Triumph Street Triple 765 R im Test (Baujahr 2023)
Was bietet das 2023er Modell des Vorzeige-Nakedbikes aus Hinckley?
Fotos: Motorradtest.de
Die neue Triumph Street Triple 765 R kostet knapp über 10.000 Euro. Dafür gibt es ein knackiges Naked-Bike mit kompletter Ausstattung. Der Abstand zur 2.100 Euro teureren RS ist deutlich knapper geworden. Was die Street Triple 765 R kann und wo die Unterschiede zum Vorgänger und zur RS liegen, erfährst Du in diesem Test.Schön und Scharf
Der erste Eindruck zählt. Und der ist gut bei der neuen Street Triple 765 R. Schön ist sie, wie sie da in Sonne steht bei unserem
Triumph-Händler Q-Bike in Hamburg. Die neue Streety ist nicht etwa nur ein kleines Update, sondern ein an vielen Stellen überarbeitetes Bike. Gegenüber der alten R wurden folgende Dinge angepasst:
- Bodywork - vor allem schärfer gestylte Front
- Motor - fast alle Komponenten wurden überarbeitet
- mehr Leistung (120 PS) und besserer Drehmomentverlauf in der Mitte
- Getriebe überarbeitet - kürzer übersetze Gänge, bessere Beschleunigung
- breiterer Lenker
- neue Abgasanlage
- neues Kurven-ABS
- leichtere Felgen
- jetzt mit Schräglagensensorik
Die Sitzhöhe liegt nun bei 826 mm, damit ist die R auch für kleinere Piloten leicht zu erklimmen. Die Maschine wirkt eher klein und Personen über 1,90 m könnten Probleme mit dem Kniewinkel bekommen. Der Lenker ist recht tief angebracht und so ergibt sich automatisch eine fahraktive Sitzposition. Wie so oft bei Naked-Bikes ist der Sozius-Komfort eher bescheiden. Es gibt wenig Platz, keine Haltegriffe und Personen mit langen Beinen haben schnell die Knie zwischen den Ohren. Geschenkt, mit diesem Bike will man vermutlich auch keine langen Reisen unternehmen, zumindest nicht zu Zweit. Sie schreit eher nach Rennstrecke, doch dazu später mehr.
Abmessungen / Sitzergonomie der Triumph Street Triple 765 R
So sitzt es sich auf der neuen Triumph Street Triple 765 R
360 Grad Rundgang um die Triumph Street Triple 765 R
Technik der Street Triple 765 R
Technisch ist die neue Maschine up-to-date. Es gibt nun eine IMU mit Schräglagensensorik (greift ein in Kurven-ABS und Traktionskontrolle) sowie vier Fahrmodi, einer davon ist ein konfigurierbarer Rider-Modus. Ein QuickShifter ist in Serie genauso dabei wie ein kombiniertes LCD/TFT Cockpit, das wir schon aus der Trident oder Tiger 660 kennen. Die Bedienung erfolgt über ein Steuerkreuz mit Enter-Taste und funktioniert tadellos. Für die Änderung der Fahrmodi steht eine separate Taste zur Verfügung. Ein Tempomat fehlt, den vermisst man bei diesem spitzigen Gefährt aber auch nicht.
Die Beleuchtung kommt in Voll-LED, auch die neue Streety besitzt den typischen, insektoiden Doppelscheinwerfer vorne. Ein USB-Anschluss befindet sich unter der Sitzbank und gegen Aufpreis kann die Maschine an das Handy gekoppelt werden. Dann steht eine Turn by Turn Navigation powered by Google zur Verfügung. Fehlt irgendetwas? Nö, alles da. Kann also losgehen...
So fährt sie sich
Bevor wir es krachen lassen, steht der Soundcheck an. Auch die neue Street Triple faucht wie eh und je. Das Standgeräusch liegt bei 95 db(A). Der Triple klingt herrlich, vor allem wenn man es aus hohen Drehzahlen per Motorbremse langsam ausklingen lässt.
Schon auf den ersten Metern wird klar, dass die Street Triple ihre Kernkompetenz behalten hat: Sie ist extrem präzise und dabei wendig wie kaum eine andere Maschine. Der kurze Radstand und die Fahrwerksgeometrie unterstützen dies genauso wie das geringe Gewicht von lediglich 189 kg (fahrfertig). Wer das erste Mal auf dieser Maschine fährt oder z.B. von einer großen Reise-Enduro umsteigt, wird das Fahrverhalten evtl. als etwas kippelig/nervös empfinden, aber das gehört so! Nach kurzer Eingewöhnung genießt man das straffe, sportliche Fahrwerk und vertraut der Maschine von A bis Z.
Mindestens genauso beeindruckend wie die Kurvenhatz mit der Maschine sind ihre Bremsleistungen. Die Brembo M4.32 vorne beißen richtig und bringen das Bike im Nu zum Stehen. Zwar sind die Stylemas der RS noch etwas leichter in der Handkraft, trotzdem bremst auch die R hervorragend. Und wo wir schon mal dabei sind, hier in Stichworten die Unterschiede zwischen der R und der RS (+ 2.100 Euro).
Unterschiede Street Triple 765 R / RS
- Sitzhöhe 826 mm / 836 mm
- 120 PS / 130 PS
- Showa Monoshock hinten / Öhlins Monoshock hinten
- Brembo M4.32 / Brembo Stylema
- aufwendigeres Cockpit/Display bei der RS
- Soziusabdeckung bei der RS
- edlere Spiegel und Hebel bei der RS
- Continental ContiRoad vs. Pirelli Supercorsa SP
Das Sahnestück der neuen Street Triple 765 R ist natürlich der Motor. Er reagiert derart geschmeidig auf die Befehle seines Piloten, dass man den Hubraum von 765 ccm kaum glauben möchte. Früher waren die Unterschiede zwischen z.B. 600er und 1000er Maschinen ja deutlich spürbar, zwischen der Street Triple und der Speed Triple ist der Abstand mit der neuen Streety aber deutlich zusammengeschrumpft. Klar, die Speed Triple hat untenrum spürbar mehr Bums, aber auch hier vermissen wir bei der Street Triple 765 R nichts mehr, schon gar nicht auf der Landstraße. Der Motor geht gierig ans Gas und freut sich hör- und spürbar über hohe Drehzahlen. Er ist dabei aber auch überraschend elastisch und muckt auch beim Hochziehen im 6. Gang aus niedrigen Drehzahlen kein Stück.
Die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h gelingt mit etwas Übung in unter 3,5 Sekunden und auch der Durchzug von 60 auf 100 km/h im 5. Gang lässt den Fahrer lauthals in den Helm jubeln. Die Maschine springt derartig nach vorne, dass man vor lauter Spaß gar nicht mehr absteigen möchte. Einen Nachteil hat dies allerdings: Man fährt eigentlich ständig zu schnell, ohne dies zu merken - zumindest ging uns das so bei unserer Testfahrt. Einen großen Anteil daran hat auch der fluffige QuickShifter, der in beide Richtungen fast ohne spürbares Ruckeln funktioniert - grandios!
Lob gibt es von uns auch für die 4 Jahre Garantie, die Triumph mittlerweile auf alle Motorräder bietet. Das Serviceintervall alle 10.000 km bzw. einmal im Jahr ist normal und geht ebenfalls in Ordnung. Tja, und wo sind die Kritikpunkte an der Street Triple 765 R? Der Kupplungshebel ist nicht in der Reichweite einstellbar und steht für kleine Hände einen Tick zu weit ab. Das wars.
Stellt sich die Frage, warum man eigentlich zur teureren RS-Variante greifen sollte? Nun ja, wir hätten da schon eine Idee: Die RS gibt es neben Silber auch in Rot und in Gelb! Außerdem wird der eine oder andere die wertigeren Hebel, die Radial-Bremspumpe sowie die Stylemas und das etwas schnittigere Cockpit zu schätzen wissen. Technisch sind die beiden Bikes weitgehend identisch und auch die Mehrleistung von 10 PS dürfte man lediglich auf der Renne spüren. Gleiches gilt für das bessere Fahrwerk, auf der Landstraße benötigt man dieses Update unserer Meinung nach nicht. Egal, ob man sich nun für die R oder die RS entscheidet: Spaß wird man mit beiden Bikes jede Menge haben und sie sind beide ihren Preis wert - und zwar jeden einzelnen Cent.
Fazit
Junge, Junge, was für ein Brett! Die neue Street Triple 765 R hält, was sie verspricht. Viele kleine Updates machen aus dem eh schon sehr guten Nakedbike ein verdammt gutes Nakedbike. Die Streety fährt sich famos und präzise, der Motor macht süchtig und die technische Ausstattung ist nun fast schon auf dem Niveau der Speed Triple. Der Preis für die R geht mehr als in Ordnung und wer es noch etwas edler mag, der greift zur RS - mit beiden Bikes kann man nichts falsch machen.
Das Testbike haben wir freundlicherweise vom
Triumph Flagship-Store in Hamburg zur Verfügung gestellt bekommen. Wer eine Probefahrt machen möchte, ist dort herzlich gerne eingeladen. Neben der R hat Q-Bike auch einen Vorführer der RS vor Ort - ihr könnt also beide Bikes direkt vergleichen. Viel Spaß dabei und viele Grüße von uns...
Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre
- Preis: 10.195 €
- Gebraucht (3 Jahre alt): 8.500€
- Verfügbarkeit: ab 03/2023
- Farben: Weiß, Silber
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