Yamaha R7

Yamaha R7 im Test (Baujahr 2022)

Der neue SuperSportler der Mittelklasse im Alltagstest.

Yamaha R7 im TestFoto: motorradtest.de
 
Mit der neuen R7 schließt Yamaha endlich die Lücke zwischen der R3 und der R1. Die R7 hat zwar den allseits beliebten CP2-Motor der MT-07, ist ansonsten aber ein komplett anderes Motorrad. Wie es sich anfühlt, mit einem SuperSportler der Mittelklasse auf Landstraße und Autobahn umherzukacheln haben Volker und Dietmar ausprobiert.


So steht sie da

Die R7 ist ein ausgesprochen elegantes, beinahe schon filigranes Motorrad. Vor allem von vorne gefällt die schlanke Taille und der grazile Look. Sie hat zwei Positionsleuchten und nur einen Hauptscheinwerfer, ist also gegenüber den Schwestern R3 und R1 sofort als eigenständiges Bike erkennbar. Uns gefällt das Design richtig gut, vor allem in der Anniversary Lackierung (rot, weiß und gelb), für die die allerdings ein Aufpreis von 400 Euro fällig wird. Wer es etwas schlichter mag, für den steht die R7 auch in Blau und Schwarz zur Verfügung (siehe unten).

Beim Aufsitzen gibt es eine kleine Überraschung: Die Fußrasten sind für eine rennmäßige Schräglage zwar hoch montiert, aber nicht so weit hinten wie sonst bei SuperSportlern üblich. Trotzdem sitzt man natürlich extrem sportlich auf der R7 und wird regelrecht über den Tank zu den Stummel-Lenkern hingezogen. Die Maschine wiegt vollgetankt nur 188 kg, das lässt auf eine gute Beherrschbarkeit sowie eine angemessene Beschleunigung hoffen, doch dazu später mehr.
 
Der Soziuskomfort ist wie bei Super-Sportlern üblich bescheiden. Immerhin, es gibt einen Platz für den Beifahrer, der muss sich aber ähnlich wie der Fahrer ganz schön zusammenkauern, von Komfort kann hier keine Rede sein - gut so!!! Wer Komfort möchte, der möge sich bitte eine Reise-Enduro bestellen, hier geht es um sportliches Fahren.
 
Abmessungen und virtueller 360 Grad Rundgang um die R7

LEDLampen hintenCockpit

Das soll sie können

Die technische Ausstattung der R7 ist spartanisch. Es gibt außer dem ABS keine technischen Helfer. Keine Traktionskontrolle, keine Fahrmodi, kein Ride by Wire, kein Kurven-ABS, nichts. Lediglich einen Bordcomputer hat Yamaha der R7 spendiert, welcher über einen Kippschalter bedient wird. 

Vermutlich will Yamaha damit auch zum Ausdruck bringen, worum es bei der R7 gehen soll - nämlich ums Fahren und nicht ums herumspielen. Ob dies von der vermutlich eher jüngeren Zielgruppe auch so verstanden wird, bleibt abzuwarten. Wir älteren Fahrer jedenfalls haben kein Problem damit und sind eher froh, dass das Smartphone in der Tasche bleiben kann und nicht mit dem Bike verbunden wird. 

Licht-technisch verwöhnt die R7 mit Rund-um-LED inkl. der Blinker. Das inverse LC-Display im Cockpit ist gut ablesbar und lenkt nicht vom Fahren ab. Um ehrlich zu sein haben wir bei unseren Testfahrten nicht einmal drauf geguckt, so soll es eigentlich ja auch sein. 

Für günstige 170 Euro gibt es übrigens einen QuickShifter, der allerdings nur nach oben funktioniert, also ohne Blipper-Funktion. Für eine Super-Sportler hätten wir uns da schon einen ausgewachsenen Schalt-Assi in beide Richtungen gewünscht. Aber egal, es geht dank der butterweichen Kupplung auch komplett ohne.

R7 in BlauFoto: Yamaha

So fährt sie sich

Die R7 fühlt sich nicht nur so an wie ein SuperSportler, sie fährt sich auch so. Schon die Sitzposition lässt den Fahrer sich so fühlen wie der Dottore Vale Rossi, und wenn man dem Gaul dann die Sporen gibt, gehts auch zur Sache - und dass schon ab 3.000 UMin! Das breit nutzbare Drehzahlband ist einer der großen Vorteile der R7. Sogar das Anfahren im 3. Gang ist dank der wunderbar dosierbaren Kupplung kein Problem. Die Kupplungskraft ist sehr gering und so macht es einfach einen Riesen-Spaß, sich durch das exakt schaltbare 6-Gang-Getriebe nach oben zu arbeiten. Wer braucht da bitte einen QuickShifter?

"Na, der Rennfahrer auf der Rennstrecke natürlich!" mag sich der eine oder andere jetzt denken. Aber ist die R7 eigentlich für die Renne gemacht? Ja und Nein. Natürlich kann man mit der R7 wunderbar in Oschersleben & Co. seine Runden drehen, aber die R7 will eben auch für nicht so geübte Rennfahrer funktionieren. Und genau das tut sie dank der einfachen Zugänglichkeit und der beherrschbaren Leistung auch. Mal ganz ehrlich: Wer kann die 200 PS einer Panigale oder R1 auf der Landstraße wirklich ausfahren? Niemand, zumindest nicht ohne Führerscheinentzug. R7 in schwarz

Noch ein Wort zu Bremsen und Fahrwerk. Die 4-Kolben Stopper von Advics vorne sind dank Brembo-Radialpumpe bissig und dennoch gut dosierbar. Die Hinterradzange von Nissin ist nicht ganz so prächtig, zumal deren ABS-Regelintervall etwas zu lang ausfällt. Dennoch: Die R7 bremst auf Kommando und das Aufstellmoment in Kurven hält sich in Grenzen. Das Fahrwerk ist voll einstellbar, die USD-Gabel von Kayaba macht einen guten Job. Auf der Landstraße ist die R7 zwar straff gefedert, aber ohne dabei zu nerven. Klar, komfortables dahingleiten fällt flach, aber hey, wir wollen mit der R7 sportlich fahren und nicht cruisen.
 
Der Windschutz steht und fällt mit der Sitzposition. Wer förmlich in die Maschine "hineinkriecht" kann auch höherer Geschwindigkeiten ohne Druck auf den Oberkörper meistern. Wir sind auf der Autobahn den maximalen Speed (216 km/h) ohne Problem gefahren. Klar, wer sich dann aufrichtet, der muss mit Turbulenzen rechnen, aber das macht man auf so einem Motorrad ja auch nicht.
 
Wer lange auf der R7 fährt und wie wir keine 30 mehr ist, der spürt schon die Handgelenke. Und wer den Kopf während der Fahrt untypisch hoch halten möchte, der wird dies nach einiger Zeit im Nacken merken. Deshalb: Dieses Gerät ist nichts für lange Touren oder lässiges dahin-cruisen. 

Fazit - was bleibt hängen

Die Yamaha R7 hält, was ihre Optik verspricht. Obwohl sie mit knapp 74 PS für eine Sportler moderat motorisiert ist, kann man auf ihr jede Menge Fahrspaß haben. Das gilt für die Renne, insbesondere aber auch für die Landstraße und die Autobahn (siehe Video!). 
 
Sie ist wunderbar ausbalanciert und lässt sich auch von Anfängern sicher durch den Verkehr bewegen. Yamaha bringt mit diesem Motorrad einen "Renner für Jedermann". Wer keine 200 PS braucht und auf die wunderschöne Optik eines SuperSportlers steht, sollte sich die R7 auf jeden Fall näher ansehen.
 
Oder noch besser: Gleich eine Probefahrt machen! Das geht z.B. sehr gut bei Tecius & Reimers in Hamburg (Nähe Autobahnabfahrt Eidelstedt), denn dort steht die R7 in der wunderschönen Anniversary Lackierung zu einer Ausfahrt parat. Nur zu - ihr werdet sicher einen Mörderspaß haben!

Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre

  • Preis: 9.449 €
  • Verfügbarkeit: ab 01/2021
  • Farben: blau, schwarz, rot-weß
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Zubehör für die
R7

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Pro & Kontra

  • Getriebe und Kupplung exakt und leichtgängig
  • lebendiger Motor mit breit nutzbarem Drehzahlband
  • leicht, wendig, sportlich
  • zugänglicher Sportler für Jedermann
  • Sitzposition auf Dauer ermüdend
  • technisch sehr spartanische ausgestattet
  • optionaler QuickShifter ohne Blipper
Von unserem Team geprüft:

Allgemein

Typ
Supersport
UVP
10.249 €

Abmessungen

Länge
2.070 mm
Höhe
1.160 mm
Gewicht
188 kg
Sitzhöhe
835 mm
Radstand
1.395 mm

Fahrleistungen & Reichweite

0 auf 100
4 s
60 auf 100
3 s
Tankinhalt
13 l
Verbrauch
4,5 l
Reichweite
289 km
Höchstgeschw.
216 km/h

Motor & Kraftübertragung

Motorbauart
Reihentwin
Zylinderzahl
2
Kühlung
flüssig
Hubraum
689 ccm
Bohrung
80 mm
Hub
68,6 mm
Leistung
73,4 PS
Drehmoment
67 NM
Ganganzahl
6
Antrieb
Kette

Fahrwerk & Bremsen

Rahmen
Brückenrohrrahmen
Federung vorn
Upside-Down
Federweg:
130 mm
Federbein hinten
Über Hebelsystem angelenktes Zentral-Federbein, Zugstufe und Vorspannung einstellbar
Federweg:
130 mm
Aufhängung hinten
Zweiarmschwinge
Bremsen vorne
Hydraulische Doppelscheibenbremse
298 mm
Reifen vorne
120/70ZR17M/C (58W) (schlauchlos)
Bremsen hinten
Hydraulische Scheibenbremse
245
Reifen hinten
180/55ZR17M/C (73W) (schlauchlos)
ABS
2-Kanal ABS

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