Ducati Scrambler Full Throttle im Test

Änderungen an der Ducati Scrambler Familie 2023 am Beispiel der Full Throttle.

Ducati Scrambler Full Throttle Fotos: Motorradtest.de
 
Die Ducati Scrambler Full Throttle ist eine von drei neuen Scrambler-Modellen, die Ducati in diesem Jahr neu vorgestellt hat. Sie soll an Flat-Track Bikes erinnern und hat natürlich nach wie vor den Luft-Öl gekühlten V2 in L-Form mit desmodromischer Ventilsteuerung - also eine waschechte Ducati! Jan und Dietmar haben eine Runde gedreht.

Drei neue Pferde im Stall

Die Scrambler Modellreihe von Ducati erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit. Ducati spendiert diesen Bikes deshalb sogar eine eigenständige Webseite. Es gibt drei 1100er sowie drei 800er Varianten. Häufiger verkauft werden die kleineren 800er, von denen Ducati für das Modelljahr 2023 die drei aufgefrischten Varianten Nightshift, Full Throttle und Icon in die Schaufenster stellt.
 
Die Icon, die wir auch schon getestet haben, ist das günstigste Modell für 10.590 Euro. Sie hat den höchsten Lenker und kann durch ein cleveres Cover-Kit Baukastensystem in neun Farben individualisiert werden. Die Grundfarben sind Rot, Schwarz und Gelb. Das Cover-Kit mit sechs weiteren Farben kostet lediglich 285 Euro. Wer also mal Langeweile hat, kann sich hier für schmales Geld ein wenig Abwechselung verschaffen - tolle Idee!
 
Ducati Scrambler Familie 2023
Ducati Scrambler 800 Jahrgang 2023 von links nach rechts: Nightshift, Full Throttle, Icon
Farbe
 
Wir haben hier die Full Throttle getestet, die es lediglich in Rot-Schwarz gibt (nennt sich "Rosso GP19") und die einen Termignoni-Auspuff an Bord hat. Sie kostet 12.490 Euro und hat in Serie außerdem einen Ölwannenschutz aus Alu, eine konturierte Sitzbank und eine Seitenverkleidung mit der ikonischen Nummer 62. Sie hat dank der Hinterradkennzeichen-Halterung ein sehr kurzes Heck mit winzig kleinen LED-Blinkern. Optisch macht die Full Throttle also schon mal ordentlich was her...
 
Abmessungen und Sitzkomfort Ducati Scrambler Full Throttle
 
Die Sitzhöhe von 795 mm sollte auch kleinere Piloten vor keinerlei Probleme stellen. Der Lenker ist zwar etwas niedriger montiert als bei der Icon, die einen seeeehr hoher Lenker hat, er ist aber sehr breit und auch nicht so tief montiert wie bei der Nightshift, die einen seeeeehr tief montierten Lenker aufweist. Die goldene Mitte, könnte man also auch sagen. Der Fahrer hat ausreichend Platz, für den Beifahrer wird es aber naturgemäß etwas eng. Er findet zwar Griffmulden unterhalb der Sitzbank, so richtige Freude über lange Touren zu zweit dürften hier jedoch nicht aufkommen. 
 
Abmessungen und Sitzkomfort Ducati Scrambler Full Throttle
So sitzt es sich auf der Ducati Scrambler Full Throttle.
 
Freude kommt dagegen beim Rangieren auf, denn die Maschine wiegt nur 185 kg fahrfertig. Auch das Gewicht dürfte also für kleinere Leute kein Problem sein und auch Frauen dürften sich über die Handlichkeit und Rangierfähigkeit der Full Throttle freuen. Übrigens ein aus unserer Sicht nicht zu unterschätzendes Thema bei der Auswahl eines Motorrads!

360 Grad Rundgang um die Ducati Scrambler Full Throttle 

Cockpit Beleuchtung vorne Beleuchtung hinten

Technik der Full Throttle

Die Ducati Scrambler Modelle Jahrgang 2023 haben technisch ordentlich aufgesattelt. Waren die Vorgänger noch sehr puristisch ausgestattet, so gibt es jetzt bei allen drei Modellen ein 4,3 Zoll großes TFT-Farbdisplay, zwei Fahrmodi, einen sehr gut funktionierenden QuickShifter sowie eine Schräglagensensorik mit Kurven-ABS und Traktionskontrolle. 

Auch Licht-technisch kann man sich nicht beschweren. Die Full Throttle hat Voll-LED inkl. Tagfahrlicht mit separatem Schalter und LED-Blinker. Diese sind zwar klein, dafür aber schön hell.

Das TFT-Display ist gut ablesbar, die Bedienung ist allerdings leider etwas fummelig. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase kommt man aber zurecht. Die Fahrmodi können konfiguriert werden, dazu gibt es schöne Piktogramme, die den jeweilig einzustellenden Parameter optisch ansprechend verdeutlichen.

Motor

So fährt sie sich

Der Sound der Full Throttle ist typisch Ducati. Es grummelt und scheppert und irgendjemand in der Nähe scheint außerdem einen Sack Muscheln zu schütteln. Der Termignoni-Endtopf klingt wirklich hervorragend und natürlich hat ein Luft-Öl gekühlter Desmo V2 von Haus aus akustisch einiges zu bieten. Oder anders gesagt: Auch die anderen beiden Scrambler-Modelle ohne den Termignoni klingen ebenfalls gut. 



 
Termignoni
 
So, dann soll es mal losgehen, rauf auf Kiste und ab dafür. Die Ducati-Scrambler waren schon immer sehr agile und wendige Bikes. Wenn man von einer größeren Maschine direkt auf die Full Throttle umsteigt, empfindet man das sogar als ein wenig kippelig. Aber schon nach wenigen Metern hat man sich auch daran gewöhnt und freut sich, wie ungemein willig die Duc in die Kurven winkelt.
 
Es reicht schon ein minimaler Lenkimpuls und die Maschine legt sich nach links oder rechts. Und das, obwohl die Full Throttle eine 18 Zoll Vorderradfelge hat! Allerdings ist ein 110/80er Reifen aufgezogen, der sicherlich zur Wendigkeit beiträgt. Als Reifen hat Ducati hier übrigens den Pirelli MT 60 RS ausgesucht - eine ausgezeichnete Wahl! Dieser Reifen sieht nicht nur scharf (weil grobstollig) aus, er funktioniert auch noch super - und zwar im Trockenen, aber auch bei Regen. 
 
Das Kayaba-Fahrwerk ist bis auf die Federvorspannung hinten nicht einstellbar, dafür aber perfekt auf diesen Typ Motorrad abgestimmt. Es geht zwar straff, aber nicht unkomfortabel zur Sache. Die Federwege von 150 mm machen auch eine Fahrt ins moderate Gelände möglich, obwohl das nicht unbedingt zur Natur der Full Throttle gehört. Vielmehr fühlt sich dieses Bike in der Stadt und auf der Landstraße wohl. Die Bremsen vorne sind okay, hinten aber etwas schwach auf der Brust. Macht nichts, die Duc bremst insgesamt ausreichend gut.
 
Nun noch ein Wort zum Motor und den Fahrleistungen. Bei 73 PS und 65 Newtonmeter Drehmoment sollte man von dieser Maschine zwar keine Höchstleistungen erwarten, es geht aber dennoch flott vorwärts. Wer es drauf ankommen lässt, kann ohne viel Aufhebens Wheelies produzieren und es auch sonst ordentlich krachen lassen. Überfordert wird hier jedenfalls niemand und gerade das sorgt für ungemeinen Fahrspaß!
 
Nun sind Scrambler-Maschinen nicht unbedingt für derlei Sperenzchen gemacht, aber trotzdem macht es einen Heidenspaß, dem Gaul mal ordentlich die Sporen zu geben. Der V2 freut sich über jede Form von Gasgeberei und gibt sich vor allem auch sehr "gesprächig". Man spürt einfach, was dem Motor gefällt und was nicht und - typisch für eine Ducati - hört auch genau, was da unten gerade so los ist. Das ist schwer zu beschreiben, aber immer wieder eine tolle Erfahrung. Wer noch nie einen Desmodue gefahren ist, sollte das schleunigst nachholen. Am besten bei einer Probefahrt mit einer Ducati Scrambler 800 Jahrgang 2023...

Fazit - Das bringt Laune!

Die Full Throttle hat zum Glück das typische Ducati Scrambler Feeling auch in das Jahr 2023 transportieren können. Dieses Motorrad ist einfach eine echte Spaß-Granate, mit dem so ziemlich jeder Biker gut zurechtkommen sollte. Obendrauf gibt es zwei Jahre Garantie ohne Kilometer-Begrenzung. Wegen der komplexen Ventilspiel-Steuerung geht es allerdings alle 12.000 km zum Service.
 
Die Testmaschine wurde uns freundlicherweise von Bergmann & Söhne in Bremervörde zur Verfügung gestellt. Holger, einer der Verkäufer vor Ort, ist ein echter Ducatisti und erklärt Euch in aller Ruhe bei einem Kaffee, welche Ducati am besten zu Euch passt. Es gibt jede Menge Vorführer von Ducati und Suzuki und viele gebrauchte Maschinen. Auf nach Bremervörde!

Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre

  • Preis: 12.490€
  • Gebraucht (8 Jahre alt): 7.000€
  • Verfügbarkeit: seit 2015
  • Farben: schwarz-rot
Pro & Kontra
Pro:
  • Sehr agiles, wendiges Bike
  • Herrlicher V2 mit viel Charakter
  • Schöne Details, tolles Design
  • Brabbeliger Sound
  • Sehr lebendiges Motorrad
Kontra:
  • Soziusfussrasten bei großen Stiefeln im Weg
  • Hinterradbremse könnte bissiger sein
  • Bedienung etwas gewöhnungsbedürftig
  • Für große Leute etwas zu klein
09.2023: Ducati Scrambler Full Throttle im Test
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