Honda CBR 1000 RR-R Fireblade SP im Test
Rasierklinge mit 218 PS auf der Landstraße - macht das Sinn?
Sexy steht sie da
Da steht sie vor mit, die Fireblade SP in Grand Prix Red. Sieht klein aus, kann ich im Schlusssprung rüberhüpfen. Mach ich aber nicht, ist ja eine Testmaschine und nicht meine. Honda-Händler Nico aus Kaltenkirchen hat noch nie so lange auf mich eingeredet, dass ich um Gottes Willen bitte vorsichtig fahren soll und erst einmal 30 Minuten gaaaanz langsam beginnen möge. "Albern", denke ich mir. Später weiß ich: Dass ich überhaupt mit diesem Ding fahren durfte, war ein echter Vertrauensbeweis!Das soll sie können
Doch bevor wir losfahren, schauen wir uns noch ein wenig auf dem Bike um. Es gibt Keyless Go mit einer etwas merkwürdig weit vorne angebrachten Zündung. Das 5 Zoll TFT-Cockpit lässt sich mit einem Steuerkreuz links überraschend leicht bedienen. Es gibt drei konfigurierbare Fahrmodi und alle möglichen technischen Assistenz-Systeme: Wheelie-Control (zum Glück!), Launch-Control, Traktionskontrolle, Kurven-ABS, 6-Achsen IMU etc.
Unsere SP-Variante hat im Gegensatz zur Standard-Fireblade eine Akrapovic-Anlage sowie ein semiaktives, elektronisch steuerbares Fahrwerk von Öhlins. Nun bin ich hauptberuflich kein Rennfahrer und kann zu den diversen Setup-Möglichkeiten nichts Kompetentes sagen, aber auf jeden Fall fühlt sich das Fahrwerk extrem stabil an. Selten war ich mit so viel Vertrauen auf einem Motorrad unterwegs, obwohl ich nichts am Setup geändert habe.
Auch Licht-technisch ist die Fireblade Jahrgang 2020 ganz weit vorne. Die in die Spiegel integrierten Blinker beinhalten das Tagfahrlicht und natürlich sind sämtliche Leuchten in LED. Vorne in der Verkleidung sind die Winglets optisch sehr ansprechend untergebracht, die für jede Menge Anpressdruck sorgen sollen, wenn man mit 200 um die Kurve fährt.
So fährt sie sich
Okay, dann rollern wir mal vom Hof. Der Sound ist selbst bei niedrigen Drehzahlen schon irgendwie giftig. Wenn man dann hochdreht, wird man regelrecht angeschrien. Geil. Aber zunächst fahre ich wie empfohlen langsam durch Kaltenkirchen. Bilde ich mir das ein oder gucken die Leute mehr als bei anderen Maschinen? Später stellt sich heraus: Das war keine Einbildung. Ich bin gleich viermal von unterschiedlichen Personen auf die Triple-R angesprochen worden, sogar von einer Oma. Tja, die CBR fährt nicht nur 300 km/h, sie sieht auch so aus. Und zwar auch im Stand.Gut, mein Puls pegelt sich langsam wieder auf 165 ein, dann kann es ja weiter gehen. Zweiter Beschleunigungsversuch und wieder das gleiche. Mein Gehirn kommt nicht hinterher, bin ich schon hier oder ist mein Geist noch irgendwo dahinten? Man kann das einfach nicht beschreiben, die Maschine geht so brutal nach vorne wie ich es NOCH NIE erlebt habe.
Fazit - was bleibt hängen
Tja, beeindruckend oder? Da ist meine Landstraßenperformance nicht ganz so dolle, aber Spaß hatte ich dennoch jede Menge. Ich frage mich allerdings, wie lange man eine Fireblade ohne Führerscheinentzug lenken darf. Ich würde sicherlich nach wenigen Tagen sofort meinen Lappen los sein. Langsam fahren geht jedenfalls nicht auf der CBR, und damit kommen wir auch zum Punkt: Honda hat bei der Fireblade alles auf Rennstrecke ausgelegt und dass so gut hingekriegt, dass für normales Motorradfahren wenig übrigbleibt.Mit dieser Maschine nur auf Landstraßen rumzufahren wäre Perlen vor die Säue. Obwohl - macht trotzdem irre Spaß! 95% der Käufer werden dennoch Racer sein, die Ihr Schätzchen regelmäßig auf die Rennstrecke entführen. Genau da fühlt sie sich wohl, genau da gehört sie hin.
Test-Bike von Motofun Kaltenkirchen - vielen Dank!
Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre
- Preis: 26.330€ für die SP-Variante, 22.300 € ohne SP
- Gebraucht (1 Jahr alt): 20.000€
- Baujahre: 2020-2021
- Farben: Grand Prix Red (rot-blau-weiß), Pearl Morion Black (schwarz)