Yamaha XSR 900 GP im Test

Retro-Sportler: Schön, schnell und technisch auf der Höhe der Zeit

Yamaha XSR 900 GP im Test Fotos: Motorradtest.de
 
Die Yamaha XSR 900 GP bringt dank ihrer Optik das Gefühl von 500er GP-Maschinen aus den 80zigern zurück auf unsere Straßen. Aber nicht nur optisch trifft sie voll ins Schwarze, auch fahrerisch und bei der technischen Ausstattung hat die GP einiges zu bieten. Dietmar hat sich einen Vorführer geschnappt und schildert hier seine Eindrücke.

Kenny Roberts wäre begeistert

Die neue Yamaha XSR 900 GP ist gar nicht mehr so neu. Es gibt sie bereits seit 2024, vorgestellt wurde sie im April 2024 in Estoril / Portugal. Ole war damals für uns dabei - und war begeistert! Seitdem wollte ich sie schon mehrmals durch unsere normale Test-Prozedur schicken, was aber leider erst jetzt geklappt hat. In Grau steht sie nun beim Yamaha Zentrum Hamburg also vor mir. Und sie ist "in echt" tatsächlich noch schöner als auf den Presse-Fotos.
 
Optisch ist die Yamaha XSR 900 GP ein echter Hingucker. Das auffällige, kantige Verkleidungsdesign erinnert sofort an die ikonischen YZR500-Modelle der 80er und 90er Jahre. Die Lackierung in rot-weiß-gelb unterstreicht diesen Eindruck und zieht die Blicke magisch an. Die Frontverkleidung mit Scheibe, der aerodynamische Heckbürzel und die klaren Linien vermitteln echtes Racing-Feeling.
 
 
Die GP kostet je nach Farbe ab 14.149 Euro. Gegenüber der normalen XSR 900 ist das ein Aufpreis von immerhin 1.900 Euro, wobei neben der Verkleidung technisch nur ein paar kleine Veränderungen vorgenommen wurden. Nun ja, wer schön sein will, muss leiden, das war ja schon immer so.
 
Technische Basis ist also die XSR 900, wobei die GP eine etwas längere Schwinge und damit auch einen geringfügig längeren Radstand bekommen hat. Auch der Deltabox-Rahmen wurde überarbeitet und standesgemäß werden bei der GP Bridgestone S23 Reifen aufgezogen. Lenker, Fußrasten und Sitzposition unterscheiden sich allerdings dramatisch von der Standard-XSR und zudem gibt es auch noch ein Retro-Display-Schema mit analogem Drehzahlmesser. Erhältlich ist sie in drei Farben, allesamt wunderschön:
 
Farben Yamaha XSR 900 GP
Dreimal GP. Kenny würde die Gelbe nehmen. Wir auch.
 
Abmessungen und Sitzergonomie
 
Wie erwartet sitzt man sehr sportlich auf der GP. Durch den niedrigen M-Lenker wird man automatisch Richtung Vorderrad gezogen und durch die hohen und nach hinten montierten Fußrasten kriegt man wie von selbst die typische Bückeisen-Haltung. Das muss man mögen, allerdings entpuppt sich die Ergonomie während der Fahrt als gar nicht soooo schlimm. Ich habe jedenfalls weder Rücken noch Nacken bekommen, lediglich ein wenig Schmerzen in den Handballen.
 
In Serie kommt die GP mit einer Sozius-Abdeckung, die aber in Windeseile abgeschraubt werden kann, wenn mal jemand mitfahren möchte. Ganz ehrlich: Das wird selten vorkommen - geht aber zur Not. Die Sitzbank ist sportlich-straff, bietet aber ausreichend Komfort für längere Ausfahrten. Die Maschine wiegt 200 kg fahrfertig und damit 7 kg mehr als die Standard-GP. Die Rangiererei ist etwas anstrengend, was aber nicht mit dem Gewicht zu tun hat, sondern mit den niedrigen Lenker-Stummeln. 

So sportlich sitzt man auf der Yamaha XSR 900 GP. Kenny würde sagen: "Geht voll."
So sportlich sitzt man auf der Yamaha XSR 900 GP. Kenny würde sagen: "Geht voll."

 
Cockpit der GP Beleuchtung vorne Beleuchtung hinten

Technik der XSR 900 GP

Technisch liegt die GP sehr nahe an der aktuellen XSR 900. Es gibt  Kurven-ABS sowie schräglagenabhängige Traktionskontrolle in Serie, 3+2 Fahrmodi, Wheelie- und Slide-Control, Tempomat, USB-C Ladebuchse und den wundervollen QuickShifter 3.0 - alles in Serie und ohne Aufpreis. 

Das 5 Zoll große TFT-Display ermöglicht vier sehr schöne Ansichten, darunter eine neue Retro-Ansicht mit großem Drehzahlmesser im Analog-Look - sehr geil! Das Handy kann selbstverständlich gekoppelt werden und dank der kostenlosen Street-Cross App von Garmin kann man wahlweise eine Vollkarten-Navigation auf Display zaubern oder eine kleinere Pfeil-Navigation. Zusätzlich gibt es einen Bordcomputer mit drei Slots, deren Inhalt man sich selbst aussuchen kann. Das ist alles sehr durchdacht und wirklich gut gemacht. Chapeau Yamaha!

Auch die GP hat die neuen Yamaha-Schalter inklusive eines 5-Tasten Bedienkreuzes und der neuen Blinker-Schalter, an die man sich einen Moment gewöhnen muss, die dann aber hervorragend funktionieren.

Die Beleuchtung kommt in LED inkl. der Blinker und an eine Notbrems-Funktion hat Yamaha auch gedacht. Das Lampen-Design vorne und hinten bekommt von uns eine glatte 1! Die GP ist optisch absolut eigenständig und sticht aus der Masse der Motorräder unverkennbar hervor. Ach ja: Eine automatische Blinker-Rückstellung gibt es auch...

Der Underfloor-Endschalldämpfer ist Serie. Der Underfloor-Endschalldämpfer ist Serie - und klingt richtig gut.
 

So fährt sie sich

Der Sound der XSR 900 GP ist typisch Triple: Er faucht wunderbar und fängt bei höheren Drehzahlen regelrecht an zu schreien. Trotzdem liegt das Standgeräusch nur bei moderaten 95 dbA. Das Ansauggeräusch ist beim Gasgeben deutlich zu vernehmen und so wird jede Beschleunigung akustisch angemessen begleitet. 
 
Auf den ersten Metern fällt sofort die Elastizität des Motors auf. Man kann in Standdrehzahl losfahren und auch gechillt im 5. Gang bei niedrigen Drehzahlen durch den Ort zuckeln. Der Motor scheint sich stets wohl zu fühlen, lästiges Konstantfahrruckeln oder stärkere Lastwechsel sind ihm fremd. Obwohl das Drehmoment mit 93 Nm keine Rekorde bricht, hat die Maschine einen kräftigen Punch von unten. Ab 5.000 Umin geht es dann sowieso ab, Beschleunigung und Durchzug sind bei diesem Bike wohl für jeden Fahrer eine positive Überraschung.
 
Sie wirkt auf uns eher wie ein Bike mit 150 PS und 125 Nm Drehmoment, so wild und ungestüm gallopiert der Gaul nach vorne. Vor allem natürlich dann, wenn man den Fahrmodus "Sport" eingestellt hat - dann ist die Gasannahme schon sehr direkt und ohne die Wheelie-Control würde das Vorderrad wohl ständig steigen.
 
Motor der XSR 900 GP
 
Im Alltag ist man daher eher im Fahrmodus "Road" unterwegs, dann ist die Gasannahme ziviler und man wird nicht gleich vom Bike geschmissen. Tatsächlich sollte jeder Biker, der auf kräftigen Vortrieb steht, einmal eine Yamaha mit CP3-Motor ausprobieren! Egal ob MT-09, Tracer 9 oder eben XSR 900 bzw. GP, das bleibt garantiert im Gedächtnis haften.
 
Aber nicht nur die Leistung der Maschine ist famos, auch das manuell einstellbare Fahrwerk kann überzeugen. Es ist straff, gibt gute Rückmeldung und ist sehr präzise. Durch die gegenüber der Standard XSR etwas längere Schwinge ist die XSR GP sehr stabil und fährt vorhersehbar. Sie macht genau das, was man als Fahrer will und kippt völlig natürlich und ohne Stufen in die Kurve. Das Motorrad liegt satt in der Kurve und vermittelt viel Vertrauen, egal ob auf der Landstraße oder auf der Rennstrecke.
 
 
Vorne gibt es radial verschraubte 4-Kolben Festsätteln von Advics auf 298 mm Doppelscheiben sowie eine Brembo-Radialbremspumpe. Die Bremse könnte für unseren Geschmack allerdings etwas mehr Biss vertragen. Für normale Brems-Manöver ist natürlich alles okay, um aber sehr stark zu verzögern, muss man schon ein wenig Kraftaufwand betrreiben. Das ist merkwürdig, weil sich dies bei der XSR 900 anders angefühlt hat, obwohl sie eigentlich über die gleiche Bremsanlage verfügt.
 
Als sehr gelungen darf man auch den Yamaha QuickShifter der 3. Generation bezeichnen, der schon auf anderen Yamaha Motorrädern gezeigt hat, dass Yamaha bei den Schaltassistenten die Nase sehr weit vorne trägt. Man kann jederzeit nach oben oder unten schalten, ohne auf die Stellung des Gasgriffs achten zu müssen. Gerade beim Runtertippen unter Gas ist dies bei einem Sportler wie der GP natürlich ein handfester Vorteil gegenüber anderen QuickShiftern. Dazu ist dieser bei der GP butterweich und reagiert blitzschnell - richtig gut!
 
Die Garantie für die GP liegt bei drei Jahren, der Service ist alle 10.000 Kilometer fällig. Als Wettbewerber sehen wir folgende Bikes: Kawasaki Ninja ZX-6R / Aprilia RS 660 / Honda CBR 600 RR / Triumph Daytona 660
 
 

Fazit

So geht Retro-Sport! Die GP liefert in allen Belangen ab und übererfüllte sogar unsere Erwartungen an eine Maschine dieser Art. Dies liegt am famosen Motor, aber auch an der sehr guten technischen Ausstattung, die man so komplett an einem Retro-Racer eigentlich nicht vermuten würde. Die Maschine geht ab wie Schmidts Katze und ist betörend schön. Die Sitzposition ist natürlich schon sehr sportlich, aber nicht so brutal, wie man es von anderen SuperSportlern kennt. Einfach mal draufsetzen. Und Spaß haben!

Das Testbike wurde uns netterweise zur Verfügung gestellt von Tecius & Reimers von Yamaha Zentrum Hamburg. Dort steht ein Vorführer in Grau und wartet auf Probefahrer. Wer nicht fahren, sondern nur schauen will, ist aber bei Tecius & Reimers ebenfalls Herzlich Willkommen. Nicht vergessen: Im Keller stehen jede Menge gebrauchte Bikes.

Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre

  • Preis: 0.000€
  • Gebraucht (3 Jahre alt): 0.000€
  • Baujahre: 2016-2018
  • Verfügbarkeit: ab 12/2018
  • Farben: rot, knallgelb
Pro & Kontra
Pro:
  • Motor !!!
  • glaubwürdige Retro-Optik
  • kerniger 3-Zylinder Sound
  • technisch gut ausgestattet
  • gerade noch alltagstaugliche Sitzposition
Kontra:
  • typische Handballen-Schmerzen nach längerer Fahrzeit
  • Bremse braucht etwas Handkraft für starke Verzögerung
12.2025: Yamaha XSR 900 GP
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