASC (Traktionskontrolle), Voll-LED, zwei Fahrmodi, USB-Buchse und Bordcomputer. Es gibt als Zubehör einen Drehzahlmesser und eine Solositzbank mit Heckplatte für die Gepäckrolle. Der Heckrahmen kann abmontiert werden. Sogar ein adaptives Kurvenlicht steht für 190€ zur Verfügung.
Was die R nineT Urban G/S überraschenderweise nicht hat ist eine Ganganzeige, ein digitaler Drehzahlmesser sowie eine Benzin-Füllanzeige. Diese Dinge hätte man nach unserem Geschmack gerne in das LC-Display integrieren können. Das Cockpit ist optisch sehr reduziert gehalten. Der analoge Tacho gefällt und auch die Integration in die Lichtmaske ist überaus gelungen.
Es gibt eine kleine Scheibe, die allerdings nicht wirklich einen guten Windschutz bieten kann. Ab 120 km/h wird es ganz schön windig auf dem Bike. Die konventionelle Telegabel vorne ist nicht einstellbar, das Federbein hinten hingegen in Zugstufe und Federbasis mit hydraulischem Stellrad.
So fährt sie sich
Bevor wir losfahren noch ein Satz zur Bremsanlage: Diese kommt von Brembo und bietet Kurven-ABS und eine 320 mm Doppelscheibe mit 4-Kolben-Festsätteln vorne und einen 2-Kolben-Schwimmsattel hinten. Die Bremswirkung ist richtig gut, vor allem die hintere Bremse arbeitet tatkräftig mit. Der Sound der Urban G/S ist boxertypisch, ebenso das leichte Schütteln beim Anlassen und Gasgeben. Der luft/ölgekühlte 2-Zylinder klingt trocken topfig und rauh.
Der Motor leistet 109 PS und 116 Nm Drehmoment und beschleunigt die Maschine bis auf 215 km/h. Vor allem beim Durchzug begeistert der Boxer mit einer vehementen Kraft inkl. Gummiband-Effekt. Obwohl der "alte" Boxer weniger Hubraum und weniger Leistung hat als die modernen, wassergekühltem 1.250er vermisst man hier leistungstechnisch aber auch gar nichts! Natürlich hat auch die Urban G/S die BMW-typische Einarmschwinger mit integriertem Kardan und Paralever.
Die Maschine fährt sich lässig und lädt zum Cruisen ein. Alllerdings ist der Motor immer noch ein etwas rauherer Geselle und die pure Kraft des Bikes verleitet schon zum einen oder anderen Gasgebe-Moment. Im Gegensatz zu den anderen R nineT`s ist diese Urban G/S fast schon komfortabel gefedert, wobei man das dennoch nicht mit dem überlegenen Fahrkomfort einer großen GS oder GSA vergleichen kann.
Wofür eignet sich die Urban G/S denn nun bzw. für wen eignet sie sich? Gar nicht so leicht zu beantworten. Eine echte Reisemaschine ist sie jedenfalls nicht, obwohl eine Alpentour mit Schotter-Passagen natürlich drin ist. Durch die etwas sportlichere Sitzposition, der eingeschränkte Windschutz und die Koffer-Situation lässt sich das Bike aber deutlich von Adventure-Bikes abgrenzen. Eine Enduro ist sie alleine schon wegen des Gewichts und der Federwege natürlich auch nicht. Sie ist eher eine Lifestyle-Maschine, die fluffig um die Ecken ballern kann, wenn es sein muss und vor jedem Café eine gute Figur macht.
Fazit - was bleibt hängen
Betörend ist die Urban G/S ohne Frage. Unser Tester Markus ließ sich zur Anmerkung hinreißen, dass es in seinen Augen das derzeit schönste Motorrad auf dem Markt ist. Sie ist darüber hinaus ein typisches Boxer-Kind und von vorne bis hinten hochwertig verarbeitet. Wer nicht ständig zwischen Deutschland und der Mongolei pendelt, für den eignet sich die Urban G/S vielleicht sogar besser als eine normale GS, denn die Urban G/S ist handlicher und wiegt deutlich weniger.
Das Testmotorrad wurde uns von
Bergmann & Söhne in Pinneberg für diesen Test zur Verfügung gestellt. Dort steht genau dieses Bike als Vorführer und freut sich auf jeden Menge Probefahrer. Also, ab geht's nach Pinneberg bei Hamburg!
Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre
- Preis: 14.320€
- Gebraucht (3 Jahre alt): 12.000€
- Baujahre: seit 2017
- Farben: schwarz-rot, blau, weiß
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