BMW F 900 R (2025) im Test

Der neue Roadster aus Bayern mit verbesserter Serien-Ausstattung

BMW F 900 R (2025) im Test Fotos: Motorradtest.de
 
Die BMW F900 R kam 2020 als Nachfolgerin der F800 R auf den Markt. Jetzt - also fünf Jahre später - spendiert BMW der F900 R ein Update. Wie sich der neue Nakedbike-Roadster fährt und was alles neu ist, hat Dietmar bei einer Probefahrt gecheckt.

Die nackte Kanone II

Die BMW F 900 R gehört zu den meistverkauften Modellen von BMW Motorrad. Daher ist es eigentlich erstaunlich, dass fünf Jahre vergehen mussten, bis sich BMW zu einem Update entschieden hat - und dies vermutlich auch nur zwangsweise wegen der Umstellung auf Euro5+. Geändert wurde beim neuen Modell so einiges: Neue Sitzergonomie (geänderte Position von Fußrasten und Lenker), bessere Serienausstattung mit Schräglagensensorik, einstellbare USD-Gabel, leichtere Felgen, leichtere Batterie, neue Heckleuchten und natürlich - wie fast jedes Jahr - neue Farben.

Farbauswahl: Blau, Schwarz, Rot-Weiß-Blau
Farbauswahl: Blau, Schwarz, Rot-Weiß-Blau (Sport). Eigentlich alle schick, wir würden die rechts nehmen.
 
 
Die grundsätzliche Ausrichtung des Roadsters hat BMW natürlich nicht geändert - never change a running system. Auch die neue F900 R ist also wie eh und je ein sportliches Nakedbike mit jeder Menge Streetfighter-Attitüden. Die Maschine ist leicht, agil und lässt sich auch von Anfängern sehr sicher über den Asphalt scheuchen. Die Qualitätsanmutung ist hoch und so ist der Preis für die nackte Version mit 9.400 Euro im Wettbewerbsvergleich wirklich sehr okay. Das BMW Motorrädern der Ruf anheftet, stets teurer zu sein als die Konkurrenz, kann die F900 R jedenfalls widerlegen.
 
 
Abmessungen und Sitzprobe
 
Wie sitzt es sich auf der neuen F900 R? Wenn wir uns richtig erinnern, saß man auf dem Vorgänger noch etwas aufrechter. Das neue Modell hat die Fußrasten wohl etwas weiter hinten und der Lenker scheint etwas tiefer montiert zu sein. Das ergibt insgesamt eine sportlichere, weil weiter Richtung Vorderrad orientierte Sitzhaltung, die gut zum Charakter der Maschine passt. Der Kniewinkel ist dadurch etwas spitzer, was uns aber auch nach mehreren Stunden im Sattel nicht gestört hat.
 
Die Sitzhöhe ist mit 81 cm typisch für Vertreter dieser Motorrad-Gattung, auch kleinere Personen finden so einen sicheren Stand. Die Maschine wiegt fahrfertig 208 kg. Das ist zwar kein Rekordwert, aber immer noch leicht genug, um einfaches Rangieren zu ermöglichen. Der Sozius-Sitzkomfort ist 1b, aber zum Baggersee sollte es auch zu zweit kein Problem sein. Der Blick nach hinten ist gut, die Spiegel sind ausreichend groß und trotzdem stylish. Noch schicker und passender für die F900 R sind sicherlich Lenkerenden-Spiegel, die es direkt von BMW als Zubehör gibt - allerdings unverständlicherweise nur für die Variante "Sport" (650 Euro Aufpreis) mit Bugspoiler und toller Lackierung inkl. güldener Gabel und roten Felgen. Unbedingt nehmen!
 
So sitzt es sich auf der BMW F 900 R - recht sportlich.
So sitzt es sich auf der BMW F 900 R - recht sportlich mit Tendenz Richtung Vordderrad.
 

360 Grad Rundgang um die F900R

Cockpit Beleuchtung vorne Beleuchtung hinten

Das soll sie können

Das Cockpit mit dem tollen 6,5" TFT-Farbdisplay wurde unverändert übernommen. In Serie an Bord sind die Fahrmodi Road & Rain, Kurven-ABS, dynamische Traktions- und Bremskontrolle und eine Motorschlepp-Regelung (verhindert stempelndes Hinterrad). Optional erhältlich sind: Tempomat, Keyless Ride, Reifendruckkontrolle, Heizgriffe, D-ESA, E-Call, zwei zusätzliche Fahrmodi und adaptives Kurvenlicht.

Unser voll ausgestattetes Testbike mit allen Paketen kostet 11.590 Euro. Ob das elektronische ESA-Fahrwerk nun wirklich sein muss - wir finden nein, zumal es eh nur auf das hintere Federbein einwirkt. Die manuell voll einstellbare Upside-Down-Gabel gehört ebenfalls zur Serienausstattung.

Die Bedienung der F900 R ist wie immer bei BMW logisch, aber aufgrund der vielen Optionen im Display nicht unbedingt in fünf Sekunden zu durchschauen. Es lohnt sich also, mal alle Optionen durchzuskippen und sich in Ruhe mit den Feature des Bikes auseinander zu setzen. Dazu gehört auch die BMW Motorrad App, die gut funktioniert und auch eine Pfeilnavigation im Display ermöglicht. Das ist BMW-typisch schon alles sehr gut gemacht, braucht aber halt ein wenig Eingewöhnungszeit.

Das Licht kommt komplett in LED inkl. der Blinker. Hinten setzt BMW (leider) auf das integrierte Rücklicht mit Brems- und Rücklicht und den Blinkern in einem Gehäuse. Finden wir doof, weil beim Bremsen die Blinker kaum noch erkennen sind, ist aber zugegebenermaßen schön anzusehen. Eine Warnblinkanlage gibt es natürlich in Serie, unser Testbike hatte die Option "Headlight Pro" mit adaptivem Kurvenlicht und Coming-Home Leuchtfunktion. Ist auch schick, braucht man aber nicht unbedingt.

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Endschalldämpfer Serien-Endschalldämpfer: Kling gut, aber leider wenig Sound aus der Airbox.
 
 

So fährt sie sich

Der Endschalldämpfer der F900 R sieht gut aus und klingt auch gut. Für den Fahrer ist das Sound-Erlebnis  auf der Maschine allerdings nicht ganz so berauschend, wie es eigentlich sein könnte, denn die Ansauggeräusche aus der Airbox sind sehr zurückhaltend. Hier könnte BMW für die nächste Modellpflege schon mal ein todo notieren...
Auf der Straße zeigt der Roadster dann, wofür er gebaut ist: Für die Straße! Die Maschine liegt erstaunlich satt und ist dabei sehr agil. Das hätten wir angesichts des Radstands von über 1,50 Meter so nicht erwartet. Vielleicht liegt das auch an den neuen Felgen, die BMW kurzerhand von der S1000R übernommen hat. Sie sind nun satte 1,8 Kilogramm leichter - und das merkt man tatsächlich recht deutlich. Die Maschine lässt sich spielerisch in Kurven legen und umlegen und macht so ziemlich jedes Fahrmanöver ohne Zicken mit. Dabei fühlt sie sich sehr sicher an agiert vorhersehbar.
 
Das Fahrwerk ist einstellbar und überraschend komfortabel. Das gefällt uns richtig gut, denn das Bike ist zwar sportlich fahrbar, meldet aber nicht gleich jeden Kanaldeckel an die Wirbelsäule weiter. Viele Maschinen dieses Typs sind für unseren Geschmack zu straff gefedert, nicht so diese hier. Das Feedback des Vorderrads ist dabei dennoch gut, man bekommt viel mit von der Straße. Einfach ein Klasse-Fahrwerk, auch ohne D-ESA.
 
Motor Reihentwin mit 105 PS. Jaja, er wird in China gefertigt. Ist aber trotzdem ein guter Motor.
 
 
Der Motor ist bei der neuen F 900 R quirlig wie eh und je. Er ist drehwillig und fühlt sich ab 3.000 Umdrehungen richtig wohl. Unterhalb dieser Drehzahl wird es in hohen Gängen allerdings arg ruckelig, also lieber später schalten und höherer Drehzahlen genießen. Leistung und Drehmoment des Reihentwins sind auf dem Datenblatt vielleicht gar nicht sooo beeindruckend, in der Praxis geht es mit Vehemenz nach vorne - vor allem dann, wenn einer der beiden Dynamic Fahrmodi eingelegt ist.
 
Im Rain-Modus geht es erwartungsgemäß behäbiger ans Gas (was ja auch mal schön sein kann, vor allem wenn es regnet!) und im Road-Modus gibt es dann schon mehr Druck. So richtig schön ruppig wird es dann aber erst im Modus Dynamic, in dem offenbar schon bei geringstem Gas geben die Drosselklappen auf vollen Durchzug gestellt werden! Die Fahrmodi sind ja konfigurierbar, insofern wird man den Road-Modus auch ohne die Zusatzpakete aber wohl auch so einstellen können, dass einem die Arme langgezogen werden. Zugegeben: Das haben wir nicht probiert, müsste aber ja eigentlich funktionieren, da ja auch das Mapping auf volles Programm gestellt werden kann.
 
Bremsen Radial verschraubte 4-Kolben Festsättel von Brembo beissen auf 320er Doppelscheiben. Noch Fragen?
 
 
Die Bremsen der BMW F900 R sind ein weiteres Plus dieser Maschine. Auf mit wenig Druck verzögert die Maschine vehement, fast schon wie eine Ein-Finger-Bremse. Kupplungs- und Bremshebel sind einstellbar und bei unserer Maschine mattschwarz. Überhaupt ist der Qualitätseindruck der Maschine sehr gut, hier wirkt nichts billig oder schlampig gemacht. Auch der (leider aufpreispflichtige) QuickShifter hat uns an der F900R gut gefallen. Nahezu ruckelfrei flufft man die Gänge nach oben und unten. Kurios: Man kann unter Gas auch nach unten steppen (wichtig vor Kurven), umgekehrt kann aber im Schiebebetrieb nicht nach oben schalten. Egal, das tun wir normalerweise ja sowieso nur, wenn wir gas geben - und dann funzt das auch wirklich schnuckelig.
 
Noch ein Wort zum Windschutz: Es gibt keinen. Das ist super, denn so liegt der Helm komplett im Wind frei von Turbulenzen. Das hört sich komisch an, weil das ja eigentlich jedes Nakedbike ohne Schild hinbekommen müsste, dem ist aber nicht so. Häufig stören Cockpit-Verkleidungen oder Spiegelformen bzw. Positionen und senden dann doch Verwirbelungen Richtung Fahrer. Hier ist das nicht der Fall und die leicht nach vorne geneigte Sitzposition hilft dabei, sich mehr oder weniger automatisch gegen den Wind zu drücken.
 
 
Typische Streetfighter-Silhouette. Bitte gehen Sie auseinander.
 
 
Die Garantiezeit bei der F900 R liegt bei drei Jahren, der Service ist alle 10.000 Kilometer oder einmal pro Jahr fällig. Wettbewerber-Bikes gibt es in dieser Klasse (gehobene Mittelklasse) jede Menge: Kawasaki Z900, Yamaha MT-09, KTM 990 Duke, Ducati Monster, Triumph Street Triple 765 und Honda CB 750 Hornet. Preislich steht die BMW in Anbetracht der Ausstattung gut da. Lediglich die Honda ist deutlich günstiger, kann aber bei der Ausstattung nicht mit der BMW mithalten.
 
 
 

Fazit

Die neue BMW F900 R ist - wie viele Motorräder in dieser Klasse - eine echte Spaßgranate! Sie hat ordentlich Dampf, ein ausgewogenes und nicht übertrieben sportliches Fahrwerk und ist mit der serienmäßigen Schräglagensensorik gut ausgestattet. Schade, dass BMW sich nicht dazu durchringen konnte, den guten QuickShifter auch mit in die Serie zu packen. Echte Schwächen hat die BMW nicht und sie wirkt qualitativ sehr hochwertig. In Sachen Preis/Leistung muss sich die F900 R daher nicht vor den Konkurrenten verstecken.
 
Die Testmaschine wurde uns von Bergmann & Söhne in Pinneberg für diesen Test zur Verfügung gestellt. Die F900 R steht dort als Vorführer und freut sich über Probefahrer. Natürlich gibt es auch viele weitere BMW Motorräder, die für Probefahren bereitstehen. Also, ab geht's nach Pinneberg.

Preis/Verfügbarkeit/Farben/Baujahre

  • Preis: 9.400€
  • Gebraucht (3 Jahre alt): 7.500€
  • Baujahre: 2020 - heute
  • Farben: blau, schwarz, bunt
Pro & Kontra
Pro:
  • knackiger Motor
  • gute Bremsen
  • Schräglagen-Sensorik Serie
  • guter Qualitätseindruck
  • Spaßgranate auf der Straße
Kontra:
  • QuickShifter nur gegen Aufpreis
  • Airbox-Sound könnte besser sein
  • nur bedingt Soziustauglich
  • teilweise komische Aufpreis-Politik: Lenkerenden-Spiegel z.B. nur für die Variante "Sport" erhältlich.
04.2025: BMW F 900 R (2025) im Test
Verkaufszahlen (Deutschland)
Gesamt: 8.655 Mid: 1549
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