Harley Davidson Fat Boy 2025 im Test

Das Modell 2025 mit dem 117er V2 darf ran.

Harley Davidson Fat Boy 2025 im Test Fotos: Motorradtest.de
 
Erster Test der Harley Davidson Fat Boy 2025 in Deutschland! Volker und Dietmar haben sich dieses Monument von einem Motorrad bei Harley Davidson in Kiel geschnappt und eine Runde gedreht. Jetzt können beide kaum noch schlafen ...

Cruiser à la Schwarzenegger

Ich habe lange überlegt, ob ich diesen Testbericht so aufbaue wie sonst. Warum? Weil ich befürchte, dass dies der Fat Boy nicht gerecht wird. Das wäre ungefähr so, als wenn man einen Test eines VW Golf+ genauso aufbauen würde, wie den Test einer Dodge Challenger HRT Hellcat. Würde auch keinen Sinn machen.

Vier Farben stehen bei der neuen Fat Boy zur Wahl.
Vier Farben stehen bei der neuen Fat Boy zur Wahl. Foto: Harley Davidson / Collage: Motorradtest.de
Also, wir beschränken uns hier mal auf die wesentlichen Punkte, die die Fat Boy ausmachen. Neu an der 2025er Version ist eigentlich nur der Motor, denn jetzt kommt endlich der 117er V2 zum Einsatz! Ansonsten hat Harley das Fahrwerk verbessert und natürlich neue Farben an den Start gebracht. Die ersten drei finden wir schick, aber das Blau?? Naja, muss ja jeder selbst wissen.
 
 
Abmessungen und Sitzprobe
 
Die neue Fat Boy 2025 ist 2,36 m lang, wiegt 315 kg und hat eine Sitzhöhe von 67,5 cm. Damit ist eigentlich schon alles gesagt. Man sitzt quasi auf der Straße und hat viel Motorrad vor und hinter sich. Aufgrund der niedrigen Sitzhöhe kommt natürlich jeder sicher mit den Füßen auf den Boden, trotzdem sollten sich Einsteiger lieber nicht für eine Fat Boy entscheiden ... auch wenn die Maschine sich leichter rangieren lässt, als wir das vermutet haben.
 
Der Blick nach hinten ist hier richtig gut und die Spiegel sehen nicht nur stylish-verchromt aus, sondern haben auch wieder diesen herrlichen Aufdruck "Objects in mirror are closer than they appear". Falls also ein Dinosaurier im Spiegel erscheinen sollte, ist der nicht so weit hinter Euch, wie es scheint. Wer es nicht glaubt, schaut nochmal schnell den ersten Jurassic Park Film.
 
Sitzprobe Fat Boy 2025
So sitzt es sich auf der neuen Fat Boy. Echt Fat.
 
 
Cockpit Harley Davidson Fat Boy 2025 Beleuchtung Harley Davidson Fat Boy 2025 Lampen hinten Fat Boy 2025

Technik der Fat Boy 2025

Die neue Fat Boy ist alles andere als spartanisch ausgestattet. Sie hat in Serie einen Tempomaten, drei Fahrmodi, eine schräglagenabhängige Traktionskontrolle und Kurven-ABS. Dazu gibt es einen sehr schön gemachten analogen Speedometer und ein inverses LC-Display samt Bordcomputer. Ebenfalls an Bord sind Bluetooth, USB-Anschluss, Motorschlepp-Regelung und sogar eine Reifendruck-Kontrolle - alles in Serie.

Viele Features also, die aber zum Glück weder nerven noch ablenken noch die Bedienung kompliziert machen. Im Gegenteil: Die Bedienung ist sehr einfach und funzt auch ohne Blick in die Bedienungsanleitung. Für das Wechseln der Fahrmodi gibt es einen eigenen Taster, dito für den Tempomaten.

Auch beim Licht ist die neue Fat Boy auf der Höhe der Zeit: Voll-LED inkl. der Blinker, automatische Blinker-Rückstellung, Signature Tagfahrleuchten - alles dabei. Die Blinker kommen im stylischen Bullet-Style und obwohl hinten Rück- und Bremslicht und Blinker in einem Gehäuse untergebracht sind, sieht man auch beim Bremsen stets das sehr, sehr helle Blinklicht.

Serien Endschalldämpfer der Fat Boy 2025 Serien Endschalldämpfer der Fat Boy 2025. Klingt wuchtig und souverän.
 

So fährt sie sich

Zunächst zum Sound. Harley-Fahrer lassen sich ja gerne Extra-Tüten mit Klappenauspuff an ihre Maschinen dengeln. Dagegen ist nichts einzuwenden, aber die Fat Boy 2025 klingt unserer Meinung nach auch mit dem Serien-Endschalldämpfer schon mehr als betörend. Okay, ist Geschmackssache - also hört selbst: Soundcheck rechts oben.

Dann rollern und bollern wir mal auf die Strada mit der Harley Davidson Fat Boy 2025. Als erstes fällt auf, wie die Maschine sich in Kurven verhält. Durch die breiten Reifen (160er vorne, 240er hinten!) ist das schon eine ganz eigene Sache - zumal der Micheln Scorcher 11 ein sehr schmale Seitenflange aufweist. Wer noch nie so eine Kombination von schwerer Maschine mit diesen Reifendimensionen gefahren hat, wird zunächst einen kleinen Schreck kriegen, dann aber feststellen, dass die Fat Boy durchaus durch Kurven geht, nur halt ein wenig Überredung braucht.

Milwaukee Eight V2 mit 105 PS und fast 2 Liter Hubraum Milwaukee Eight V2 mit 105 PS und fast 2 Liter Hubraum. Der fährt nicht, der stampft.
 
 
Als zweites fällt der Motor auf. Der neue 117er ist ein echter Prachtkerl. Er ist kultiviert, elastisch, drückt von unten wie nichts Gutes und transportiert das Harley-Gefühl eines echten Langhubers wie kaum ein anderer V2. Natürlich will man mit einer Fat Boy gar nicht unbedingt heizen, aber dieser Druck aus niedrigsten Drehzahlen macht echt süchtig - also gibt man doch ab und zu gerne mal Gas und erfreut sich an dem Gefühl, dass unter einem ein echtes Dampfschiff arbeitet.
 
 
Wir haben uns dabei ertappt, dass wir kaum über 4.000 Umdrehungen gekommen sind, der Motor dreht aber durchaus luftig bis knapp über 5.000 UMin, wenn es denn mal sein muss. Die eigentliche Show ist aber, wenn man die Drehzahl auf etwa 1.200 UMins fallen lässt und dann Gas gibt. Kein Gemecker, kein Geruckel, anstandslos zieht das Gerät nach oben - herrlich! Wie das bei einem Luft/Ölgekühlten V2 mit knapp 2 Litern funktionieren kann, ist uns zwar ein Rätsel, aber es funktioniert.

Einscheibenbremse vorne. Reicht das? Wo ist denn hier die Scheibe? Einscheiben-Bremse vorne. Reicht das?
 
Nicht ganz so gut funktioniert dagegen die Bremserei. Wir sind zwar kurz davor zu sagen "Ist doch egal" - aber zumindest ein wenig Objektivität soll dann doch noch in diesen Testbericht Einzug erhalten: Die Bremse vorne ist nicht so toll. Für normale Bremsmanöver ist das alles natürlich keine Problem, ich möchte aber mit der Fat Boy nicht unbedingt bei 160 km/h einen Hirsch vor die Linse kriegen. "Naja, ist dann halt Pech für den Hirsch" könnte man jetzt denken, aber eine Doppelscheibe wäre natürlich auch eine Lösung. Andererseits: Wer wollte diese himmlische Optik auf das Scheibenrad vorne von rechts damit kaputt machen? Eben.
 
Dann noch kurz ein Satz zum Fahrwerk, welches Harley bei der neuen Fat Boy angepasst hat. Natürlich kann man mit lediglich 86mm Federweg hinten keine Komfort-Kutsche erwarten. Die Karre fühlt sich daher zwar straff an, aber sooo übel wie erwartet ist das denn nun auch wieder nicht. Eigentlich fährt man sehr gechillt mit der Fat Boy in der Gegend herum. Okay, ein schräg liegender Kanaldeckel sendet schon mal einen kurzen Gruß an die Wirbelsäule, aber das ist alles im Rahmen. Die Sitzposition und der freie Blick nach vorne ergeben sowieso ein erhabenes, absolut souveränes Fahrgefühl, das lässt man sich von so kleinen Ungereimtheiten nicht ablenken.
 
 
Die Garantie für die Harley Davidson Fat Boy 2025 liegt bei 2+2 Jahren. Der Service ist alle 8.000 Kilometer oder einmal pro Jahr fällig. Wettbewerber gibt es nicht sonderlich viele. Vielleicht diese hier: Indian Springfield / BMW R18 / Triumph Rocket 3
 

Fazit zur Harley Davidson Fat Boy 2025

Jo, HD Fat Boy. Was soll man zu dieser Maschine sagen? Für uns ist sie der Inbegriff für Maschinen aus Milwaukee. Kaum ein anderes Bike transportiert den Charme einer Harley so gekonnt wie die Fat Boy. Sie ist eigenwillig, fährt sich auch so, pfeift auf alle Konventionen und lässt es derartig krachen, dass man das Grinsen gar nicht mehr wegbekommt. Technik: Egal, Fahrwerk: Egal, Bremsen: Egal. Motor, Optik und Sound: Ne glatte 1. Wer eine Fat Boy fährt, muss nichts erklären. Gar nichts.
 
Die Testmaschine wurde uns netterweise von Harley Davidson Kiel zur Verfügung gestellt. Dort wartet die neue Fat Boy und viele andere Harley Vorführer auf Probefahrer. Harley Kiel liegt verkehrsgünstig an der Autobahn und man kann vom Händler mehr oder weniger sofort auf Landstraßen das Bike seiner Wahl ausführen. Wer sich beeilt, kann dort sogar noch die Fat Boy Gray Ghost bestaunen - ist aber schon verkauft, sorry.

Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre

  • Preis: 26.770€
  • Gebraucht (3 Jahre alt): 23.000€
  • Baujahre: 1990 bis heute
  • Farben: Schwarz, Blau, Grau, Schwarz-Rot
Pro & Kontra
Pro:
  • Optik
  • Motor
  • Sound
Kontra:
  • Völlig wurscht.
07.2025: Harley Davidson Fat Boy 2025
Verkaufszahlen (Deutschland)
Gesamt: 2.054 Mid: 35296
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