Kawasaki Ninja 1100 SX SE im Test

Der neue Sport-Tourer mit neuem Motor.

Kawasaki Ninja 1100 SX SE Fotos: Motorradtest.de
 
An der neuen Ninja 1100 SX hat Kawasaki ordentlich herumgeschraubt. Neben einem neuen Motor gibt es auch jede Menge technische Updates, die den grundsätzlichen Charakter dieses Sport-Tourers aber nicht verändert haben. Ole und Dietmar haben eine Runde mit der neuen Ninja 1100 SX in der edlen SE-Variante mit dem "Performance-Pack" gedreht.

Ninja-Sport für Tourenfahrer

Die neue Ninja 1100 SX gibt es in zwei Varianten (Standard und SE) und mit vier Ausstattungspaketen: Standard, Performance, Tourer und Tourer-Performance. Die Performance hat eine Sitzabdeckung, einen Akrapovic Endschalldämpfer, Sturz- und Tankpads sowie eine Displayschutzfolie. Die Tourer-Variante kommt mit zwei 28 Liter Koffern inkl. Innentaschen, einer größeren Scheibe, einer SP-Connect Handyhalterung sowie einer zusätzlichen 12 Volt Steckdose. Die Standard SE kostet 17.045 Euro (alle Preise inkl. Überführung), als Performance kostet sie 18.745 Euro, als Tourer 18.345 Euro und als Performance Tourer 19.795 Euro.
 
Flache Front Kaum verändertes Design und für einen Sport-Tourer immer noch erstaunlich flache Front. Sportlich, sportlich!
 

Unterschiede Ninja 1100 SX und Ninja 1100 SX SE

 
Die Unterschiede zwischen der von uns getesteten SE-Version und der "Nicht-SE" sind schnell aufgezählt. SE-Besitzer freuen sich über ein Öhlins S46 Federbein, Heizgriffe und hervorragende Brembo M4.32 Bremsen vorne inkl. Stahlflex-Leitungen. Der Spaß kostet allerdings happige 2.150 Euro Aufpreis. Darauf kann man unserer Meinung nach verzichten - allerdings nur dann, wenn man mit der grauen Lackierung leben kann, denn nur die SE gibt es im schönen Kawa-Grün.
 
FarbauswahlFarbauswahl der SE: Grün-Schwarz oder Grau-Rot. Leichte Übung: Eine Kawa muss grün sein!



Abmessungen und Sitzprobe
 
Die Ninja sieht zwar schnittig aus, bietet aber dennoch einen überraschend guten Sitzkomfort. Man sitzt nahezu aufrecht und der Lenker ist angenehm hoch angebracht. Die Sitzhöhe liegt bei 835 mm, was zu einem moderaten Kniewinkel führt. Der Windschild (es heißt tatsächlich DER Windschild) ist per Hand in der Neigung in drei Winkeln einstellbar und funktioniert gut. Die Maschine wiegt allerdings 234 Kilogramm und ist daher nicht unbedingt einfach rangierbar.
 
Unsere Testmaschine mit dem Performance-Paket und der Sozius-Sitzabdeckung ließ zwar keinen Sozius-Check zu, wir vermuten aber einfach mal, dass das in Ordnung gehen müsste. Jedenfalls sieht der Platz hinten recht großzügig aus und ordentliche Haltegriffe sind auch an Bord. Der Beifahrer schaut über den Kopf des Fahrers hinweg und hat so gute Sicht. Der Fahrer hat ebenfalls viel Platz und einen angenehmen Knieschluss. So lässt es sich auch auf längeren Touren zu zweit sicherlich gut aushalten.
 
Sitzprobe
So sitzt es sich auf der Ninja 1100 SX.
 

360 Grad Rundgang um die Kawasaki Ninja 1100 SX

Cockpit Beleuchtung vorne Beleuchtung hinten

Das soll sie können

Das Cockpit der Ninja 1100 SX umfasst ein sehr gut ablesbares 4" TFT-Farbdisplay, welches mit dem Smartphone gekoppelt werden kann. Die Anzeigen auf dem Display umfassen neben den Standard-Infos auch die G-Kräfte, den Neigungswinkel (= die Schräglage) und jede Menge Bordcomputer-Infos. Das ist wirklich sehr gut gemacht und verwirrt auch nicht, trotz der vielen Infos.

Es gibt drei feste Fahrmodi sowie einen Rider-Modus, bei dem man das Mapping und die Traktionskontrolle nach seinem Gusto einstellen kann. Die Maschine verfügt bereits in Serie über eine Tempomaten sowie eine IMU, die die Schräglage der Ninja stets im Auge behält und auf das ABS und die Traktionskontrolle Einfluss nimmt. 

Ebenfalls Serie ist ein fluffiger QuickShifter (up & down), eine von Hand verstellbare Scheibe sowie ein USB-Anschluss, der optisch allerdings ziemlich grobschlächtig ausgefallen ist.

Die Bedienung der Maschine erfolgt über vier Tasten am linken Lenkerende und ist eingängig. Es gibt Taster für Rauf, Runter, Enter und Zurück. Wer damit nicht klarkommt, dürfte heutzutage noch ganz andere Probleme haben. Einzig das Umschalten der Fahrmodi ist etwas langwierig, weil man dazu die Rauf/Runter-Taster länger drücken muss - ansonsten dienen diese Tasten kurz gedrückt nämlich auch zum Skippen durch den sehr auskunftsfreudigen Bordcomputer.

Beim Licht kommt LED zum Einsatz. Gut gefallen uns die in die Verkleidung integrierten Blinker und eine Warnblink-Anlage ist auch vorhanden. Kurvenlicht gibt es leider nicht, auch nicht gegen Aufpreis.

Der Akrapovic Endschalldämpfer ist Teil des Performance-Pakets.
Der Akrapovic Endschalldämpfer ist Teil des Performance-Pakets.
 
 

So fährt sie sich und so klingt sie

Der bei unserem Testbike montierte Akrapovic Endschalldämpfer in Carbonoptik ist nicht nur wesentlich kleiner und schöner als die Standard-Tüte der Ninja, er klingt auch toll. Dem typischen Vierzylinder Triebwerk-Sound mischt er eine Priese Fiesheit im Form von rauhen Umgangstönen bei - eine aufregende Kombination! 
 
Auf der Straße stellt sich dann sofort ein wohliges Gefühl ein, das seinen Ursprung im Motor und im Fahrwerk hat. Ole nennt das "wie ein Uhrwerk" und "fast schon elektrisch", Dietmar fallen Worte wie "samtig und zugleich potent" dazu ein. Es gibt überhaupt keine Lastwechselreaktionen und auch kein Konstantfahrruckeln. Gibt man Gas, dreht der Motor absolut linear und ohne Geboller nach oben, dass es nur so eine Freude ist. Freunde von japanischen Vierzylindern werden hier garantiert mit der Zunge schnalzen! 
 
Dazu kommt das sehr ausgewogen abgestimmte Fahrwerk, welches für einen Sporttourer sehr gut passt. Fahrbahn-Unebenheiten werden einfach weggebügelt und die Maschine liegt satt und souverän auf dem Asphalt. Es ist ein absolut wohltuendes Dahingleiten, wenn man mal nicht sportlich fahren möchte - was bei einer Tour vermutlich zu 90% der Zeit so sein wird. 

Motor Da ist das Ding! Der neue Motor zieht ordentlich und drückt unten wesentlich besser als je zuvor.
 
 
Aber Achtung, die Ninja 1100 kann natürlich auch anders: Der Motor drückt nun vor allem im unteren und mittleren Drehzahlbereich besser als bei der Vorgängerin. Die Maschine schießt regelrecht nach vorne, wenn man im Sportmodus am Hahn zieht. Und trotzdem bleibt sie dabei berechenbar, weil es eben kein Leistungsloch oder plötzlichen Extra-Punch gibt. Das führt dazu, das man selbst bei offensiver Fahrweise immer noch das Gefühl hat, alles im Griff zu haben. Darin besteht vor allem bei Fahranfängern allerdings auch die Gefahr, dass man das Tempo unterschätzt: 150 km/h fühlen sich auf der Ninja nämlich an wie gemächliche 80 km/h auf der Landstraße! Also, immer schön das Tempo im Blick behalten.
 
Das Gewicht der Maschine (234 kg fahrfertig) und das wie gesagt sehr gut abgestimmte Fahrwerk sind ebenfalls Teil der Party. Auch das ist typisch für Sporttourer im Vergleich zu Nakedbikes: Sie bringen einfach mehr Gewicht auf die Straße und wirken dadurch sehr stabil, was allerdings etwas auf Kosten der wuseligen Kurvenwilligkeit von leichteren Maschinen geht. Was aber nicht heißen soll, dass die Ninja nur geradeaus fahren möchte - im Gegenteil! Es ist ein ganz wunderbares Gefühl, wie präzise sie durch Kurven zirkelt, solange diese nicht zu eng werden.
 
Bremsen Brembo M4.32 vorne. Bremst richtig gut.
 
 
Stark sind auch die Bremsen der Ninja 1100. Vorne werkelt eine Brembo M4.32 Anlage mit 4-Kolben Festsattel Bremszangen an zwei 300er Scheiben. Man kann die Maschine quasi mit einem Finger zum Stehen bringen, so bissig und kraftvoll gehen die Stopper ans Werk und sind dabei auch noch sehr feinfühlig dosierbar. 
 
Was ist uns noch aufgefallen? Nun ja, die Ninja macht einfach Spaß! Nicht nur beim Fahren, auch beim Anblick der vielen schönen Details. Viele Parts sind rabenschwarz lackiert, was nicht nur cool aussieht, sondern auch den Qualitätseindruck unterstreicht, die die Ninja 1100 SX austrahlt. Die Hebeleien sind selbstverständlich einstellbar und auch die Spiegel machen einen guten Eindruck. Der Blick nach hinten ist übrigens auch sehr gut, da die Spiegel vorne an der Verkleidung angebracht sind und weit genug herausragen.
 
Gibt es denn gar nichts zu meckern? Naja, der Verbrauch ist nicht gerade niedrig, wenn man mal länger Gas gibt und die Zuladung ist mit 195 kg auch nicht so berühmt. Über die mittelmäßige App und den USB-Anschluss haben wir schon gesprochen - ansonsten ist die neue Ninja tatsächlich gegenüber dem Vorgänger spürbar verbessert worden. Die Garantie liegt bei sehr guten vier Jahren und der Service ist alle 12.000 Kilometer oder einmal pro Jahr fällig. Hier noch der Link zum Datenvergleich der Wettbewerber: 


Vergleich Kawasaki Ninja 1100 SX SE mit ähnlichen Sport-Tourern

 
 

Fazit

Die neue Kawasaki Ninja 1100 SX ist tatsächlich noch ein bisschen besser als die eh schon gute Vorgängerin. Der seidige Motor bietet nun noch mehr Fahrspaß in den für einen Sporttourer wichtigen Drehzahl-Bereichen und technisch ist die Kawa nun mit Schräglagensensorik voll auf der Höhe. Sie bereitet viel Fahrspaß und wirkt dabei sehr souverän, fast schon majestätisch. Wir finden übrigens die Standard-Ninja (ohne SE) eigentlich schon mehr als ausreichend, würden aber alleine schon wegen der Farbe (GRÜN!) trotzdem zur SE greifen.
 
Da Euch jetzt vermutlich schon der Sabber aus dem Mund trieft, können wir Euch eine Probefahrt nur empfehlen. Am besten bei Heller & Soltau im schönen Sankt Michaelisdonn, denn dort gibt es wunderbare Landstraßen, auf den denen sich die Ninja besonders wohl fühlt. Viel Spaß - und wenn ihr schon mal da seid, schaut Euch doch auch gleich noch die H2 SX SE an...

Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre

  • Preis: 17.045 €
  • Gebraucht (3 Jahre alt): 11.000€
  • Baujahre: 2011 - heute
  • Farben: grün-schwarz, grau-rot
Pro & Kontra
Pro:
  • Samtiger Vierzylinder mit ordentlich Druck unten und in der Mitte
  • Souverände Straßenlage
  • Bissige und gut dosierbare Bremsen
  • aufrechte, tourentaugliche Sitzposition
  • viele Ausstattungsvarianten
  • SE mit guter Serienausstattung
Kontra:
  • Hässlicher USB-C Anschluß
  • etwas schwer
04.2025: Kawasaki Ninja 1100 SX SE im Test
Verkaufszahlen (Deutschland)
Gesamt: 2.959 Mid: 37633
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