Test: Yamaha MT-07

Budget-Bike in Bestform

image Schlanke 6.795 Euro kostet die Yamaha MT-07 - bekommt man dafür nur einen Billigheimer oder einfach ein kostengünstiges Motorrad vor die Tür gestellt? Wir haben es genauer wissen wollen und das aktuelle Modell getestet.

Erstkontakt

Eins ist klar: Die Yamaha ist ein Ankommer. In der Liste der meistverkauften Bikes in Deutschland sitzt sie hinter dem Dauerbrenner BMW GS stabil auf Platz 2. Die Kunden, sie mögen die Yamaha.
Nun ist das mit Mehrheitsentscheidungen immer so eine Sache, doch auf den ersten Blick gibt es tatsächlich nicht viel, was einen stören könnte. Sie steht kompakt da, auffällig ist der sehr kurze Radstand von nur 1,40 Metern. "Könnte kippelig werden", denkt man sich da. Und das Bike ist eher etwas für Singles, denn der Platz für den Sozius ist knapp bemessen. Teils kann die Konkurrenz aus Kawasaki ER-6n oder Suzuki Gladius das besser.
Einen billigen Eindruck hinterlässt die Yamaha nicht: Der Auspuff ist komplett aus rostfreiem Edelstahl gefertigt, Front und Heck zieren schmucke LED-Leuchten. Auch bei der Verarbeitung gibt's nichts zu meckern.
Einen Twin haben die Japaner im Brückenrohrrahmen montiert, und dieser Motor weicht vom Einerlei ab. Der ungewöhnliche Hubzapfen-Versatz von 270 Grad sorgt für einen leicht rauen Motorsound, der eher an einen V2 erinnert als an den Reihenmotor, der er wirklich ist. Ansonsten sind die Daten eher normal: 689 Kubikzentimeter ergeben eine Höchstleistung von 75 PS, ebenso schlank wie die Yamaha fiel das Drehmoment von 68 Newtonmeter bei 6.500 Umdrehungen aus. Gedrosselt werden kann sie auch, und somit ist sie für Anfänger mit dem Führerschein A2 einsetzbar.
Genug rumtheorisiert, was also bekommt man fürs knappe Budget?

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Die Yamaha MT-07 auf der Piste

Genauso leicht, wie sie mit nur 182 Kilo ist, so fährt sie auch an. So fährt sie weiter um Kurven, so beschleunigt sie, und wer es am Start übertreibt kann das Vorderrad leicht auf Augenhöhe bringen. Unterstützt wird diese Wendigkeit der Japanerin durch den eher schmalen Lenker, vor allem aber duch die Sitzposition. Ungewöhnlich weit vorne nimmt der Pilot auf der bequemen Sitzbank Platz, was zuerst seltsam ist, aber ein gutes Gefühl für das Vorderrad erzeugt.
Mit dem sehr kurzen Radstand hat Yamaha das ideale Motorrad für die Stadt geschaffen. Wie bei allen Naked Bikes ist der Windschutz schlicht nicht vorhanden. Im natürlichen Terrain der Yamaha - Stadt, Landstraße - nutzt man die Höchstgeschwindigkeit von 207 km/h aber eh' nur, wenn man sich längerfristig von seinem Führerschein verabschieden möchte. Nicht, dass sie es nicht könnte: Der Motor fühlt sich sogar eher nach 90 PS als den tatsächlich vorhandenen 75 an, und der kraftvolle Eindruck wird durch den Sound des "V2-Twins" unterstützt. Hier hat die Yamaha eindeutig einen Vorsprung zur Konkurrenz von Suzuki oder Kawasaki. Allerdings hat die Sportlichkeit des Motors seine Grenzen. Zwischen 3.000 und 7.000 liegt die ideale Drehzahlregion, weder darunter noch darüber passiert viel. Das Drehmoment ist wie das ganze Motorrad eher schlank gehalten, eine gewisse Freude an der Drehzahl sollte der Pilot also mitbringen. 
Glücklicher Weise wirkt sich das kaum auf den Verbrauch aus: Cruisen geht für 3,5 Liter, im Normalfall werden es etwas über vier Liter sein. Erst mit Expresszuschlag wird eine sechs vor dem Komma stehen - aber wer macht das schon ohne Windschutz, siehe oben.

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So fährt sie sich

Das Facelift von 2018 brachte neben Feinarbeit wie einem neuen Scheinwerfer vor allem einige Veränderungen am Fahrwerk. Das war nötig, denn das Vorjahresmodell wirkte hinten wie vorne unterdämpft. Vor allem vorn ist das nun besser geworden, der Fahrkomfort geht immer noch völlig in Ordnung. Insgesamt hat die Yamaha ein immer sicheres, gutmütiges Fahrverhalten. Die Bremse mit ABS ist ebenso unauffällig.

Fazit - was hängen blieb

Keine Frage: Die Yamaha ist ein gutes Motorrad. Ihre Mängelliste ist erfreulich kurz. Allerdings leiden Motorräder, die es allen recht machen wollen, zuweilen unter dieser riesigen Zielgruppe. Genau so kurz wie die Mängelliste ist deshalb das, was an diesem Motorrad wirklich charakterisierend wirkt. So müssten Sportfahrer zweifellos ins Fahrwerk investieren - oder sich woanders umschauen. Auffällig an der Yamaha MT-07 ist neben ihrer Unaufälligkeit lediglich ihre enorme Wendigkeit. Wo andere mühsam rangieren, fährt die MT einfach ums noch so kleine Eck. 
Damit ist sie das ideale Motorrad für Anfänger oder Wiedereinsteiger - und für alle, die einfach einen kostengünstigen, problemlosen Untersatz suchen, der in den seltensten Fälle nervt.
Aber Billigheimer? Ganz gewiss nicht.

Das Testmotorrad wurde uns freundlicher Weise von Motorrad Ruser zur Verfügung gestellt.

Preis / Verfügbarkeit / Farben / Baujahre

  • Preis: 6.795 Euro
  • Gebraucht (3 Jahre alt): 4.900€
  • Baujahre: seit 2013
  • Verfügbarkeit: gut
  • Farben: blau, schwarz, gelb
Pro & Kontra
Pro:
  • Preis/Leistung
  • Wendigkeit
  • Geringes Gewicht und leichtes Handling
  • Fahrspaß
  • Vielseitigkeit
  • Herrlich puristisch / nix was man nicht braucht
Kontra:
  • Fahrwerk nicht einstellbar
  • schmale Ausstattung
  • Windschutz
04 2021: TEST: YAMAHA MT-07
10 2018: Test: Yamaha MT-07
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