BMW F 900 GS im Test (Baujahr 2024)
Die Reise-Enduro von BMW, die wirklich geländegängig ist.
Fotos: Motorradtest.de
Die neue BMW F 900 GS hat im Vergleich zur Vorgängerin F 850 GS nicht nur mehr Leistung, sie ist auch noch besser fürs Gelände geeignet. Ist die F 900 GS sogar besser als eine R 1300 GS? Das kommt auf den Einsatzzweck an. Wir haben die neue Reise-Enduro von BMW getestet.
Wüstenfuchs oder Alpen-Bezwinger?
Knackig sieht sie aus, die neue F 900 GS. Irgendwie stimmiger und sportlicher als die alte F 850 GS, die nun von BMW in den verdienten Ruhestand geschickt wurde. Die neue wirkt höher und nicht so lang, obwohl die beiden Maschinen vom Datenblatt bei den Abmessungen durchaus noch vergleichbar sind. Nur beim Gewicht gibt es einen spürbaren Unterschied: Die 900er ist ganze 10 Kilogramm leichter. Die F 900 GS kostet ohne Zusatzausstattung 13.750 Euro und ist in diesen drei Farben erhältlich:
Farbauswahl: Tricolor, Schwarz, Gelb
Abmessungen und Sitzprobe
Die Sitzprobe fällt positiv aus. Man sitzt ob der langen Federwege und des 21 Zoll Vorderrads sehr hoch und aufrecht. Der Lenker ist breit und hoch und vermittelt ein gutes Kontrollgefühl. Ganz klar: Für kleine Leute ist das nichts, das merkt man alleine schon an der Sitzhöhe von 870 mm. Es gibt zwar ein Tieferlegungs-Set sowie niedrige (und noch höhere Sitzbänke), aber unter 815 mm geht es nicht. Wer will, kann bis zu 890 mm hoch hinaus - Aber hallo!
Die Sitzbank ist sehr straff und der Beifahrer hat weniger Platz als auf einer R 1300 GS und zudem gibt es keine Haltegriffe. Man merkt sofort: Diese Maschine ist weniger für die lange Tour zu Zweit ans Nordkap gedacht, es soll dann doch eher allein durch die Sahara gehen. Die F 900 GS ist also ganz klar eher Reise-Enduro als Adventure-Bike. Auch hier hat BMW den Unterschied zwischen F und R Modell nachgeschärft.
So sitzt es sich auf der BMW F 900 GS.
Übrigens sind wir die F 900 GS auch auf der offiziellen Vorstellung in Malaga gefahren - und zwar vornehmlich durchs Gelände. Hier das Video zum Presse-Event:
Technik der F 900 GS
Die F 900 GS hat das typische 6,5" Farb-Display mit Handy-Connectivity und der Möglichkeit, das Smartphone zu steuern sowie eine Pfeilnavigation auf das Display zu legen. Auch die Bedienelemente sind wie bei der R 1300 GS, also mit Rändelrad links und einigen separaten Schaltern, z.B. zum Wechseln der beiden Fahrmodi oder zum Einstellen der Heizgriffe (beides Serie).
Darüber hinaus hat die F 900 GS eine dynamische Traktionskontrolle, USB- und 12 V Anschluss, einstellbare Hebel, Handprotektoren sowie einen Endschalldämpfer von Akrapovic. Da BMW-Käufer ja gerne "volle Hütte" ordern, gibt es natürlich viele, optional erhältliche Features sowie zwei Pakete: Das Enduropaket für 1.560 Euro beinhaltet das Sport-Fahrwerk, eine Lenker-Erhöhung um 24 mm sowie die M-Endurance-Kette und einen mattschwarz lackierten Lenker Das Dynamikpaket für 495 Euro umfasst zwei weitere Fahrmodi und den Quickshifter. Einzeln erhältlich sind Reifendruck-Kontrolle, Tempomat, SOS E-Call, Hauptständer, Zusatz-LED, eine hohes Windschild, Diebstahl-System und vieles mehr.
Das Licht kommt in Serie mit Voll-LED inkl. der Blinker sowie dem Tagfahrlicht. Außerdem gibt es eine Warnblinkanlage, selbstrückstellende Blinker und das Notstopp-System "Dynamik Braking Light", welches bei starken Bremsen die Warnblinkanlage auslöst und damit den Hintermann optisch warnt.
Nicht übel: Akrapvic-Endschalldämpfer ist Serie (ohne Aufpreis).
So fährt sie sich und so klingt sie.
Der Serien-Endschalldämpfer von Akra klingt, wie man das von einem Reihentwin erwartet. Uns gefällt der etwas ungleichmäßige Sound, er passt super zu einer Reise-Enduro. Etwas sprotzelig mit einer Prise Aggro, klingt gut, aber nicht zu laut. Das Standgeräusch liegt bei verträglichen 91 dbA. Den Soundcheck findest Du rechts oben.
Auf der Straße erinnert die Maschine schon noch an die Vorgängerin: Man sitzt sehr hoch und erhaben, quasi über dem Verkehr. Nur, dass die neue 900er alles ein wenig leichter und fluffiger macht, das geringe Gewicht lässt grüßen. Das 21 Zoll große Vorderrad vermittelt ein stabile, souveräne Straßenlage, dies geht allerdings ein wenig auf die Kurvenwilligkeit des Bikes - genau wie bei der 850er bzw. bei anderen Reise-Enduros mit 21 Zöllern.
Reihentwin mit 105 PS und 93 Nm Drehmoment bei 6.750 Umin.
Der neue Motor ist eine Wucht! Er hat zwar nur 42 ccm Hubraum hinzugewonnen, geht aber spürbar besser und spritziger ans Gas. Beim Beschleunigen geht die Maschine derartig vorwärts, dass man die angeblichen "nur" 105 PS gar nicht glauben mag. Das ist uns übrigens schon beim
Test der kleinen Schwester - der F 800 GS - aufgefallen: Auch hier ging es überraschend flott nach vorne.
Aber auch alles andere funktioniert an der F 900 GS bärenstark. Durch den hohen Lenker und die tief angebrachten Fußrasten entsteht ein perfektes Enduro-Dreieck: Man kommt quasi von allein in den Stand und kann so lange Zeit ermüdungsfrei fahren. Dazu die langen Federwege und die hohe Sitzposition: Perfekt fürs Gelände! An unserer Maschine war übrigens das Sport-Fahrwerk mit der voll einstellbaren Showa-Gabel verbaut. Entsprechend gut war das Gefühl im Sattel, und zwar auch auf der Straße.
Bremsen von Brembo: Bremsen gut. Herrliche Speichenfelgen mit güldenem Felgenbett - optisch eine 1.
Die nächste Begeisterung stellte sich bei der Bremserei ein. Die Brembos packen ordentlich zu, lassen sich gut dosieren und benötigen wenig Handkraft. Unsere Maschine hatte Metzeler Karoo 4 aufgezogen. Das sind schon recht grobstollige Reifen, die auch ein entsprechendes Abrollgefühl (und -Geräusch!) erzeugen. Für das Gelände sind die Reifen sicherlich gut, auf der Straße fährt man damit aber automatisch etwas vorsichtiger durch Kurven, vor allem bei Nässe. Aber mal ehrlich: Bei dieser Maschine gehören solche Grobstoller eigentlich dazu, oder? Sieht auch einfach besser aus!
Etwas Kritik muss jedoch auch sein: Mit dem Windschutz waren wir nicht ganz so einverstanden. Ab 100 km/h wurde es am Helm doch reichlich zügig und damit auch ganz schön laut. Gut, das wird einem im Gelände recht egal sein, aber bei einer längeren Autobahnetappe kann das schon nerven. Auch die im Gegensatz zur R 1300 GS sehr straffe Sitzbank und der recht kleine Tank machen den Unterschied zwischen Adventure-Bike (R) und Reise-Enduro (F) deutlich: Mit der R sind sehr lange Fahren auf der Straße überhaupt kein Problem, der Fahrer der F möchte gerne da gerne mal einen Abstecher ins Grüne machen - und zwar bitte im Stehen! Aber genau dafür ist sie ja schließlich auch gemacht und deshalb geht das schon in Ordnung.
Nochmal typisch Gelände-Bike: Motorschutz ist ebenfalls Serie.
Die Garantie der F 900 GS liegt bei guten drei Jahren, der Service ist alle 10.000 Kilometer oder einmal pro Jahr fällig. Das Wettbewerbsumfeld der F 900 GS ist stark! Uns fallen folgende Modelle ein: Ducati Desert X, Husqvarna Norden 901, Triumph Tiger 900 Rally Pro, Aprilia Tuareg 660, Honda Africa Twin L und KTM 890 Adventure. Hier der Datenvergleich:
Fazit
Die neue BMW F 900 GS ist nun noch stärker Richtung Gelände ausgelegt als die Vorgängerin. Sie ist leichter, kräftiger, agiler und schöner - auch wenn das natürlich Ansichtssache ist. Der Abstand zwischen R 1300 GS und dieser Maschine ist damit größer geworden. Die R ist das eher straßenorientierte Adventure-Bike für die ganz lange Reise, die F ist das fluffigere Spielzeug für die Jungs, die es gerne mal in den Dreck zieht. Natürlich funktioniert die F 900 GS auch auf der Straße, dafür ist sie aber eigentlich gar nicht gemacht. Die Testmaschine haben wir von
Bergmann & Söhne in Pinneberg für diesen Test zur Verfügung gestellt bekommen. Wer es mal ausprobieren will: Dort steht sie als Vorführer und freut sich auf Probefahrer. Wer nicht ganz so auf Gelände steht, dem empfehlen wir auch eine Probefahrt mit der F 800 GS, z.B. bei
B&S in Neumünster.
Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre
- Preis: 13.750€
- Verfügbarkeit: seit 2024
- Farben: Schwarz, Gelb, Blau-Weiß-Rot
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