Honda CBR 1000 RR-R Fireblade SP

Honda CBR 1000 RR-R Fireblade SP im Test (Baujahr 2021)

Rasierklinge mit 218 PS auf der Landstraße - macht das Sinn?

CBR 1000 RR-R Fireblade SPFotos: Motorradtest.de
Die Honda CBR 1000 RR-R Fireblade SP ist ein konsequent auf Schnelligkeit ausgelegtes Motorrad. Wir sind damit auf der Landstraße durch die Gegend gegondelt. Macht das Sinn? Unser Testprobant Dietmar hat sich mittlerweile erholt und resümiert seine Erlebnisse.

Sexy steht sie da

Da steht sie vor mit, die Fireblade SP in Grand Prix Red. Sieht klein aus, kann ich im Schlusssprung rüberhüpfen. Mach ich aber nicht, ist ja eine Testmaschine und nicht meine. Honda-Händler Nico aus Kaltenkirchen hat noch nie so lange auf mich eingeredet, dass ich um Gottes Willen bitte vorsichtig fahren soll und erst einmal 30 Minuten gaaaanz langsam beginnen möge. "Albern", denke ich mir. Später weiß ich: Dass ich überhaupt mit diesem Ding fahren durfte, war ein echter Vertrauensbeweis!

 
Die Honda CBR 1000 RR-R Fireblade SP ist nichts anderes als eine Waffe. Auch wer - wie ich - schon diverse 200 PS Maschinen gefahren ist, sollte sich im Klaren darüber sein, dass dieses Gerät eigentlich nichts auf öffentlichen Straßen zu suchen hat. Honda selbst sagt zur Fireblade: "Die CBR1000RR-R SP ist speziell nicht auf die Straße zugeschnitten. DIE RENNSTRECKE IST IHR SPIELPLATZ!". Stimmt, unterschreibe ich sofort.
Wer ist eigentlich auf diesen bescheuerten Namen mit vier R´s gekommen? Egal, irgendwie muss das Kind ja heißen und der Namenszusatz Fireblade trifft es schon sehr gut. Bevor ich losfahre aber erst einmal Sitzprobe. Und da geht es schon los. Bin ich zu groß, zu dick, zu schwer? Wie soll man sich da denn raufsetzen??? Die Fußrasten sind gefühlt auf Augenhöhe und so weit hinten, dass man im Stand nicht kurz die Sitzposition ausprobieren kann - man würde sofort umfallen. Jeder Ampelhalt wird so zu einem Erlebnis! 
 
Jetzt verstehe ich auch, warum die GP-Fahrer alle höchstens 1,50 m groß sind und maximal 50 Kilo wiegen: Weil Rennmaschinen dieser Art für Leute wie mich (1,84m / 80 kg) von der Ergonomie her nur dann passen, wenn man sich extrem flach über den Tank spannt. Und selbst dann sieht es bei mir eher albern aus (siehe Video). Aber egal, ich will ja nicht gut aussehen, sondern Spaß haben, und davon hatte ich dann später tonnenweise - inkl. massenhafter Ausschüttung von Adrenalin, Endorphin und anderer, mir bis dahin nicht bekannter Chemikalien in meinem Körper.
WingletsCockpitLED Licht

Das soll sie können

Doch bevor wir losfahren, schauen wir uns noch ein wenig auf dem Bike um. Es gibt Keyless Go mit einer etwas merkwürdig weit vorne angebrachten Zündung. Das 5 Zoll TFT-Cockpit lässt sich mit einem Steuerkreuz links überraschend leicht bedienen. Es gibt drei konfigurierbare Fahrmodi und alle möglichen technischen Assistenz-Systeme: Wheelie-Control (zum Glück!), Launch-Control, Traktionskontrolle, Kurven-ABS, 6-Achsen IMU etc. 

Unsere SP-Variante hat im Gegensatz zur Standard-Fireblade eine Akrapovic-Anlage sowie ein semiaktives, elektronisch steuerbares Fahrwerk von Öhlins. Nun bin ich hauptberuflich kein Rennfahrer und kann zu den diversen Setup-Möglichkeiten nichts Kompetentes sagen, aber auf jeden Fall fühlt sich das Fahrwerk extrem stabil an. Selten war ich mit so viel Vertrauen auf einem Motorrad unterwegs, obwohl ich nichts am Setup geändert habe. 

Auch Licht-technisch ist die Fireblade Jahrgang 2020 ganz weit vorne. Die in die Spiegel integrierten Blinker beinhalten das Tagfahrlicht und natürlich sind sämtliche Leuchten in LED. Vorne in der Verkleidung sind die Winglets optisch sehr ansprechend untergebracht, die für jede Menge Anpressdruck sorgen sollen, wenn man mit 200 um die Kurve fährt.

So fährt sich die Fireblade SP

So fährt sie sich

Okay, dann rollern wir mal vom Hof. Der Sound ist selbst bei niedrigen Drehzahlen schon irgendwie giftig. Wenn man dann hochdreht, wird man regelrecht angeschrien. Geil. Aber zunächst fahre ich wie empfohlen langsam durch Kaltenkirchen. Bilde ich mir das ein oder gucken die Leute mehr als bei anderen Maschinen? Später stellt sich heraus: Das war keine Einbildung. Ich bin gleich viermal von unterschiedlichen Personen auf die Triple-R angesprochen worden, sogar von einer Oma. Tja, die CBR fährt nicht nur 300 km/h, sie sieht auch so aus. Und zwar auch im Stand. 
 
Die Sitzposition ist für mich anfangs abenteuerlich, aber irgendwie gewöhne ich mich daran. Man liegt quasi mit seinem Bike auf der Straße und fühlt sich wie eine Einheit. Das habe ich so noch nicht erlebt und das macht tatsächlich Spaß. Allerdings: Schon bei der Vorstellung, damit nach München zu fahren bekomme ich Rücken. Aber dafür ist sie ja auch nicht gemacht. 

Ich bin im Power-Mode und gebe dann auf der Landstraße einfach mal Gas, so wie ich das immer mache. Dann bremse ich sofort und steige ab. Mir ist schlecht geworden von der Beschleunigung und ich brauche eine kurze Pause. Was war das denn eben??? Zunächst passiert recht wenig (okay, das ist relativ), aber dann so ab 6.000 Umdrehungen explodiert die Fireblade regelrecht. Warum bin ich eigentlich nicht mit dem Vorderrad hochgekommen? Das muss die Wheelie-Control für mich geregelt haben, sonst wäre ich vermutlich sofort Kapeister gegangen.
Honda CBR 1000 RR-R auf der LandstraßeFoto: Motorradtest.de

Gut, mein Puls pegelt sich langsam wieder auf 165 ein, dann kann es ja weiter gehen. Zweiter Beschleunigungsversuch und wieder das gleiche. Mein Gehirn kommt nicht hinterher, bin ich schon hier oder ist mein Geist noch irgendwo dahinten? Man kann das einfach nicht beschreiben, die Maschine geht so brutal nach vorne wie ich es NOCH NIE erlebt habe. 
 
Auch nicht auf der Streetfighter V4, Z H2, S1000 RR, SuperDuke 1290 oder sonst einer anderen Maschine. Das muss irgendwie mit der Sitzposition oder dem Sound oder beidem zu tun haben, anders kann ich mir das nicht erklären. Denn de facto sind ja auch die anderen Bikes schnell, aber hier fühlt sich das alles nochmal ganz anders an. Da ich in unserem Testvideo leider weder Autobahn noch Rennstrecke gefahren bin, zeige ich Euch hier mal ein Video von Mark Márquez, der mit der CBR 1000 RR-R eine Runde auf der Rennstrecke gedreht hat.

Fazit - was bleibt hängen

Tja, beeindruckend oder? Da ist meine Landstraßenperformance nicht ganz so dolle, aber Spaß hatte ich dennoch jede Menge. Ich frage mich allerdings, wie lange man eine Fireblade ohne Führerscheinentzug lenken darf. Ich würde sicherlich nach wenigen Tagen sofort meinen Lappen los sein. Langsam fahren geht jedenfalls nicht auf der CBR, und damit kommen wir auch zum Punkt: Honda hat bei der Fireblade alles auf Rennstrecke ausgelegt und dass so gut hingekriegt, dass für normales Motorradfahren wenig übrigbleibt.
 
Mit dieser Maschine nur auf Landstraßen rumzufahren wäre Perlen vor die Säue. Obwohl - macht trotzdem irre Spaß! 95% der Käufer werden dennoch Racer sein, die Ihr Schätzchen regelmäßig auf die Rennstrecke entführen. Genau da fühlt sie sich wohl, genau da gehört sie hin.
 
Test-Bike von Motofun Kaltenkirchen - vielen Dank!

Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre

  • Preis: 26.330€ für die SP-Variante, 22.300 € ohne SP
  • Gebraucht (1 Jahr alt): 20.000€
  • Baujahre: 2020-2021
  • Farben: Grand Prix Red (rot-blau-weiß), Pearl Morion Black (schwarz)
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Zubehör für die
CBR 1000 RR-R Fireblade SP

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Pro & Kontra

  • imposante Leistung, extreme Beschleunigung
  • superstabiles, elektr. einstellbares Fahrwerk
  • technische volle Hütte inkl. Launch-Control und Track-Modus
  • sehr gute Bremsen
  • Sitzposition auf Dauer anstrengend
  • benötigt hohe Drehzahlen
  • Sozius-Sitzmöglichkeit ist hoffentlich nicht ernst gemeint
Von unserem Team geprüft:

Allgemein

Typ
Supersport

Abmessungen

Länge
2.100 mm
Höhe
1.140 mm
Gewicht
201 kg
Sitzhöhe
830 mm
Radstand
1.455 mm

Fahrleistungen & Reichweite

Tankinhalt
16,1 l
Höchstgeschw.
299 km/h

Motor & Kraftübertragung

Motorbauart
Reihenmotor
Zylinderzahl
4
Kühlung
flüssig
Hubraum
999,9 ccm
Bohrung
81 mm
Hub
48,5 mm
Leistung
217 PS
Drehmoment
113 NM
Ganganzahl
6
Antrieb
Kette

Fahrwerk & Bremsen

Rahmen
Aluminiumrahmen
Federung vorn
Ohlins NPX S-EC 43mm Teleskopgabel
Federbein hinten
Ohlins TTX36 S-EC Pro-Link Aufhängung
Bremsen vorne
Doppelscheibenbremse mit radial befestigten Vierkolbenbremszangen
330 mm
Reifen vorne
120/70-17
Bremsen hinten
Einscheibenbremse mit Doppelkolbenbremszange
220
Reifen hinten
200/55-17
ABS
Kurven ABS mit Track-Modus

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