Benelli Tornado 550 im Test

Was kann der Italo SuperSportler für 6.999 Euro?

Benelli Tornado 550 im Test Fotos: Motorradtest.de
 
 
Die neue Benelli Tornado wurde lange angekündigt, nun ist sie endlich da. Für 6.999 Euro bekommt man einen in China gefertigten SuperSportler aus italienischer Entwicklung mit 56 PS. Markus und Dietmar haben eine Runde gedreht - ohne Rücken zu bekommen...

Erster Sportler seit dem Neustart von Benelli 

Benelli kennt eigentlich jeder Biker "noch von früher". Gegründet 1911 in Pesaro wurden teils sehr ikonische Modelle auf den Markt gebracht, z.B. die Benelli 750 Sei, einer der wenigen Motorräder mit Sechszylinder Motor aus dem Jahre 1976. Und natürlich die Tornado 900 Tre mit dem Dreizylinder, die ab 2002 gebaut wurde. Seit Oktober 2005 gehört Benelli zum chinesischen Zweirad- und Motorenhersteller Qianjiang. Design und Entwicklung kommen weiterhin vom "Centro-Stile" Benelli aus Pesaro.
Übersichtliche Farbauswahl: Schwarz oder Weiß.
Übersichtliche Farbauswahl: Schwarz oder Weiß.
 
 
Nun also eine neue Tornado, jetzt aber mit einem 550 ccm Reihentwin und mit 56 PS oder 48 PS. Zielgruppe sind eher jüngere Fahrer, die gerne einen bezahlbaren Sportler ihr Eigen nennen wollen. Das Design der Tornado 550 ist daher entsprechend dynamisch und auch beim Fahren fühlt sich Maschine frisch an - doch dazu später mehr.
 
 
Abmessungen und Sitzprobe
 
Überraschung Nummer 1: Man sitzt gar nicht mal so brutal wie sonst bei SuperSportlern üblich. Natürlich fühlt sich das Vorderrad-orientiert an und man wird vom tief montierten M-Lenker schon etwas nach vorne gezogen. Aber dennoch bekommt man keine Nackenprobleme, die Sitzhaltung kann als alltagstauglich bezeichnet werden und erinnert uns sehr an die der Honda CBR 650 R.
 
Die Sitzhöhe von 800 mm und der schlanke Tank ermöglichen auch kleineren Menschen einen sicheren Stand. Auch der Sozius sitzt für einen Sportler vergleichsweise bequem. Okay, es gibt nicht so viel Platz wie auf einer Reise-Maschine (und auch keine Haltegriffe), aber für die Fahrt zum Eismann oder an den Baggersee zu zweit sollte es reichen.
 
Sitzprobe
Sitzprobe auf der Benelli Tornado 550
 
 

360 Grad Rundgang um die Benello Tornado 550

Cockpit Beleuchtung vorne Beleuchtung hinten

Technik

Das Cockpit der Tornado 550 besteht aus einem 5" TFT-Farbdisplay, welches in der Helligkeit einstellbar ist. Am besten auf volles Programm stellen, dann sieht man auch bei Sonne gut. Spannend: Neben den üblichen Anzeigen zeigt die Tornado auch den Reifendruck und die Reifentemperatur an - in Serie!

Ansonsten gibt es zwei Fahrmodi (Standard und Sport) sowie eine abschaltbare Traktionskontrolle. Ganz ehrlich: Wir haben den Standard-Modus gar nicht erst ausprobiert und auch einen Traktionskontrolle halten wir bei 56 PS für verzichtbar - aber natürlich trotzdem nett, dass die Benelli das ohne Aufpreis zur Verfügung stellt.

Die Maschine ist per Bluetooth ans Handy koppelbar, was auch anstandslos geklappt hat. Die Pfeilnavigation, die eigentlich auf das Cockpit legbar sein soll, hat zumindest bei uns aber nicht funktioniert. Am besten nochmal beim Händler nachfragen, wie das geht. In jedem Fall benötigt man hierzu die App "CarbitLink".

Das Licht kommt in LED inklusive der Blinker. Benelli spricht von einem Tagfahrlicht, die sehr schönen Signaturen links und rechts vom Scheinwerfer sind aber nicht hell genug, um als DRL durchzugehen. Hinten sind Blinker, Rücklicht und Bremslicht in einem Gehäuse untergebracht. Mögen wir zwar nicht so gerne, aber die Blinker sind so hell, dass diese beim Bremsen auch zu sehen sind.

Endschalldämpfer der Benelli Tornado 550 Endschalldämpfer der Benelli Tornado 550

 

 

So fährt sie sich

Der Sound der Benelli Tornado 550 ist gar nicht mal so übel. Na klar klingen 550 Kubik nicht nach einem Gewitter, aber der Sound-Charakter gefällt uns. Soundcheck zum selbst Hören rechts oben...
 
Auf der Straße macht die Tornado dann richtig Spaß. Sie hat eine voll einstellbare Upside-Down Gabel von Marzocchi, ein in Zugstufe und Vorspannung einstellbares Zentralfederbein, Bremsen von Brembo vorne und hinten sowie Reifen von Pirelli (Angel GT). Noch Fragen?
 
Reihentwin mit 56 PS und 54 Nm Drehmoment Reihentwin mit 56 PS und 54 Nm Drehmoment
 
 
Warum wir das so unterstreichen? Nun ja, in China gefertigten Maschinen wird ja oft vorgeworfen, dass sie mit billigen Komponenten ausgestattet werden. Das ist bei der Benelli Tornado 550 definitiv nicht der Fall - und dementsprechend fährt sie sich auch. Sie liegt wunderbar stabil auf der Straße und lässt sich spielerisch in Kurven dirigieren. Es fühlt sich alles sehr sicher und homogen an, keine merkwürdigen Aufstellmomente oder sonstige Überraschungen beim Legen in Kurven. 
 
Der Motor brennt zwar naturgemäß kein Feuerwerk ab, fühlt sich aber deutlich kräftiger an, als es das Datenblatt vermuten lässt. Das sollen lediglich 56 PS sein? Fühlt sich eher nach 70 PS an! Die Maschine geht wirklich gut nach vorne und zumindest auf der Landstraße bringt das richtig viel Spaß. Auf der Renne mag sich das anders darstellen, aber da waren wir ja leider nicht.
 
Bremsanlage von Brembo: Bremst genauso gut, wie sie aussieht Bremsanlage von Brembo: Bremst genauso gut, wie sie aussieht
 
 
Auch die Bremsen haben uns gefallen. Sie haben mit der 198 kg schweren Maschine leichtes Spiel. Kein Wunder, hat die Tornado vorne doch 320er Doppelscheiben mit radial verschraubten 4-Kolben Festsätteln von Brembo! Da müssen sich die A2-Wettbewerber schon strecken...die haben nämlich allesamt Einzelscheiben.
 
Nochmal ein Wort zum Thema A2. Ja, wenn man die Maschine mit 48 PS bestellt, verliert man etwas an Höchstleistung. Am Drehmoment wird das aber nur sehr wenig ändern. Auch hier wieder ein Blick zum Wettbewerb: Die haben maximal 44 Nm Drehmoment, das wird die Benelli auch im gedrosselten Zustand locker wegatmen. Wer also ein A2-Sportler mit möglichst viel Dampf sucht, ist hier genau richtig.
 
Schickes Design an der Front Schickes Design an der Front
 
 
Benelli gibt zwei Jahre Garantie auf die Tornado 550. Der Service ist alle 10.000 km oder einmal pro Jahr fällig. Als Wettbewerber sehen wir folgende Bikes: Honda CBR 500 R, Aprilia RS 457, Yamaha R3, Kawasaki Ninja 500 und CF-Moto 450 SR. Also jede Menge los in der Klasse der A2-Sportler, aber die Benelli ist angesichts der Hardware schon sehr fair eingepreist.
 
 

Fazit

Die Benelli ist nicht nur der erste Sportler von Benelli in der Neuzeit, es ist auch eine auf Anhieb sehr geglückte Maschine. Die Ausstattung ist gut, sie fährt sich toll, sieht stark aus, klingt gut, bremst super und vermittelt dank eines vernünftigen Fahrwerks und sehr guter Reifen jede Menge Fahrspaß.
 
Der aufgebohrte Motor der TNT 500 hat ordentlich Schmackes, wird aber auch Einsteiger nicht vor unlösbare Aufgaben stellen. Wir sind uns sicher: Auch der eine oder andere ältere Fahrer wird auf diese Maschine schielen - als Zweitbike sicher ein gute Wahl!

Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre

  • Preis: 6.999€
  • Verfügbarkeit: seit 2025
  • Farben: Weiß, Schwarz
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