Fotos: Motorradtest.de
Die neue Triumph Tiger Sport 800 ist ein Cross-Over Bike und ähnelt zumindest von den Abmessungen her der Tiger Sport 660, die bereits seit 2022 das Triumph-Programm erfolgreich bereichert hat. Was macht die 800er besser bzw. anders als ihre kleine Schwester? Volker und Dietmar haben die Katze ausgeführt - und sind begeistert!
Raubkatze kurz vorm Sprung
Eigenlich könnte man die Tiger Sport 800 sogar eher noch mit der altehrwürdigen Tiger Sport 1050 vergleichen, die leider 2021 aus dem Triumph Modellprogramm verschwunden ist. Diese hatte noch 126 PS und 106 Nm Drehmoment, die neue Tiger Sport 800 muss mit 115 PS und 84 Nm auskommen.
Spoiler: Das reicht dicke! Die Tiger Sport 660 hat 81 PS und 64 Nm, was für Einsteiger ideal ist, dem einen oder anderen Biker aber ein Tick zu wenig sein könnte. Hier der Datenvergleich aller drei
Tiger Sport Modelle.
Die Tiger Sport 800 ist also quasi die goldene Mitte und auch dies zeigt sich auch beim Preis. Ab 11.795€ ist sie haben, die 660er gibt es für 9.495€, die 1050 kostete zum Schluss etwa 13.500€. Der Aufpreis zur kleinen Tiger Sport beträgt also 2.300€ - dafür gibt es aber auch spürbar mehr Leistung und auch bei der Ausstattung ist die 800er vorne. Wie immer bei Triumph gibt es jede Menge Zubehör, unter anderem ein GT-Paket mit Koffern, Heizgriffen und Handprotektoren für 1.275€. Sehr schön: Die Tiger Sport 800 ist in vier Farben erhältlich, da sollte für jeden etwas dabei sein.
Gleich vier Farben stehen zur Wahl - so soll das sein! Für uns bitte in gelb.
Abmessungen und Sitzprobe
Für eine Cross-Over Maschine bietet die Tiger Sport 800 vor allem dem Beifahrer erstaunlich viel Platz. Es gibt vernünftige Haltegriffe und der Sozius schaut über den Fahrer hinweg. Beide Probanden sitzen aufrecht, bequem und mit einem moderaten Kniewinkel. Der mittelbreite Lenker ist Richtung Fahrer ausgerichtet und die Sicht nach hinten ist eine glatte Eins! Der Windschild ist in mehreren Positionen mit der Hand verstellbar, das geht zur Not sogar während der Fahrt.
Die Sitzbank ist straff, aber nicht unbequem. Die Taille der Maschine am Tank ist schön schmal, so dass sich die Beine wunderbar anschmiegen können. Durch das geringe Gewicht von 214 kg fahrfertig lässt sich Maschine problemlos rangieren. Wir steigen also ab und haben schon vor der ersten Fahrt das Gefühl, dass sich hier etwas sehr Schönes anbahnt...
So sitzt es sich zu zweit auf der Tiger Sport 800. Sehr kommod.
360 Grad Rundgang um die Triumph Tiger Sport 800
Technik der Tiger Sport 800
Das Cockpit der Tiger Sport 800 kennen wir schon von diversen anderen Triumph Bikes. Oben ein inverses LC-Display mit Anzeige von Drehzahl, Speed und Tankfüllstand, unten ein farbiges TFT Display mit allen anderen Infos. Zur Bedienung dienen vier Richtungstasten am rechten Lenkerende sowie eine Enter-Taste. Das funzt alles recht logisch, dennoch muss man sich einen Moment mit der Bedienführung auseinandersetzen.
Wer mag, kann das Tigerchen auch mit seinem Smartphone koppeln und per MyRide App eine Pfeilnavigation auf das Display legen. Und natürlich Musik steuern, Anrufe annehmen und den ganzen anderen Kram. Die Connectivity-Funktionen sind in Serie ohne Aufpreis dabei.
Die Serienausstattung ist ohnehin super: QuickShifter, Tempomat, Traktionskontrolle und natürlich Ride by Wire sind immer an Bord. Die Fahrmodi Sport, Street, Rain wirken direkt auf die Schräglagensensorik, steuern also das Kurven-ABS sowie die Traktionskontrolle. Wer möchte, kann die Fahrmodi in drei Parametern noch weiter an seine Bedürfnisse anpassen.
Optional gibt es dann noch Hauptständer, Heizgriffe, eine Reifendruck-Kontrolle, Lauflichtblinker, Zusatzscheinwerfer und einen Endschalldämpfer von Akrapovic. Und natürlich stellt Triumph auch für die Tiger Sport 800 noch Menge Bling-Bling Zubehör in den Schaukasten - siehe Webseite.
Das Licht kommt natürlich komplett in LED inkl. Tagfahrlicht und Blinker. Unsere Testmaschine hatte auch noch LED-Zusatzscheinwerfer, die wir aber für verzichtbar halten. Das Umschalten zwischen Abblendlicht und Tagfahrlicht läuft über eine Extra-Taste - sehr gut gelöst.
Serien-Endschalldämpfer: Schlank und mit süchtig machenden Sound. Akrapovic kann einpacken.
So fährt sie sich
Der Serien-Endschalldämpfer der Tiger Sport 800 ist von oben gesehen recht schmal. Der Sound ist aber alles andere als schmal! Typisch Triple: Heiseres und kehliges Fauchen erwartet den Fahrer, in höheren Drehzahlen wird man angeschrien. Herrlich !!! Auch auf dem Bike hört sich das Ganze fein an, zumal dort die Ansaug-Geräusche aus der Airbox beim Angasen noch hinzukommen. Selber hören? Soundcheck rechts oben.
So, nun heißt es: Und ab geht der Fuchs. Wir scheuchen das Tigerchen über Landstraßen, Autobahnen und durch die Stadt - und sind völlig begeistert. Die Maschine fährt quasi von alleine durch Kurven, liegt stabil und bringt einfach einen Höllenspaß. Das Fahrwerk wirkt hervorragend austariert, wer will, kann es aber komplett einstellen. Unser Setup war übrigens gar nicht so straff, wie wir das erwartet haben. Trotzdem ließ sich die Tiger Sport 800 namensgerecht fahren - also sehr sportlich.
Triple mit 798 ccm, 115 PS und 84 Nm Drehmoment.
Was aber auch möglich ist, ist sanftes Dahingleiten ohne Stress. Der Dreiklang zwischen Motor, Getriebe und Fahrwerk bekommt von uns (schon wieder!) eine glatte Eins. Wenden auf engstem Raum - kein Problem. Den Motor auf 2.000 Umin runterfallen lassen und dann ohne Schalten Gas geben - geht ohne Geruckel. Den Motor mal so richtig rannehmen und bei Drehzahlen zwischen 8.000 und 10.000 nach vorne schießen - bitte sehr! Der Motor ist einfach ein Alleskönner und wirkt nie angestrengt. Wer glaubt, dass 115 PS zu wenig sind für eine sportliche Fahrweise, der irrt. Gewaltig.
Noch eine glatte Eins gibt es von uns für den QuickShifter. Wir haben selten so ruckelfrei nach oben oder unten schalten können, ohne zu kuppeln. Wenn Schaltassis derartig smooth zu Werke gehen, dann will ich auch einen haben! Zum Glück ist der QuickShifter bei der Tiger Sport 800 ja in Serie an Bord. Wenn dem nicht so wäre, hätten wir vermutlich erstmalig bei einem Test zum Erwerb desselben geraten. Echt!
Bremsen vorne: Radial verschraubte 4-Kolben Festsättel von ?
Genug gelobt? Noch nicht ganz. Auch die Bremsen der Triumph Tiger Sport 800 sind super. Okay, es gibt bei Dosierung und Bissigkeit noch bessere Anlagen, aber es gibt ja fast immer einen größeren Fisch. Die Bremsen hier tragen ein Triumph-Logo und machen dem alle Ehre: Sie bremsen wirklich richtig gut und die Maschine kommt auch nicht ins Schlingern oder fängt an zu Schwänzeln, sie bleibt stoisch auf Kurs.
Gibt es also gar nichts zu Meckern? Doch: Der Windschutz ist nicht ganz so toll. Wobei der Windschutz an sich gut ist, aber die verstellbare Scheibe macht Lärm und verursacht (zumindest bei uns) im ganz hochgefahrenen Zustand auch Turbulenzen - wenn auch nur geringe. Dietmar ist daher fast die gesamte Zeit mit runtergefahrener Scheibe gefahren, das war okay, allerdings auch so nicht so richtig leise. Volker ist mit Vollstoff (220km/h) auf der Autobahn gekachelt und hat sich ebenfalls über unnötigen Lärm beschwert (siehe Video unten). Komisch, dass Triumph (und viele andere Hersteller ebenso) diese Thema nicht so richtig in den Griff bekommen. Naja, irgendwas ist ja immer...
Schön, oder?
Beim Thema Garantie und Service scheint dann wieder die Sonne: Triumph gibt fette vier Jahre Garantie auf die Tiger Sport 800 und der Service ist nur alle 16.000 Kilometer oder einmal jährlich fällig - vorbildlich! Als Wettbewerber haben wir folgende Maschinen identifiziert:
BMW F900 XR, KTM 890 SMT und Yamaha Tracer 9 GT(+). Betrachtet man die Preise dieser Maschinen, so schneidet die Tiger Sport 800 sehr gut ab. Kein Wunder daher, dass dieses Bike im Mai die meistverkaufte Triumph in Deutschland war!