BMW S 1000 XR im Test
Neuauflage des 1.000er Cross-Over-Sportlers von BMW
Rennsemmel im Tourenkleid
Eines vorweg: Die S1000XR basiert auf dem Motor des Super-Sportlers S1000RR. Auch wenn BMW den Drehmomentverlauf und die Leistung etwas in den unteren Bereich gedreht hat, haben wir es also mit einer sportlichen Maschine zu tun. Okay, die Fahrwerksgeometrie mit jeweils 150mm Federweg sowie Sitzhöhe, Windschild usw. sollen Tourentauglichkeit suggerieren, aber wer glaubt, sich hier auf ein gemütliches Adventure-Bike zu setzen, der irrt gewaltig!Ebenfalls neu ist die bessere Serienausstattung. Bei der alten XR musste man noch für fast alles zusätzlich investieren, bei der neuen XR ist auch nackt schon einiges an Bord: TFT-Farbdisplay, Connectivity zum Smartphone, Fahrmodi, E-Gas, ESA-Fahrwerk (!), Motorschlupf-Regelung, Dynamische Traktionskontrolle, verstellbares Windschild, Voll-LED, integrierte Kofferhalter - alles schon dabei für knapp 17.000 Euro. Unsere mehr oder weniger voll ausgestattete Maschine liegt bei 22.000 Euro.
Virtueller Rundgang um die BMW S1000XR
Das soll sie können
Technisch bietet die BMW S1000XR nun auch alles, was es derzeit an Assistenzsystemen gibt. Die 6-Achsen IMU von Bosch checkt Schräglage, kontrolliert das Vorderrad und steuert sowohl Traktionskontrolle sowie das Kurven-ABS. Für Details bitte die Webseite von BMW konsultieren, das würde hier zu weit führen.
Erwähnenswert finden wir noch das nach wie vor kleine 17 Zoll Vorderrad, welches den sportlichen Charakter der XR betont. Durch die geringeren Kreiselkräfte lässt sich diese Maschine eben doch etwas zackiger in Kurven legen als "echte" Adventure-Bikes mit 19 Zoll oder noch größeren Felgen.
Bedienung, Cockpit und Bedienelemente sind für alle BMW-Umsteiger kein Problem. Alle Knöpfe sind BMW-typisch sortiert und auch das Display funktioniert genauso wie z.B. bei einer GS. Unsere Maschine hatte neben Keyless Go (inkl. dafür vorgesehenes kleines Tankfach) auch noch LED-Zusatzscheinwerfer, Kurvenlicht, Reifendruckkontrolle, Tempomat und einen Quickshifter, der bei der S1000XR butterweich funktioniert. Umsteiger von anderen Motorrädern müssen sich erst einmal an die vielen Optionen des Menüs gewöhnen, aber das klappt nach einer kurzen Eingewöhnungszeit dann auch ganz gut.
So sitzt und fährt sie sich
Dann mal los. Wir sitzen auf und bemerken zunächst die recht tiefe Sitzmulde, die einen einerseits etwas einengt, andererseits aber auch ein schönes "in der Maschine sitzen" Gefühl gibt. Der Sozius sitzt erhöht und erfreut sich einer für eine Cross-Over Maschine überraschenden Komfort samt gut erreich- bzw. greifbarer Haltegriffe. Die Sitzhöhe des Fahrers kann zwischen 790 oder 840 mm eingestellt werden - passt also prima sowohl für kleinere und größere Leute. Okay, Motor an und los gehts.Herrlicher Sound, schön giftig, wenn man will. Die Maschine wiegt vollgetankt 226 kg. Das ist weder besonders viel noch besonders wenig, aber die S 1000 XR geht so schwungvoll um die Ecken, dass es nur so eine Freude ist. Es fühlt sich nicht ganz so souverän an wie auf einer GS, dafür aber eine ganze Ecke sportlicher. Das liegt neben dem Sound natürlich auch am Motor, der willig nach oben peitscht und dem Fahrer dabei mit jeder Menge Adrenalin belohnt. Von ganz unten drückt die XR nicht so stark wie ein 1250er Boxer, aber es geht doch auch hier zügig nach vorne. Im oberen Drehzahlbereichen bleibt dann kein Auge mehr trocken und man wähnt sich plötzlich auf einem Supersportler - nur eben mit breiterem Lenker und höherem Sitz. Wobei der Lenker übrigens nicht mehr ganz so breit ist wie beim Vorgänger, aber immer noch breit genug.
Erstaunlicherweise hat die XR im Gegensatz zur RR keine Shiftcam Ventilsteuerung - warum auch immer! Egal, der Motor funktioniert auch so blendend und wir haben einen Heidenspaß. Kein Spaß versteht die XR beim Bremsen: Die Brembos packen - wenn man es darauf ankommen lässt - derart bissig zu, dass einem bei Notbremsmanövern fast schon schlecht wird. Klasse!
Das verstellbare Windschild leistet an der XR ebenfalls beste Dienste, allerdings nur wenn man die Standardscheibe hat. Die kleinere Scheibe an unserer Testmaschine nimmt zwar den Druck von Oberkörper, aber so richtig leise wird es damit logischerweise nicht. Sportler freuen sich darüber, Tourenfahrer nehmen einfach die normal große Scheibe.
Fazit - was bleibt hängen
Mann, hatten wir einen Spaß mit der XR! Das serienmäßige elektronisch verstellbare ESA-Fahrwerk bügelt wirklich alles glatt und trotzdem gibt dieses Bike einem noch die für das sportliche Fahren nötige Rückmeldung über den Straßenzustand. Das ist dann auch schon der größte Unterschied zwischen XR und GS: Die XR ist stets sportlich unterwegs, auch wenn der 4-Zylinder zumindest theoretisch schnurren kann wie ein Kätzchen, dass will man als Fahrer gar nicht! Lieber Gas geben und lossprinten wie ein Gepard. GS dagegen: Eher ruhig wie ein Löwe.Ob die Sportlichkeit der XR auf Dauer wirkt oder eher nervt, muss jeder Fahrer für sich entscheiden. Klar ist aber: Auf einer GS reist es sich angenehmer, weil man eher entspannt fährt und es weder Konstantfahr-Ruckeln noch Kettepflegen gibt.
Das Testmotorrad wurde uns zur Verfügung gestellt von Bergmann & Söhne Pinneberg. Dort steht sie als Vorführer und freut sich über jeden Probefahrer.
Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre
- Preis: 17.000€
- Gebraucht (1 Jahr alt): 15.000€
- Verfügbarkeit: seit 2020
- Farben: rot, silber, bunt