Yamaha Tracer 9 GT+ Y-AMT im Test

Mehr Technik geht nicht.

Yamaha Tracer 9 GT+ Y-AMT im Test Fotos: Motorradtest.de
 
 
Ist die neue Yamaha Tracer 9 GT+ Y-AMT mehr als nur ein Update? Yamaha verkauft den Cross-Over als "Sport-Tourer mit neuen Technologien, die das Fahrerlebnis verbessern und neue Maßstäbe in der Mittelgewichtsklasse setzen." Dietmar hat mal nachgeschaut ...

Alles drin, alles dran

Die Tracer 9 GT+ galt schon seit ihrem Erscheinen 2023 als Speerspitze des technisch möglichen im Motorradbau. Unser Eindruck beim Presse-Event und beim Test des ersten Modells: Stimmt! Hier ist wirklich alles drin und dran, was es gibt. Beim 2025er Modell hat Yamaha aber technisch nochmals nachgelegt sowie einige andere Änderungen vorgenommen.
 
 
Das ist neu am Modell 2025 der Yamaha Tracer 9 GT+
 
- DLC beschichtete DID-Kette
- Sitzbank noch tourentauglicher
- Y-AMT mit 2 Automatik-Modi
- geänderte Position von Fußrasten und Lenker
- neues Windschild höher und 10 cm elektrisch verstellbar
- leichtere Spin-Forge Felgen
- Reifen: Bridgestone T32
- Matrix-LED Licht: 20 LED-Einheiten & Infrarot-Kamerafür optimale Kurvenausleuchtung
- schlüsselloses Zugangssystem samt Zentralverriegelung für serienmäßige Koffer & optionales Top-Case
- Tempomat kann jetzt selbstständig schalten
- neue hinterbeleuchtete Schalter
- Garmin Motorize App mit Vollkarten-Navigation jetzt kostenlos
- Hauptständer Serie
- Optik: andere Front mit nun symmetrischen Scheinwerfern
- neues CBS Bremssystem mit Berganfahrhilfe
- wasserfestes Fach mit USB-A Buchse für das Smartphone
 
 

Diese erfreulichen Änderungen und Updates haben leider einen Nachteil: Die neue Tracer 9 GT+ wiegt nun 232 kg fahrfertig und inkl. Koffer und damit etwa 10 Kilogramm mehr als der Vorgänger. Da die spürbar leichteren Felgen zu den ungefederten Massen gehören, fühlt sich die Maschine auf der Straße allerdings gar nicht wirklich schwerer an.
 
Das neue Modell kostet 19.249€ inkl. Überführung (und inkl. Y-AMT, Kofferset und allen Features oben) und ist in zwei Farben erhältlich. Weiterhin gibt es noch die Yamaha GT 9 für 16.049€ sowie das 2024er Modell der 9GT+ für 16.949€. Die bis Ende 2024 erhältliche Tracer 9 ist aus dem Programm gestrichen worden. Vermutlich wollten alle Käufer die Koffer sowieso dazu haben, insofern ist diese Streichung nachvollziehbar.
 
Farbauswahl
Zwei Farben verfügbar: Wir würden die Blaue nehmen - wegen der schönen Felgen.

 
 
Abmessungen und Sitzprobe
 
Bei der Sitzprobe habe ich trotz der ergonomischen Veränderungen keinen Unterschied zum Vorgängermodell feststellen können. Man sitzt nach wie vor Cross-Over typisch aufrecht und bequem und hat den Eindruck, den ganzen Tag auf der Maschine verbringen zu können. Das Platzangebot für den Sozius ist ebenfalls gut, also auch zu zweit sollte dem Vergnügen einer langen Tour nichts im Wege stehen.
 
Der Blick nach hinten ist ebenfalls gut, es gibt bezüglich der Ergonomie einfach gar nichts zu meckern - bis auf das Gewicht, dass die Rangiererei etwas anstrengend macht. Allerdings gilt das in gleicher Weise für die Wettbewerber, die genauso viel oder sogar noch mehr Kilos auf die Waage bringen.

Sitzprobe
So sitzt es sich auf der neuen Tracer 9 GT+
 
 
 
Cockpit Beleuchtung vorne Beleuchtung hinten

Technik-Overkill

Und nun zur Technik <gulp>. Wie gesagt: Die GT9+ ist quasi der Leuchtturm im Yamaha-Programm und soll zeigen, was heutzutage nicht alles möglich ist. Radargestützter Tempomat, Totwinkelwarner, ein Bremssystem, dass bei zu niedrigem Abstand zum Vordermann mithilft, Keyless Ride mit Zentralverriegelung für die Koffer, natürlich auch Schräglagensensorik sowie ein semiaktives, elektronisch gesteuertes Fahrwerk. Dass die Maschine auch eine Wheelie-Control, eine Reifendruck-Kontrolle, eine 10-fach verstellbare Traktionskontrolle, eine Berganfahrhilfe sowie Fahrmodi mit Custom-Modes bereitstellt, hört sich fast schon selbstverständlich an - ist es aber natürlich nicht!

Richtig gut ist auch die inkludierte Vollkarten-Navigation via Garmin Motorize App. Diese ersetzt tatsächlich vollständig die Extra-Navikisten und kann per Joystick supergut bedient werden - inkl. Zoom, Zieleingabe und allem, was man halt so mit einem klassischem Navi machen kann.

Das war aber noch lange nicht alles! Das 7" TFT-Farbdisplay bietet auch drei sehr schöne und komplett unterschiedliche Ansichten und einem Inforeichtum, dass wir so noch nicht gesehen haben. Ein besonderes Schmankerl ist das Matrix-LED Licht, welches es bei keinem anderem Motorrad gibt. Die 20 LED-Einheiten bieten nicht nur Kurvenlicht, sondern leuchten auch so aus, dass der Gegenverkehr nicht geblendet wird und man sich trotzdem über eine sehr gute Lichtausbeute freuen kann. 

Motor

 

So fährt sie sich

Der Sound ist geprägt vom giftigen Dreizylinder und dem Underfloor-Auspuff. Die Maschine faucht und röchelt je nach Drehzahl heiser bis schreiend - herrlich! Dazu haben die Yamaha Sound-Ingenieure die Ansaug-Geräusche offenbar auch nochmal angepasst. Es blubbert beim Gas geben derartig fulminant aus der Airbox, dass es einem kalt dem Rücken runterläuft!
 
Okay, dann mal auf die Straße mit dem Gerät. Zum Fahrverhalten könnte ich jetzt eigentlich all das wiederholen, was ich schon beim Test des Vorgängers gesagt habe. Das schenke ich mir jetzt einfach mal und verweise auf eben diesen Test. Ich habe ehrlich gesagt überhaupt keinen Unterschied zwischen den beiden Modellen feststellen können, was allerdings ein dickes Lob für das 2025er Modell bedeutet! 
 
Bremsen


Gleiches gilt für die Bremsanlage, die meines Wissens auch nicht geändert wurde. Die Advics-Zangen gehen bissig und kraftvoll ans Werk und haben mit der Maschine überhaupt keine Probleme. Kurven-ABS ist natürlich an Bord. Die Maschine liegt satt auf der Straße, lässt sich auch bei sportlicher Fahrweise nicht aus der Ruhe bringen und ist trotzdem erstaunlich agil. Die neuen Reifen beißen sich regelrecht in den Asphalt und machen  ebenfalls einen sehr guten Eindruck.
 
 
Das neue Y-AMT an der neuen Tracer 9 GT+

Einen gewichtigen Unterschied zum Vorgänger gibt es allerdings: Die neue Tracer 9 GT+ verfügt in Serie über das automatisierte Schaltegetriebe Y-AMT. Dieses ermöglicht komplett kupplungs- und schaltungsfreies Fahren in den beiden Automatik-Modi "D" und "D+". Sinnigerweise hat die Maschine weder einen Kupplungs- noch einen Schalthebel. Daran muss man sich erst einmal gewöhnen, ich habe jedenfalls anfangs ein paar Mal ins Leere getreten und mit der linken Hand in die Luft gegriffen - weil ich halt schalten wollte. Im manuellen Modus kann man auch schalten, allerdings "nur" mit der Formel-1 mässigen Schaltwippe - voll geil!
 
Im manuellen Modus kann man mit dem Mode-Taster am rechten Lenker zwischen den drei vorkonfigurierten Modi und zwei Custom-Modes wechseln. Sehr gut: Drückt man länger den Home-Button, werden die sechs (!) Parameter angezeigt, die beim jeweiligen Modus eingestellt sind. Unter anderem sieht man die Einstellung des Motormappings, der Traktionskontrolle, des ABS, der Motorbremse etc. Das ist sehr gut gemacht, weil a) sehr übersichtlich und verständlich und b) weil man hier die Parameter in den beiden User-Modi sehr einfach anpassen kann. In unserem Testvideo (unten) zeigen wir ausführlich, wie man das macht und wie gut es funktioniert.

 
Aber wie schlägt sich Y-AMT denn nun in der Praxis? Fangen wir mal mit den beiden Automatik-Modi an. Beim Modus D wird etwa bei 3.000 Umdrehungen in den nächsthöheren Gang geschaltet, im Modus D+ passiert dies bei etwa 4.000 Umdrehungen - also später und damit sportlicher. Die Maschine schaltet in diesen beiden Modi automatisch nach oben und unten. Man kann allerdings mit der Schaltwippe auch eingreifen, z.B. wenn man bei einem Überholmanöver kurz nach unten schalten möchte.
 
Leider sind die Schaltvorgänge im Automatikmodus etwas rumpelig. Man spürt jeden Schaltvorgang deutlich und es gibt auch Lastwechselreaktionen, wenn auch nur sehr kurze. Dennoch: Wer nach einer langen Tour etwas kaputt oder müde ist, der wird sich über die Automatik-Modi freuen, denn das fährt sich ähnlich schnuckelig wie bei einem Roller. Man muss quasi nur noch lenken, bremsen und Gas geben.
 
Viel besser hat uns aber der manuelle Modus gefallen. Hier muss der Fahrer noch selbst schalten, aber eben nur durch kurzen Druck auf die Schaltwippe. Und merkwürdigerweise sind die Schaltvorgänge hierbei extrem fluffig und ohne Ruckelei wird ganz weich der nächste Gang eingeworfen. Das Ganze ist wohl auch deshalb so smooth, weil die Tracer 9 GT+ natürlich auch den Yamaha QuickShifter der dritten Generation an Bord hat. Und der funktioniert halt sehr gut, egal bei welcher Drehzahl, egal ob nach oben oder nach unten.
 
Der manuelle Modus mit der Schaltwippe fühlt sich trotzdem anders an, als bei einer Maschine mit Quickshifter ohne Schaltwippe. Es ist einfach etwas anderes, ob man mit dem Fuß oder mit dem Finger schaltet. Wenn man übrigens an die Ampel fährt und vergisst, herunterzuschalten, macht die Yamaha das auch im manuellen Modus automatisch. Sehr praktisch!

Die Garantie der Yamaha Trace 9 GT+ liegt bei drei Jahren, das normale Service-Intervall bei 10.000 Kilometern oder einmal jährlich. Als Wettbewerber sehen wir die Suzuki GSX-S1000 GX, BMW S 1000 XR und Kawasaki Versys 1100 SE
 

Fazit

Die neue Tracer 9 GT+ setzt das fort, was Yamaha mit dieser Maschine 2023 gestartet hat: Sie ist ein Feuerwerk an technischen Innovationen und richtet sich an all diejenigen, die a) alles haben wollen und b) gerne an ihrer Maschine herumspielen. Das ist einerseits schon sehr beeindruckend, aber sicherlich nichts für alle Biker. Man muss schon etwas Zeit mitbringen, wenn man alle Optionen der Tracer 9 GT+ nutzen und verstehen möchte. Die Bedienung ist aber trotzdem gut gelungen und auch in Sachen Motor, Fahrwerk, Bremsen etc. setzt die Yamaha Tracer 9 GT+ Maßstäbe. Das alles hat natürlich seinen Preis, den die Fans solcher Maschinen aber vermutlich gerne zahlen. Ganz oben wird die Luft halt dünne...
 
Das Testbike wurde uns freundlicherweise von Motorrad Ruser in Haseldorf für diesen Test zur Verfügung gestellt. Dort steht die neue Tracer 9 GT+ als Vorführer und freut sich auf Probefahrer. Die Strecken rund um Haseldorf eignen sich perfekt für eine ausgiebige Proberunde, also auf gehts zu Motorrad Ruser. Dort gibt es übrigens auch Vorführer bzw. Motorräder von KTM und neuerdings auch von Kawasaki.

Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre

  • Preis: 19.250€
  • Verfügbarkeit: seit 2023
  • Farben: blau, silber-blau
Pro & Kontra
Pro:
  • Wahnsinns-Ausstattung
  • strammer Motor
  • Sound von fauchend bis schreiend
  • sehr gutes semiaktives Fahrwerk
  • einzigartige Innovationen wie z.B. Matrix-LED Licht
  • absolut tourentauglich, Kofferset inklusive
Kontra:
  • Automatik-Modus mit Schwächen
  • technische Möglichkeiten dürften einige Biker überfordern
06.2025: Yamaha Tracer 9 GT+ Y-AMT im Test
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