Test: Yamaha MT-09

Unerwartet sportlich

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Seit 2013 wird die Yamaha MT-09 schon gebaut – aber sie zählt nach wie vor zu den beliebtesten Motorrädern in Deutschland. Warum das so ist, klärt dieser Test.

Design: Alles nach vorn

Vor der ersten Runde um das Motorrad klären wir die wichtigste Frage: Ja, es gibt sie neben silber-rot auch in anderen Farben, nämlich in schwarz oder blau. Dietmar und Markus fanden die Farbkombi übrigens klasse, aber glaubt mir: Die sind eigentlich ganz nett. Jetzt also los, was ist die Yamaha MT-09 für eine? Ein Naked Bike, so viel ist klar. Sie hat zwei enge Verwandte: Das Retro-Bike XSR 900 (9.995 Euro) sowie die Adventure 900 Tracer (14.200 Euro). Das winzige Windschild ist nicht Serie, sondern stammt aus dem Yamaha-Zubehör (162,95 Euro). Das Design der MT ist eher extrovertiert, hinter der Transformers-Lichtmaske beginnt das Motorrad erst richtig, um nach hinten schmal auszulaufen. Das sehr kurze Heck fällt auf und sieht richtig klasse aus. Der separate Kennzeichenhalter betont die Leichtigkeit des Hecks.

Im übrigen ist die gut ausgestattete Yamaha mit 8.995 Euro recht günstig. Zur Serienausstattung gehören neben verschiedenen Fahrmodi und Traktionskontrolle ein Quickshifter. Neben dieser Variante gibt es noch die SP mit Öhnlins-Fahrwerk für 10.195 Euro, was allerdings ein sportlicher Aufpreis ist.

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Sozius? Bitte nicht ...

Kaum aufgestiegen, will man wieder herunter. Jedenfalls wenn man das Pech hat und der Sozius ist. Die schicke Sitzbank ist ein Hingucker, aber für bekömmliche Reisen zu zweit eindeutig zu schmal. Das ließe sich mit der bequemeren Variante aus dem Zubehörshop lösen (324,95 Euro), aber die Position der Fußrasten nicht. Sie sind viel zu hoch montiert, normal gewachsene Menschen haben ihre Knie unter dem Arm des Fahrers. Da hilft es wenig zu wissen, dass die Konkurrenz wie beispielsweise die Kawa Z 900 nicht besser mit den Beifahrern umspringt.

Die schmale Sitzbank bedeutet neben der coolen Optik, dass auch nicht so große Personen sicher mit den Füßen auf den Boden kommen. Besser jedenfalls, als es die 820 Millimeter Sitzhöhe vermuten lassen. Vorne ist die Sitzposition mit dem breiten Lenker gut, man sitzt in Richtung Vorderrad orientiert.

Das Rangieren fällt dank der 193 Kilo leicht, doch der Lenkeinschlag ist ziemlich gering. Beim Fahren fällt das nicht auf, in der Garage schon. Jetzt genug der Vorreden, los geht’s.

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Drehfreudig, kraftvoll: der Motor

Der Dreizylinder soll 115 PS leisten, da kommt Vorfreude hoch. Das Vorderrad übrigens auch, falls man gleich zum Start wissen will, wo der Frosch die Locken hat. Wer die Traktionskontrolle abschaltet, hat keinerlei Probleme, das Vorderrad blitzschnell in Gang 1 oder 2 auf Augenhöhe zu bekommen. Warum die Yamaha so beliebt ist, liegt zu einem großen Teil an diesem famosen Dreizylinder. Er ist gefühlt kräftiger als die 115 Pferdestärken, vor allem überzeugt das Drehmoment: Die Yamaha packt zu, dass es eine Freude ist und die nur 87,5 Newtonmeter aus dem Datenblatt vergessen lässt.

Das ist eine Wucht. Die Yamaha ist ab knapp über Leerlaufdrehzahl gleichmäßig in der Leistungsabgabe und legt oben herum einen Scheit nach. Vor allem zwischen 6.000 Umdrehungen und dem Begrenzer bei 11.250 Touren geht die Post ab. Die Gasannahme ist im besten Sinne ruppig, Befehle werden fast digital umgesetzt. So geschmeidig wie ein Reihen-Vierer läuft der Dreizylinder naturgemäß nicht, aber ausreichend ruhig, um zum Wesen der Yamaha zu passen.

Motor klasse also, schon mal gut. Etwas zwiespältiger fällt das Urteil über das Fahrwerk aus. Positiv ist, dass die nur 193 Kilo jederzeit zu spüren sind. Kurvenwilligkeit, Handlichkeit, alles klasse. Allerdings ist die Grundabstimmung der Yamaha MT-09 nach dem Facelift von 2017 und dem neuen Fahrwerk immer noch weich. Schlechte Straße, voll beladen und hohes Tempo - da kommt Unruhe ins Gebälk. Das ist schade angesichts des gelungen Gesamtkonzepts und vor allem des druckvollen Motors. Die SP mit Öhlins-Fahrwerk (von uns noch nicht gefahren) soll da deutlich besser abschneiden, dann allerdings ist der Preisvorteil dahin.

Volle Punktzahl erbremsen sich die Stopper. Jederzeit kräftig zubeißend und gut dosierbar - da gibt’s nix zu verbessern.

Überraschend gut ist das klitzekleine Zubehör-Windschild. Naked Bikes mit nachgerüstetem Windschild sehen immer komisch aus. Hier entfällt das Fremdeln: Tatsächlich ist es nicht auffällig, es hält etwas den Druck vom Fahrer ab, ohne die MT-09 in einen Tourer zu verwandeln.

Fazit 

Was bleibt übrig? Tatsächlich sind die typisch einfache Bedienung der Yamaha MT-09 und deren Alltagstauglichkeit dafür verantwortlich, dass man sie einen Einsteiger empfehlen könnte. Die hohe Motorleistung spricht natürlich dagegen.

Aus dem Trio des Retro-Bikes XSR 900 oder der 900 Tracer ist sie die mit Abstand günstigste, aber keinesfalls billig. Wer das Design mag, spart sich den Aufpreis für die XSR. Nur wer Touren möchte, muss zur im Vergleich ziemlich teuren Tracer greifen.

Trotz des etwas weichen Fahrwerks ist die MT-09 ein homogenes, in sich stimmiges Gesamtkonzept. Jedenfalls, solange man niemanden mitnehmen möchte oder eine lange Tour plant. Ein hoher Spaßfaktor ist garantiert.
Daumen hoch!

Unser Dank geht an Motorrad-Ruser für das Testbike.

Preis / Verfügbarkeit / Farben / Baujahre

  • Preis: 8.995€
  • Gebraucht (3 Jahre alt): 6.400€
  • Baujahre: seit 2013
  • Verfügbarkeit: sehr gut
  • Farben: silber-rot, schwarz, blau
Pro & Kontra
Pro:
  • Spaßgranate
  • Starker Motor mit Druck und Charakter
  • Fauchende Triple-Soundkulisse
  • technisch bereis in Serie voll ausgestattet
  • butterweicher QuickShifter
  • agiles, wendiges Fahrverhalten
Kontra:
  • Kupplungsgehäuse ragt rechts weit heraus
  • Blinker-Rückstellungsintervall zu lang
04 2021: YAMAHA MT-09
05 2019: Test: Yamaha MT-09
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