Fotos: Motorradtest.de
Die neue Indian Scout Bobber Jahrgang 2025 ist vor allem eines: Schwarz. Die Optik alleine würde für ein neues Modelle aber natürlich nicht reichen, deshalb hat Indian der neuen Bobber auch den kräftigeren 1.250 ccm V2 gegönnt, der nun nach Euro5+ homologiert ist. Dietmar hat eine Runde gedreht und schildert hier seine Eindrücke.
Ich seh' schwarz!
Der letzte Test einer Indian Scout Bobber ist nun schon sieben Jahre her und trotzdem erinnere ich mich noch daran, als wäre es gestern gewesen. Woran liegt das nur? Schwer zu sagen, aber irgendwie baut Indian Motorräder, die anders sind. Schon auf dem Datenblatt gibt es einige Merkwürdigkeiten, so verzichtet Indian beispielsweise auf eine USD-Gabel und verbaut vorne eine Einzelscheibe.
Das mag so manchem potentiellen Käufer merkwürdig erscheinen, aber es ist irgendwo auch ein Statement: Hier geht es nicht um Sieger-Zahlen für das Quartett, sondern um die Quint-Essenzen von "echten" Motorrädern: Motor, Sound und Optik. Alles andere ist für Indian offenbar zweitrangig.
Unterschiede in der Ausstattung: Die Ltd.+Tech kann schon deutlich mehr als die Standard.
Die neue Bobber gibt es als Standard für 15.390€, als Limited für 16.390€ und als Ltd. + Tech für 17.390€. Die Unterschiede in der Ausstattung sind oben abgebildet. Wir haben für den Test von Powersport Nord die Variante Tech mit voller Hütte und einem Jekill & Hyde Vox Auspuff zur Verfügung gestellt bekommen. Dieses Modell gibt es in diesen drei Farben:
Farben der Scout Bobber Jahrgang 2025. Bronze ist auch schick, aber eigentlich muss sie schwarz sein.
Abmessungen und Sitzprobe
Oh oh oh, da geht es schon los mit den Besonderheiten dieser Maschine. Man sitzt echt wie ein Affe auf dem Schleifstein. Die Bobber-typische Sitzposition umfasst einen sehr niedrigen Solositz (Sitzhöhe 665 mm) sowie weit nach vorne und oben verlegte Fußrasten. Man muss seine Füße regelrecht nach oben werfen, wenn es losgehen soll. Und man sitzt reichlich gebückt wie Quasimodo - das hört sich affig an und jetzt kommt es noch besser: Ist total lässig!! Naja, GS-Umsteiger werden sich vorkommen wie im wilden Westen, aber genau das ist es halt, was die Bobber ausmacht: Alles ist hier irgendwie anders als bei anderen Motorrädern.
Die Maschine wiegt 246 kg (fahrfertig), was für ein Motorrad diesen Typs gar nicht mal so schwer ist. Die sehr niedrige Sitzposition ermöglicht selbst Zwergen einen sicheren Stand und sicheres Rangieren. Per default kommt die Bobber als Solositzer, sie ist aber vorbereitet für Beifahrer-Fußrasten und einen Sozius-Sitz, gibt es beides im Indian-Zubehör. Der Blick nach hinten ist dank Lenkerenden-Spiegel übrigens sehr gut.
So sitzt es sich auf dem Bobber. Quasimodo lässt grüßen. Trotzdem echt lässig.
360 Grad Rundgang um die Indian Scout Bobber
Technik der 2025er Ltd. + Tech
Die von getestete Tech-Variante kommt mit einem 4" Touch TFT-Farbdisplay im kreisrunden Design. Das Display lässt sich sehr gut ablesen und auch über einen Joystick am Lenker bedienen. Die erstmalige Einrichtung via Smartphone und die erste Bedienschritte der Navigationslösung sind zwar etwas nervig, aber danach funktioniert alles umso besser. Die Vollkarten-Navi funzt übrigens auch Handy-Verbindung - und sieht richtig schick aus!
Die Ausstattung der neuen Bobber ist okay. Es gibt zwar keine Schräglagensensorik, dafür aber Ride by Wire, drei Fahrmodi, Keyless Ride, Traktionskontrolle, einen USB-Anschluss und die Connectivity Lösung via der Indian "Ride Command" App.
Auch beim Licht gibt sich die neue Bobber keine Blöße. Sämtliche Leuchtmittel kommen in LED-Technik und es gibt eine Warnblinkanlage und eine automatische Blinker-Rückstellung. Am Heck sind Rück- und Bremsleuchte sowie Blinker in einem Gehäuse untergebracht.
Das sieht gut aus und da die Blinker recht hell leuchten, sind diese auch bei einem Bremsvorgang trotz dieser Konstruktion gut zu erkennen. Die vorderen Blinker sind zwar stilecht kreisrund, trotzdem werden da einige Käufer auf kleinere Blinker zurückgreifen wollen, die gibt es aber auch im Indian-Zubehör.
Jekill & Hyde Vox Endschalldämpfer. Laut, Stark, Gut.
So fährt sie sich
Bevor es auf die Straße geht, hören wir auf den Sound. Unser Testbike hat die neue Vox-Anlage von Dr. Jekill & Mr. Hide. Wie wir erfahren haben, sind Indian-Fahrer sehr Sound-affin und wechseln sehr häufig von den Standard Endschalldämpfern und Systeme mit Klappensystem. Der Vox klingt bereits geschlossen schon sehr charaktervoll - und offen fliegt einem das alles um die Ohren. Das kann echt süchtig machen, wie Dietmar während seiner Probefahrt erfahren musste. Der Vox kann übrigens in drei Variationen geschaltet werden: Leise, mittel und richtig laut. Wie auch immer: Mit dieser Tüte düfte jeder Indian-Fan mehr als einverstanden sein. Soundcheck rechts oben...
Die ersten Meter auf der Indian Scout Bobber sind - zumindest für Bobber-Neulinge - echt gewöhnungsbedürftig. Das liegt vor allem an der speziellen Sitzposition und den breiten Reifen, dazu der kräftige Motor, das ist schon Respekt einflößend. Aber: Schon nach kurzer Zeit hat man sich daran gewöhnt und dann fängt es an, richtig Spaß zu bringen. Die Bobber ist zwar kein Kurvenräuber im klassischen Sinne, aber sie fährt sich trotzdem prima mit einer überraschend sportlichen Note. Wenn auch die Schräglagenfreiheit nicht mit einem Supersportler vergleichbar ist, so legt man sich mit der Indian trotzdem gerne in die Kurven. Der sehr niedrige Schwerpunkt hilft einem dabei tatkräftig.
Der neue V2 mit 1.250 ccm, 105 PS und 108 Nm. Druck und Kultur gleichermassen.
Der neue V2 hat ordentlich Dampf und ist überraschend kultiviert. Unterhalb von 2.000 Umin fängt es V2-tpisch an zu rattern, aber darüber ist der Motor wirklich überraschend munter. Er hat untenrum bereits ordentlich Punch und dreht willig hoch. Wie schon beim Test der "
Scout Sport" waren wir dann doch überrascht, wie elastisch dieser V2 daherkommt.
Eigentlich fährt man einen Cruiser ja gerne sehr niedrigtourig. Das geht zwar auch mit der Scout, aber mehr Spaß macht es eigentlich bei höheren Drehzahlen. Dort fühlt sich der Motor nicht nur pudelwohl, sondern drückt auch wie verrückt nach vorne. Zum Glück sitzt man auf dem Solositz sehr sicher mit Halt nach hinten, da kann man schon mal Gas geben...
Bremse vorne:
Einzelscheibe und axial angebrachter 2-Kolben Schwimmsattel. Das geht besser.
Nicht ganz so toll ist der Blick auf das Vorderrad. Zum einen hat die Scout Bobber eine konventionelle Telegabel und dann sehen wir auch nur eine Einzelscheibe mit einem 2-Kolben Schwimmsattel. Okay, wir reden hier nicht von einem Performance-Bike, aber trotzdem hätte Indian hier gerne eine bessere Frontbremse servieren können. Dies ist alles der Indian Scout 101 vorbehalten: Hier gibt es eine einstellbar Upside-Down Gabel sowie radial angeschlagene Brembo 4-Kolben Bremssättel an zwei Scheiben.
Was allen Scouts fehlt, ist ein QuickShifter. Das ist aber halb so wild, weil das 6-Gang Getriebe wunderbar funktioniert und vor allem die Handkraft an der leichtgängigen Kupplung sehr gering ist. Der kleine Tank und der Verbrauch von 5,6 Litern auf 100 Kilometern führt zu einer rechnerischen Reichweite von lediglich 232 km. Wie gesagt, die Indian Scout Bobber pfeift auf Dinge, die vielleicht beim Quartett wichtig sein mögen. Aber mal ehrlich: Wer fährt mit einem Bobber bitte durch die Wüste?
Geile Optik: Schwarz, schwarz & schwarz.
Garantie, Service und Wettbewerber
Indian gibt zwei Jahre Garantie auf die Scout Modelle. Der Start-Service ist nach 600 km fällig und danach in folgenden Abständen: 8.000, 16.000, 32.000 km. Auf die Idee muss man auch erst einmal kommen! Naja, geschenkt - in der Regel schiebt man sein Bike ja sowieso einmal pro Jahr zum Service, und das sollte man aus Sicherheitsgründen tatsächlich auch genauso machen, zumindest wenn die Maschine neu ist.
Als Wettbewerber für die Indian Scout Bobber sehen wir die Harley Street Bob und die Sportster S, die Triumph Bonneville Bobber und mit Einschränkungen auch die Honda CMS 1100 Rebel (
Vergleich hier).