Honda NC 750 X im Test (Baujahr 2021)
Cross-Over Spaßbike mit 59 PS - geht das?
Fotos: motorradtest.de
Es gibt nur wenige Motorräder wie die Honda NC 750 X. Sie hat zwar keine echten Enduro-Qualitäten, eignet sich aber dank der Sitzposition gut für längere Etappen. Also eigentlich ein typisches straßen-orientiertes Cross-Over Bike, aber eben nur mit 59 PS. Sie ist weder mit einer Yamaha Ténéré 700 vergleichbar noch mit einer BMW F 900 XR. Darüber hinaus ist sie mit ihrem Staufach enorm praktisch und kann dank des optionalen DCT-Getriebes ohne zu Schalten gefahren werden. Sie eignet sich auch deshalb prima für die Stadt und auch zu zweit bietet dieses Motorrad genug Platz. Welches andere Motorrad kann all diese Tugenden noch auf sich vereinen? Eben - keines.
So steht sie da
Schick steht die da, die Honda NC 750 X, vor allem in dem strahlenden Blau unserer Testmaschine. Es gibt sie auch noch in Schwarz, Weiß und Rot - da sollte also für jeden etwas dabei sein. Die NC 750 X kostet 8.350 Euro, was im Vergleich zu "echten" Reise-Enduros schon ziemlich günstig ist. Das merkt man dann natürlich auch beim ersten Rundgang um die Maschine an der einen oder anderen Stelle: Einfache Telegabel vorne (weder Upside-Down noch einstellbar), einfache Kastenschwinge hinten und Einzelscheibe vorne fallen uns sofort ins Auge. Die NC-Serie von Honda stand von Anfang seit 2012 an für einfache und günstige, aber gut gemachte Motorräder. Diese DNA verkörpert auch die aktuelle NC750X noch heute, wobei sie durchaus gefällig designt ist.
Beim ersten Aufsitzen fühlen wir uns sofort zu Hause. Mittelbreiter Lenker, einfaches LC-Display, übersichtliche Schalter - hier kommt jeder Biker sofort klar. Der Lenker ist nahe am Fahrer und relativ hoch, die Sitzhöhe mit 800 mm sehr moderat. Man sitzt automatisch aufrecht wie bei einer klassischen Reise-Enduro und auch kleinere Fahrer haben einen sicheren Stand. Die Maschine wiegt vollgetankt nur 214 kg, was für ein Bike dieses Typs recht wenig ist.
Unser Testbike ist mit dem DCT-Getriebe ausgestattet, was den Preis um 1.000 Euro und das Gewicht um 10 Kilo nach oben treibt. 55 Prozent aller NCs werden in Deutschland mit DCT geordert, wir halten es dennoch nicht für überlebenswichtig. Es funktioniert allerdings sehr gut und wer will, kann dank der Schaltpaddel links auch manuell rauf- und runterschalten wie in einem Porsche. In der Praxis macht man das aber dann eher selten, weil a) das DCT von sich aus sehr harmonisch schaltet und wir b) bei einem 59 PS Bike sowieso keine Geschwindigkeitsrekorde aufstellen wollen. Die drei DCT-Modi des Vorgängers sind übrigens Geschichte, die 2021er NC hat stattdessen vier Fahrmodi, die auch auf die Schaltzeiten des DCT einwirken.
Das soll sie können
Die NC 750 X hat Ride by Wire, eine dreistufige-Traktionskontrolle, eine Motorbremse sowie drei Fahrmodi plus einen Rider-Modus, den man sich selbst konfigurieren kann. Dazu kommt Voll-LED Licht inkl. Blinker und ein mit vielen Infos ziemlich vollgepacktes LC-Display inklusive Ganganzeige, Bordcomputer, und Statusanzeige der drei Kennfelder des gewählten Fahrmodus. Africa-Twin Fahrer werden sich vielleicht fragen, warum das hier alles so einfach dargestellt werden kann...
Der eigentliche Hit bei der NC750X ist ohne Frage das 21 Liter Staufach, das dort sitzt, wo normalerweise der Tank ist. Unsere Helme haben hier allesamt Platz gefunden, wie praktisch ist das denn??? Allerdings gibt es einen Nachteil: Wer tanken will, muss evtl. angebrachtes Gepäck hinten abnehmen, denn der Tankeinfüllstutzen befindet sich unter dem Sozius-Sitz.
So fährt sie sich
Durch die Umstellung auf Euro-5 hat die NC 750 X 2021 vier PS mehr Leistung und einen Newtonmeter mehr Drehmoment erhalten. Merkt man das? Naja, das alleine wohl eher nicht. Relevanter ist da schon die höhere Nenndrehzahl von +600 Umin, die den Motor jetzt nicht mehr ganz so früh in den Begrenzer jagt wie noch beim Vorgänger. Zusätzlich sind die ersten drei Gänge etwas kürzer übersetzt und die Maschine ist um 6 Kilogramm leichter geworden. Und all diese Dinge zusammen merkt man dann eben schon. Die Maschine beschleunigt überraschend flott und macht vor allem beim Durchzugstest (siehe Video) eine gute Figur. Immerhin 69 Newtonmeter und zwar schon bei 4.750 Umin sorgen für Vortrieb. Überhaupt ist der Motor der NC niedrigtourig ausgelegt: Da will und kann man nicht wie wild am Hahn drehen, sondern cruist lieber gemütlich über die Dörfer. Motor und Getriebeauslegung ermöglichen schaltfaules Fahren, sofern man überhaupt schalten muss - Stichwort "DCT".
Der Windschutz ist okay, allerdings ist die Scheibe gerade so hoch, dass Turbulenzen und Lärm am Helm entstehen. Wir empfehlen entweder eine kleinere oder eine größere Scheibe. Honda selbst bietet im Zubehörshop eine 77mm höhere Scheibe an, die einen spürbar besseren Windschutz liefern dürfte. Apropos Zubehör: Ein passendes Kofferset plus Topcase (50 Liter !) gibt es für die X natürlich auch, das schlägt allerdings mit ca. 1.500 Euro zu Buche.
Foto: motorradtest.de Fazit - was bleibt hängen
Die NC 750 X gehört zu den Top-3 Sellern von Honda. Kein Wunder, denn wie eingangs erwähnt gibt es kaum Wettbewerber, die mit diesem Bike vergleichbar wären. Sie ist unerhört praktisch, wendig, einfach fahrbar, günstig und bietet die sprichwörtliche Honda-Qualität. Man würde der NC allerdings nicht gerecht werden, wenn man sie lediglich auf diese Tugenden reduzieren würde, denn sie macht darüber hinaus auch richtig Spaß! Dazu passend hat uns auch der Sound dank des Hubzapfenversatzes gut gefallend. Schön bollerig und untemrum bassig brabbelt der Twin vor sich hin. Fast schon wie ein V2, vor allem wenn man Gas gibt.
Insgesamt gelingt Honda mit der NC 750 X ein kleines, feines Funbike, dass nicht zu Unrecht im Laufe der Jahre viele Fans gefunden hat. Dazu zählen sicherlich nicht die Angeber und Anreißer vom Motorrad-Treff, sondern eher "echte" Motorradfahrer, die ihr Bike viel und häufig nutzen. Also all diejenigen, die sich auf ihren fahrbaren Untersatz verlassen können müssen, weil sie nicht nur bei Schönwetter zum Eismann gurken, sondern auf dem täglichen Arbeitsweg oder für längere Reisen. Und für genau die ist die Honda NC 750 X gemacht.
Die Testmaschine wurde uns zur Verfügung gestellt von
motofun aus Kaltenkirchen - vielen Dank!
Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre
- Preis: 8.320€
- Gebraucht (3 Jahre alt): 6.000€
- Baujahre: 2014-2021
- Farben: rot, schwarz, blau, weiß
Weitere Tests
Honda NC 750 X
Testbericht
Honda CRF 1100 L Adventure Sports
Testbericht
Honda CB 500 X
Testbericht
Honda CB 650 R Neo Sports Café
Testbericht
Honda Africa Twin im Test
Testbericht