Fotos: Motorradtest.de
Mit der brandneuen DS 625 X setzt Voge preislich ein dickes Zeichen bei den Mittelklasse Adventure-Bikes bis 75 PS. Nur 6.999 Euro soll die gut ausgestattete Reisemaschine aus China kosten. Grund genug für Lennert und Dietmar, der Sache mal auf den Grund zu gehen.
Hot oder Schrott?
Gleich zu Anfang wollen wir mal für etwas Aufklärung bzgl. der Marke sorgen: Wer oder was ist eigentlich Voge? Voge ist eine Marke des chinesischen Motorrad-Herstellers Loncin. Loncin produziert seit 1999 Motorräder und baut unter anderem die BMW Roller sowie die Reihentwin-Motoren für die BMW F-Reihe. Mit mehr als 5.000 Mitarbeitern gehört das Unternehmen zu den größten Motorrad-Herstellern der Welt. Alleine 200 Personen arbeiten in China in der Produktentwicklung für Loncin bzw. Voge (
Quelle: Wikipedia).
Im letzten Jahr hat Voge bereits mit der DS 900 S für Aufsehen gesorgt, die nach Ansicht vieler Journalisten nichts anderes als eine sehr günstige BMW F850 GS ist. Auch wir waren in unserem
Test der Voge DS900S sehr angetan. Mal sehen, ob Voge mit der DS 625 X diesen Erfolg wiederholen kann.
Farbauswahl der DS 625 X: "Desert Yellow" und "Black". Die schwarze mit goldenen Felgen muss es sein!
Optisch gibt die Maschine schon mal mächtig was her. Die Front erinnert uns eine Kawasaki Versys, der hintere Teil erinnert mit dem hochgezogenen Endschalldämpfer ein wenig an die Triumph Tiger Modelle. Der Schnabel an der Front wiederum sieht nach Ducati Multistrada aus - und die Sitzbank erinnert an eine GS. Ein bisschen V-Strom und Africa Twin finden wir auch, also sozusagen von allem etwas. Richtig schick finden wir die Voge DS 625 X in schwarz mit den goldenen Felgen.
Abmessungen und Sitzprobe
Die Maschine ist mit einer Länge von 2,23 m ein ausgewachsenes Adventure-Bike. Der Lenker ist breit und angenehm nahe am Fahrer platziert. Fahrer und Beifahrer haben ausreichend Platz und es fühlt sich eigentlich genauso komfortabel an wie auf einer GS oder Tiger. Die Sitzhöhe liegt bei mittelmäßig hohen 845 mm. Für Lenny und Dietmar ist das genau richtig, für ganz kleine Personen könnte das aber schon ein wenig zu hoch sein. Der Kniewinkel ist so jedenfalls für uns nicht zu spitz und auch die Sitzbank hat uns in Sachen Komfort gut gefallen. Mit diesem Bike kann man lange Touren fahren, ohne dass dies ermüdend werden dürfte oder sich der Rücken oder der Po melden sollte.
Die Maschine wiegt vollgetankt 222 kg, das ist nicht zu viel für ein Adventure-Bike dieser Ausmaße. Der Blick nach hinten ist super, man sieht den rückwärtigen Verkehr nahezu vollständig - sehr gut. Der Windschild ist in zwei Höhen verstellbar, das funktioniert zumindest nach oben allerdings nur im Stand. Die Hebel der DS 625 X sind beide einstellbar und überhaupt macht der Blick Richtung Cockpit und Umgebung viel Spaß. Das sieht alles qualitativ hochwertig aus. Etwas enttäuschend ist dagegen das zulässige Gesamtgewicht von nur 389 kg.
So sitzt es sich auf der Voge DS 625 X.
360 Grad Rundgang um die Voge DS 625 X
Technik der DS625X
Das Cockpit der Voge DS 625 X besteht aus einem großen IPS LC-Farbdisplay. Diese Technik ist zwar nicht ganz so leuchtstark wie LED, dafür ist das Display aber wirksam entspiegelt und lässt sich auch gut ablesen.
Neben den üblichen Anzeigen für Speed, Drehzahl, Gang, Benzinfüllstand, Uhrzeit, Umgebungstemperatur etc. verwöhnt die DS 625 X in Serie mit einer Reifendruckkontrolle, beleuchteten Schaltern und separaten Tasten für die Traktionskontrolle und das abschaltbare ABS. Die Maschine besitzt außerdem zwei Fahrmodi und hat einen 12V und einen USB-Anschluss vorne im Cockpit. Einen Bordcomputer mit Verbrauch, Batterie-Spannung und Restreichweite etc. gibt es auch. Lediglich eine automatische Blinker-Rückstellung sowie einen Tempomaten gibt es leider nicht.
Das Licht kommt komplett in LED-Technik. Eine Warnblinkanlage ist vorhanden, ebenso zusätzliche Nebelscheinwerfer und edel wirkende Lauflicht-Blinker. Die Taster machen einen guten Eindruck und die Bedienung der Maschine gibt keine Rätsel auf und benötigt auch keine Einarbeitungszeit. Draufsetzen und losfahren ist hier die Devise.
Schlanker Endtopf mit Carbon-Abdeckung und schönem Zweizylinder-Klang.
So fährt sie sich
Der Sound der Voge DS 625 X ist klasse! Der Motor tönt deutlich hörbar und bollert typisch für einen Reihentwin bassig vor sich hin. Der Endschalldämpfer aus Edelstahl mit einer Carbon-Abdeckung ist sehr ansprechend gestaltet und auch nicht zu groß geraten. Das sieht richtig gut aus und klingt auch richtig gut: Soundcheck rechts oben.
Also, in Sachen Ausstattung und Sitzergonomie macht die Voge DS 625 X schon mal eine richtig gute Figur - jetzt muss sie nur noch gut fahren. Mal sehen, wie sie sich auf den Landstraßen in Schleswig-Holstein schlägt. Auf den ersten Metern stellt sich bei uns sofort das wohlige Adventure-Bike Gefühl ein. Der für ein Motorrad dieser Art relativ kurze Radstand und die nicht übertrieben breiten Reifen machen sich in einem sehr agilen Fahrgefühl bemerkbar. Die Maschine legt sich willig in Kurven und bleibt dabei stets sehr stabil. Das erweckt sofortiges Vertrauen in die Fähigkeiten des Bikes und man fühlt sich unterwegs sehr sicher.
Die Fahrposition ist nicht so sehr Vorderrad-orientiert wie z.B. bei vielen Nakedbikes, man sich fühlt sich eher souverän wie in einem SUV. Den Knieschluss haben sowohl Lenny als auch Dietmar als sehr angenehm empfunden. Der breite Lenker ermöglicht zudem ein angenehmes Gefühl der Kontrolle.
Reihentwin mit 64 PS und 57 Nm Drehmoment. Die kupferfarbenen Abdeckungen erinnern an Honda-Motoren.
Der Motor bringt viel Charakter mit und passt wie angegossen zur Maschine. Knapp 64 PS sind zwar nicht die Welt, aber es geht schon deutlich zügiger und mit mehr Nachdruck vorwärts, als auf A2 Motorrädern mit max. 48 PS. Natürlich kann man die Leistung der DS625X nicht mit einer GS oder einer Multistrada vergleichen, aber wir haben eigentlich nichts vermisst. Irgendwie schafft es die Maschine auch, dass man nicht wie ein Irrer am Hahn drehen will. Es fühlt sich eher nach langer Reise und entspanntem Vorankommen an - und dafür braucht man bekanntlich nicht wirklich 100 PS oder mehr.
Sehr gut funktionert auch das einstellbare Kayaba-Fahrwerk im Zusammenspiel mit den Metzeler Tourance Reifen. Die DS625 X fährt sich außerordentlich komfortabel und bügelt auch stärkere Fahrbahn-Unebenheiten wie z.B. Bahnübergänge komplett weg. Für echte Heizer mag das Fahrwerk ein wenig zu weich sein, aber mal ehrlich: Mit 64 PS heizt man sowieso eher selten und so finden wir die Abstimmung von Gabel und Federbein sehr angemessen. Wer es etwas straffer möchte, der kann ja die Gabel in Zug- und Druckstufe nachregeln. Wir fanden das Standard-Setup genau richtig.
Bremsen von Nissin: Vorne Doppelscheibe mit zwei 2-Kolben Bremszangen. Bremst gut.
Richtig gut haben uns auch die Bremsen gefallen. Diese kommen vorne wie hinten von Nissin und machen einen guten Job. Bei sehr starken Bremsvorgängen taucht die Gabel zwar tief ein, das tut der guten Bremsleistung aber keinen Abbruch. Das abschaltbare ABS greift recht früh ein und hat sehr kurze Regelintervalle. Überraschend gut ist die Bremswirkung der Hinterrad-Bremse, obwohl hier nur ein 1-Kolben Schwimmsattel an einer 240er Scheibe zum Einsatz kommt.
Den Windschutz der Voge DS 625 X haben Lenny und Dietmar unterschiedlich empfunden. Bei hoch gestellter Scheibe war für Lenny alles super, bei Dietmar gab es noch wahrnehmbare Turbulenzen. Der Winddruck am Oberkörper war für beide gering, insgesamt geht der Windschutz also in Ordnung. Das die Scheibe sich nur im Stand nach oben verschieben lässt, ist ein kleiner Nachteil - aber schön, dass sie sich überhaupt in zwei Positionen arretieren lässt.
Die Garantie der Voge liegt bei zwei Jahren, der Service ist alle 10.000 km oder einmal jährlich fällig. Als Wettbewerber sehen wir folgende Modelle:
Suzuki V-Strom 650 XT / CF-Moto 700 MT / Benelli TRK 702 / Moto Morini X-Cape 650. Also die Adventure-Bike der Mittelklasse bis 75 PS, von denen es merkwürdigerweise so viele gar nicht gibt. Ziemlich clever von Voge, in diesem immer beliebter werdenden Segment der nicht ganz so hubraumstarken Reisemaschinen eine günstige Alternative in die Verkaufsläden zu stellen.
Fazit
Stark, was Voge mit der DS 625 X für nicht einmal 7.000 Euro (brutto inkl. Überführung) auf die Beine stellt. Dieses Adventure-Bike ist qualitativ hochwertig gemacht und bietet viel gute Hardware: Z.B. ein einstellbares Fahrwerk von Kayaba, Nissin Bremsen und Metzeler Reifen - um nur ein paar Dinge zu nennen. Die Ausstattung ist also gut und auch an ein sehr ansehnliches Top-Loader Kofferset inkl. Top-Case für nur 1.299 Euro hat Voge gedacht.
Wer befürchtet, hier vor irgendeinem Billo-Bike aus China zu stehen, den können wir beruhigen: Die Voge DS 625 X ist wirklich gut gemacht und bietet viele erfreuliche Details, die es bei der Konkurrenz oft nur gegen Aufpreis gibt. Beispiele gefällig? Motorschutzbügel, Alu-Motorschutz, Nebel-Zusatzscheinwerfer, Reifendruck-Kontrolle, Lauflicht-Blinker, Hauptständer, Handprotektoren, beleuchtete Schalter ... alles in Serie an Bord - für nicht mal 7.000 Euro. Unbedingt Probefahren!
Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre
- Preis: 6.999 €
- Verfügbarkeit: ab 05/2025
- Farben: Desert Yellow, Black