Ducati – die Edlen, Schönen und Schnellen aus Bologna

Mal ganz ehrlich: Was verbindet man mit dem Namen Ducati? Motorräder, zumeist rot, na klar. Die desmodromische Ventilsteuerung auch, und natürlich den legendären V2-Motor. Das ist alles richtig, aber wie bei so vielen Firmen kamen einige dieser Dinge erst später als vermutet ins Rollen.

Start als Radiobauer

Dann fangen wir mal an: Antonio Ducati baute zusammen mit seinen drei Söhnen Bruno, Adriano und Marcello in den ersten 20 Jahren keine Motorräder, den Start machten 1926 Bauteile für Radios. Auch 1946, als man sich erstmals mit Zweirädern beschäftigte, deutete nichts auf die Boden-Boden-Raketen der Neuzeit hin.

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Der „Cucciolo“ war ein Hilfsmotor für Fahrräder. Zu dieser Zeit allerdings waren die Gründer schon nicht mehr an Bord – Ducati stand unter staatlicher Verwaltung. Doch der Staat sah es offensichtlich als erfolgsversprechend an, wenn Ducati diesen Unternehmenszweig ausbauen und verstärken würde. Um das auch organisatorisch darzustellen, wurde Ducati 1953 in die Ducati Elettronica S.p.A. und den Motorradhersteller Ducati Meccanica S.p.A. aufgespalten.

Ganz wichtig war das folgende Jahr: Fabio Taglioni trat sein Amt als Technischer Direktor an, ein Amt, das er bis 1989 inne haben sollte. Er erwies für Ducati als ebenso prägend wie es der legendäre Giotto Bizzarini für Ferrari und Lamborghini war. Taglionis Entscheidung war es, sowohl den V2-Motor zum Laufen zu bringen als auch – noch wichtiger und früher - die desmodromische Ventilsteuerung einzusetzen. Seine erste Tat war ein Paukenschlag. Die Aufgabe, mit geringsten Mitteln ein Sportmotorrad zu konstruieren, löste Taglioni in Rekordzeit mit der nur 100 ccm großen Gran Sport „Marianna“.

imageFotos: Ducati
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Erstmals mit Desmo

In der Rennversion der Gran Sport kam es zum Einsatz der Desmodromik. Was das ist? Ein kurzer Ausflug in die Technik: Ventile werden durch die Nockenwelle geöffnet und durch Federn wieder geschlossen. Bei frühen Sport- und Rennmotoren kam es durch schwache Materialien öfters zu Ventilflattern oder Federbrüchen. Die Lösung: Mit der desmodromischen Ventilsteuerung werden diese zwangsweise und präzise geschlossen. Das bedingt für jedes Ventil zwei Kipphebel und auf der Nockenwelle je Ventil einen zusätzlichen Nocken.

Mit anderen Worten: Diese Motoren ließen sich für damalige Verhältnisse drehen wie verrückt, bei allerdings stark gestiegenen Kosten in der Fertigung. Fabio Taglioni gelang es, diese Technik zuverlässig und bezahlbar zu machen. Trotzdem: Der Einsatz der Desmodromik ist heute noch ziemlich teuer. In den Rennmotorrädern von Ducati („Desmosedici“) entfallen allein sieben Stunden auf das Einstellen der Ventile. Und auch heute ist bei den Serienmotorrädern von Ducati mit erhöhten Wartungskosten zu rechnen.

Wie nahezu alle italienischen Motorrad- und Autohersteller stand Ducati mehrmals vor der Insolvenz, wurde übernommen, zum Spekulationsobjekt und grundsätzlich neu ausgerichtet. Ein kurzer Ausflug in die wechselhafte Eigentümer-Geschichte: 1983 musste sich Ducati mit dem italienischen Zweiradhersteller Cagiva zusammentun, der im Jahr 1985 Ducati ganz kaufte.

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Es lebe der Sport

Cagiva hatte 11 Jahre später mit eigenen Zahlungsproblemen zu kämpfen und verkaufte 1996 erst 51% seiner Ducati-Anteile an die amerikanische Texas Pacific Group, 1998 alles. 2005 übernahm die italienische Investindustrial Gesellschaft die Anteile der Texas Pacific Group, verkaufte sie 2012 an Audi (über deren zweite italienische Tochter, Lamborghini).

Ducati baute in seiner Geschichte eine ganze Reihe aufsehenerregender Maschinen. Die DNA der Firma war immer eine sportliche bis extrem sportliche Positionierung der Maschinen. Stellvertretend für viele weitere sei hier die Ducati 851 genannt. Vor diesem Modell war ein Motorrad mit diesen Fahrleistungen als V2 nicht vorstellbar. Folgerichtig deklassierte Ducati mit ihr in der Folge die Superbike-Rennklasse.

Erweiterung des Kundenkreises

In die gleiche Kategorie gehört die legendäre Ducati 916 von 1994, die heute neben ihren unglaublichen Fahrleistungen (für die damalige Zeit) als Designklassiker angesehen wird. Um diese Zeit herum wurde den Ducati-Machern klar, dass die Fokussierung auf Supersportler in eine Sackgasse führen würde. Zwangsweise erweiterte man die Modellpalette, beispielsweise 1993 um die heute noch gebaute, stilbildende Monster-Baureihe. Heute umfasst die Ducati-Modellpalette neben Superbikes (Paningale), Sporttourer (SuperSport), auch Reiseenduros (Multistrada) und neben der etablierten Monster zusätzlich einen Chopper (Diavel).

Am 1. Januar 2016 waren in Deutschland 74.741 Ducati-Krafträder zugelassen, was einem Anteil von 1,8 Prozent entspricht. 2016 betrug die Produktion rund 55.000 Stück im Jahr, was für einen Umsatz von 731 Millionen Euro sorgte.

Daten

  • Ausrichtung: Sport
  • Gegründet: 1926
  • Legendäres Modell: 916
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