BMW R1300 RS im Test

Großer, schwerer Sport-Tourer mit reichlich Boxer-Punch

BMW R1300 RS im Test Fotos: Motorradtest.de
 
Die neue BMW R1300 RS ist nach der GS die zweitbeliebteste Maschine im Boxer-Programm von BMW. Eigentlich erstaunlich, handelt es sich doch um einen Sport-Tourer - nicht gerade das erfolgreichste Segment im Motorradmarkt. Schaut man aber genauer hin, dann ist der Erfolg der RS schon erklärbar. Volker und Dietmar haben genauer hingeschaut... 

Mehr Sport, weniger Tourer.

Schauen wir doch zunächst einmal, wo BMW die neue RS einsortiert. Aha, bei Sport. Also nicht bei Tour. Dort steht ja schon die noch fettere R1300 RT. Unter Adventure findet sich die GS, klar. Und unter Roadster die R1300 R. BMW baut um den neuen Boxer herum also vier Modelle in vier unterschiedlichen Kategorien - warum auch nicht, ist ja ein starker Motor und bietet ein Alleinstellungsmerkmal. Kein anderer Hersteller bietet Zweiräder mit diesem Boxer-Punch.
 
Haben wir das also geklärt, die RS will mehr Sportler sein als Tourer. So steht sie denn neben einer S1000 RR, die noch mehr nach Sport riecht. Sport-Tourer waren ja schon immer schwere Maschinen, die langgezogene Kurven und Autobahnetappen lieben. Die neue wiegt 245 kg (fahrfertig) und liegt auf der Platte wie ein Intercity. Doch zu den Fahreigenschaften kommen später. Die Standard-Version Blau (sehr schön!) kostet mindestens 16.950 Euro. Bevor jetzt alle wieder das "BMW ist ja soooo teuer Lied" anstimmen: Schaut mal, was die Wettbewerber kosten. Genau.
Farbauswahl BMW R1300 RS
Farbauswahl: Vier Lackierungen, allerdings teilweise mit zusätzlicher Ausstattung und höheren Preisen.
 
 
Abmessungen und Sitzprobe
 
Man sitzt auf der RS so, wie man auf Sport-Tourern sitzt: Leicht nach vorne geneigt, aktiv, sportlich, aber trotzdem bequem und nicht nervend. Der Beifahrer hat ebenfalls genug Platz und Haltegriffe. Es ist zwar nicht so heimelig wie auf einer GS, aber trotzdem kann man so zu zweit lange Tagesetappen in Angriff nehmen. Erstaunlich: Die Zuladung ist mit 125 kg extrem hoch! 
 
Allerdings wiegt die Maschine fahrfertig auch schon 245 kg, ein Leichtgewicht bewegt man hier also schon mal gar nicht. Aufgrund der tief liegenden Zylinder und dem insgesamt tiefen Schwerpunkt lässt sich die Maschine aber erstaunlich einfach rangieren. Der Lenker besteht wie bei einem SuperSportler aus zwei Lenkerhälften und liegt gut zur Hand, die Sitzposition ist dadurch recht sportlich - gefällt uns und passt gut zum Charakter der Maschine.

Sitzprobe BMW R1300 RS
So sitzen Fahrer und Beifahrer auf der neuen RS.
 
 
Cockpit Beleuchtung vorne Beleuchtung vorne

Technik der neuen RS

Ab hier wird es anstrengend für den Autor. Die RS kann mit soviel technischen Klimbim aufwarten, dass alleine schon die Vorbereitung auf den Test sehr mühselig war. Für den Käufer bedeutet dies: Ja, man muss sich schon ein wenig einarbeiten in die Bedienung der vielen Features. BMW Fahrer werden jetzt müde lächeln und "kenne ich doch schon alles" denken, Umsteiger werden aber ins Schwitzen kommen.

Die Nennung aller technischen Hilfen - egal, ob Serie oder optional, schenke ich mir an dieser Stelle und verlinke lieber auf die BMW-Webseite. Im Grundsatz gilt: In Serie hat die RS alles an Bord, was man so braucht inklusive Kurven-ABS und Kurven-Traktionskontrolle, Tempomat, Motorschlepp-Regelung, drei Fahrmodi, Dynamik-ESA und elektronisch verstellbares Fahrwerk, USB-C, 6,5" TFT Farbdisplay inklusive Handy-Connectivity und Pfeilnavigation und und und... 

Nicht in Serie dabei sind der QuickShifter und Heizgriffe. Schade. Aber zum Glück kann man ja wie üblich bei BMW diverse Pakete dazubuchen und so den Preis schnell Richtung 25K preschen lassen. Muss man aber nicht. Ärgerlich: Die wirklich sehr coole Automatik-Funktion ("ASA" heißt das in Bayern) kostet nicht nur 890 Euro extra, sondern ist auch nur im Zusammenspiel mit dem Dynamik-Paket für 1.580 Euro buchbar. So ist das bei BMW leider häufig: Möchte man ein Feature haben, muss man manchmal andere Dinge dazukaufen, die man eigentlich gar nicht haben möchte. 

Optional ist auch das Kurvenlicht für etwa 500 Euro. In Serie leuchtet bei der BMW R1300 RS natürlich alles in LED und sieht auch richtig schick aus. Vorne sind Abblendlicht und Fernlicht als Doppelscheinwerfer ausgeführt und hinten sind Blinker und Rück- plus Bremsleuchte NICHT in einem Gehäuse verbaut - uff. Coming-Home Funktion und Tagfahrlicht gibt es in Serie natürlich auch, da haben wir wenig zu meckern.

Noch ein Feature ist optional bei BMW erhältlich, nämlich der "Riding Assistant". Herz dieses Features sind Radar-Sensoren vorne und hinten, die z.B. den Tempomaten zum automatischen Abstandstempomaten mit Kollisionswarner machen sowie einen Spurhalte-Assistent und eine Auffahr-Unfallerkennung ermöglichen. Was es nicht alles gibt?! Da haben offenbar die Kollegen aus der Autosparte mal kurz rübergeschaut bei den Kollegen von BMW Motorrad.

Endschalldämpfer von Akrapovic Endschalldämpfer von Akrapovic als Zubehör erhältlich.

 

So fährt sie sich

Der Sound der BMW R1300 RS ist - sagen wir mal gewöhnungsbedürftig. Die Umstellung auf Euor5+ hat der Soundkulisse leider nicht gut getan. Die Maschine klingt zumindest im Stand recht rasselig und mechanisch. Auf der Maschine und beim Gas geben ist dann alles wieder in Ordnung. Dennoch: Ältere Boxermodelle gefallen uns klangtechnisch tatsächlich viel besser, aber das ist ja auch eine sehr subjektive Angelegenheit.
 
Beim Fahren geht dann aber endgültig unser Herz auf. Die RS war schon immer eine echte Fahrmaschine und die 1300er setzt dem Ganzen dann noch die Kirsche auf das Sahnehäubchen. Das liegt aber nicht nur an der puren Power des neuen Boxermotors, sondern auch und vor allem an seiner wundervollen Laufkultur. Nichts bringt diesen Motor aus der Ruhe, er ist stets souverän dabei und Herr der Straße, lässt nichts anbrennen und peitscht das Bike - wenn es denn mal sein muss - mit derartigem Nachdruck nach vorne, dass einem der Mund trocken wird. Ist mir echt genauso passiert. Wahnsinn.
 
BMW 1300er Boxermotor mit 149 Nm Drehmoment! BMW 1300er Boxermotor mit 149 Nm Drehmoment!
 
 
Dazu dann noch dieses wunderbar feinfühlige, semiaktive Fahrwerk, welches jeden auch noch so kleinen Stein wie von Geisterhand von der Straße verschwinden lässt. Wir haben gar nicht alle Optionen und Einstellungsmöglichkeiten der RS ausprobieren können, im Automatik-Modus der Dämpfung jedenfalls ließ es sich galant und komfortabel dahingleiten, eine wahre Freude. Was aber nicht heißen soll, dass die Maschine weich war, man kann schon sportlich mit ihr um die Kurven kratzen. Sie wird dabei aber nie unruhig oder nervös, dafür ist sie vermutlich schlichtweg auch zu schwer. Es ist dieses typische RS-Feeling eines Sporttourers, der unverwüstlich mit äußerster Souveränität seine Bahnen zieht und sich vor allem über langgezogene Kurven freut. Serpentinen und enges Geläuf kann die GS sicherlich besser, nicht aber die Autobahnfahrt mit 250 km/h - siehe Volker im Video. Kurz gesagt: Mit dem Intercity mit 300 Sachen nach München, so fühlt sich das an.
 
Dazu passend spendiert BMW der RS eine fabelhafte Bremsablage. Radial verschraubte 4-Kolben Festsättel auf zwei 310er Doppelscheiben verzögern das Gerät mit geringster Handkraft. Beim ganz harten Anbremsen scheint das Heck allerdings überholen zu wollen, wie man ebenfalls im Video beobachten kann. Dennoch: Die Bremsen bekommen von uns eine glatte 1, zumal auch die Aufstellneigung beim Ankern in Kurven gering ist. Super!
 
Bremsen an der R1300 RS. Bremsen an der R1300 RS. Richtig gutes Zeug.
 
 
Der Windschutz der RS ist gut, aber nicht sehr gut. Die Scheibe ist mit der Hand in zwei Stufen verstellbar, das geht zur Not auch mal während der Fahrt. Ist die Scheibe unten, sind die Verwirbelungen gering, es kommt aber bei schnellerer Fahrt noch ein wenig Druck auf den Oberkörper. Ist die Scheibe oben verschwindet zwar der Druck, dafür setzen aber Turbulenzen und der damit einhergehende Lärm ein. Nicht schlimm, alles im Rahmen, aber eine GS kann das einfach noch ein bisschen besser.
 
Was ist uns noch aufgefallen? Die Maschine geht ab wie ein Fuchs - ach ne, das hatten wir ja schon. Der Motor ist potent wie ein ... okay, war auch schon. Nö, eigentlich war es das. Der Qualitätseindruck ist wie gesagt super, dem Preis angemessen. Wir mögen die RS übrigens auch sehr gerne anschauen. Warum schreibe ich das? Weil es für mich so ziemlich zum Wichtigsten gehört, was ein Motorrad liefern muss: Emotionen schon beim Anglotzen.
 
Ist sie nicht schön? Schaut schon so aus, wie sie sich dann auch fährt: Sehr sportiv.

 
 
Die Garantie der F900 XR liegt bei drei Jahren, der Service ist jährlich oder alle 10.000 Kilometer fällt. Folgende Wettbewerber haben wir ausgemacht: Suzuki GSX-S 1000 GT / KTM 1290 Super Duke GT / Kawasaki Ninja 1100 SX SE / Moto Guzzi V100
 
 

Fazit

Die neue BMW R1300 RS macht genau da weiter, wo die eh schon gute R1250 RS aufgehört hat - nur mit noch mehr Power und noch besserer Ausstattung. Einziger Wehrmutstropfen: Sie klingt nicht mehr so toll wie zu Euro 4 Zeiten und zuvor - damit haben aber aller Hersteller zu kämpfen. Ansonsten verkörpert die neue RS so ziemlich alle Tugenden, die Sport-Tourern zubilligt: Souveräne Intercity-Straßenlage, sicheres Fahrgefühl und Platz für zwei für lange Fahrten. Schade, dass Heizgriffe und Sitzheizung nicht Serie sind, das hätte gut zu dieser Maschine gepasst. Die Serien-Ausstattung ist aber schon ziemlich gut, das hat BMW zum Glück nachgelegt. Insgesamt eine tolle Maschine, die sich bestimmt weiterhin so gut verkauft wie schon in den vergangenen Jahren. Wundert uns gar nicht.

Die Maschine wurde uns zur Verfügung gestellt von Bergmann & Söhne in Neumünster. Dort stehen nicht nur jede Menge BMW Modelle zur Probefahrt bereit, es gibt auch viele gebrauchte Maschinen zu bestaunen. Da sich die Filiale am Ortsrand von Neumünster befindet, ist man schnurstracks auf Landstraßen oder auch auf der Autobahn A7 unterwegs und kann dem Testbike mal so richtig auf den Zahn fühlen.

Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre

  • Preis: ab 16.950 €
  • Gebraucht (3 Jahre alt): 14.000 €
  • Baujahre: 2015 (R1200 RS) - heute
  • Farben: blau, schwarz, silber, weiß
Pro & Kontra
Pro:
  • unglaublicher Boxer-Punch
  • sehr stabile Straßenlage
  • starke Bremsen
  • kultivierter, drehfreudiger Alleskönner-Motor
  • Premium-Feeling inklusive
Kontra:
  • schwer
  • Sound so lala
  • kein Kurvenräuber
08.2025: BMW R1300 RS
An unhandled error has occurred. Reload 🗙